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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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fast so etwas wie eine Familie. Dann war das mit Andrej passiert, und plötzlich war alles im Arsch. Wenn ihr nur klar gewesen wäre, wie gut sie es vorher hatte.
    Irkutsk! Sie trat gegen eine leere Dose, die über den Gehweg hüpfte und in der friedlichen Dunkelheit hässlich schepperte. Sie fühlte sich überhaupt nicht gut. Zwischen ihr und Gilbert hatte es eine Verbindung gegeben. Sie hatte sich ziemlich beständig angefühlt, und dann hatte ein kleines Gespräch ausgereicht, um alles zu zerstören. Beide hatten dabei schlecht abgeschnitten, hatten sich egoistisch, untreu, oberflächlich gezeigt, und
damit war jede Chance einer dramatischen Jackettverbrennung und einer darauffolgenden Versöhnung unmöglich geworden. Nicht, dass sie sich eine Versöhnung wünschte, dachte sie, als sie ihn plötzlich in einer pornografischen Szene mit einer Unbekannten vor sich sah und erneut heiße Wut sie überkam. Von ihr aus konnte er sich verpissen.

    Ein lautes Klopfen weckte Lydia. Ihr Kopf war auf das Steuerrad gesunken, ihre Zunge klebte am Gaumen fest, und ihr Herz klopfte wie verrückt. Sie hob den Kopf und sah Jan, der sie durch die Windschutzscheibe entsetzt anstarrte.
    »Was machst du da?«, hörte sie ihn fragen.
    Ja, was machte sie da? Sie war so abrupt aufgewacht, dass sie nicht sprechen konnte. Sie wusste nicht, wo sie war. Verwirrt sah sie sich um. Offenbar saß sie im Auto. Das Auto stand in der Star Street. Es war helllichter Tag. Sonnig.
    »Ich dachte, du hast einen Herzinfarkt«, sagte Jan mit hoffnungsvoller Stimme.
    Unbeholfen kurbelte sie das Fenster nach unten. »Wie spät ist es?« Ihre Stimme war belegt.
    »Halb zehn.«
    »Halb zehn morgens?« Seit sie nachts arbeitete, war ihr Biorhythmus völlig aus dem Lot.
    »Morgens. Ich gehe zur Arbeit. Habe Spätschicht.«
    Langsam erinnerte sie sich wieder. Nach den drei Espresso und dem Donut hatte sie die Fuhre ihrer Träume: Fahrgäste, die nach Skerries wollten. Doch danach verließ sie das Glück. Als sie wieder in die Stadt kam, wartete
sie hinter vielen anderen Taxis am Stand in der Schlange, und gegen sieben Uhr gab sie auf. Sie war nach Hause gefahren und hatte in der Star Street geparkt, als ihr aufging, dass es Sonntag war und viel zu früh, als dass Andrej aufgestanden und weggegangen sein konnte. Deshalb hatte sie beschlossen, im Auto zu bleiben. Und irgendwann musste sie eingeschlafen sein.
    »Habe ich eine Druckstelle im Gesicht?«, fragte sie. »Vom Steuerrad?«
    »Ja. Du bist jetzt für immer eine Toyota-Frau.«
    »Ist … eh … wer ist in der Wohnung?«
    »Niemand. Andrej ist nicht da.«
    Mehr brauchte sie nicht zu wissen.
    Sie ging in die Wohnung, und obwohl sie den dringenden Wunsch verspürte, den Computer anzuschalten, musste sie erst duschen. Sie wusch sich nicht gern, aber in den letzten Tagen schrubbte sie in den wenigen Minuten, die sie unter dem heißen Strahl stand, ihre Haut, bis sie rot war und prickelte, um zu versuchen, Andrejs schmutzige Berührung wegzuwaschen. Grässlich!

VIERZIG TAGE
    AM FRÜHEN MORGEN

    Katie half Keith Richards beim Sockenanziehen. »So ist’s recht, gut so, jetzt der andere Fuß«, als sie von einem Scharren und Schrammen vor ihrer Tür geweckt wurde. Sie lag auf der Seite, in ihrer Schlafhaltung erstarrt. Es war neunundzwanzig Minuten nach fünf, jedenfalls nach den teufelsroten Ziffern auf ihrem Wecker, und jemand versuchte bei ihr einzubrechen. Sie lauschte angestrengt und hörte ein Poltern, als würde jemand gegen die hölzerne Wohnungstür fallen. Müsste sie nicht etwas tun? Die Polizei anrufen, zum Beispiel? Oder in die Küche laufen und sich mit irgendwas bewaffnen?
    Sie konnte nicht fassen, dass dies wirklich passierte. Außerdem würde ein Einbrecher doch nicht so laut sein, oder? Sie war erstaunt, wie unprofessionell die vorgingen.
    Der Lärm wurde stärker – jemand stieß wiederholt gegen ihre Wohnungstür –, dann das Allerschlimmste überhaupt: das metallische Schürfen, wenn der Schlüssel das Schlüsselloch sucht.
    Hatte jemand ihren Schlüssel gestohlen und nachmachen lassen? Gelähmt vor Angst ging sie die letzten Tage durch: Wann hatte sie ihre Handtasche unbeaufsichtigt gelassen, wann hätte so etwas passieren können?

    Es gab noch eine Erklärung für die Person an ihrer Tür.
    Es war vielleicht … Conall.
    Mit einem Klicken und einem Scharren öffnete sich die Tür, und die Person, wer immer sie war, stand im Flur.
    »Katie«, hörte sie Conalls Stimme mit einem

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