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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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durchhalten.«
    Eugene warf einen Blick hinüber zu der fettverschmierten Uhr an der Wand. Es war zwanzig vor vier. »Da hast du noch ein paar Stündchen vor dir. Und zu essen?«
    »Etwas mit viel Zucker drin.«
    »In Ordnung. Bring ich dir.«
    Sie drehte sich um und suchte einen freien Platz – das Lokal war voller Taxifahrer, die sich zu einem nächtlichen Frühstück einfanden – und – Gdansk! – traf auf ein bekanntes, freundliches Gesicht. »He, Odenigbo!«
    Mit entsetzter Miene hob Odenigbo den Kopf, dann wurde sein Gesicht ausdruckslos, er nickte ihr kühl zu und wandte sich sehr offensichtlich von ihr ab.
    Irkutsk! Gar nicht Gdansk. »Hier drin ist es zu voll«, sagte sie zu Eugene, »ich gehe raus.«
    Sie schloss die Tür und ließ Lärm und Dampf hinter sich, und als die kühle Nachtluft ihr übers Gesicht strich,
schluckte sie schwer. Dass Odenigbo sie schnitt, das war hart. Aber nur ein Dummkopfwürde erwarten, dass Gilberts Freunde sie weiterhin freundlich behandelten. Eine Frage der Loyalität. Das verstand sie. Sie hatte Gilbert verletzt, natürlich hielten seine Freunde zu ihm. Aber es machte ihr etwas aus. Sie vermisste die Nigerianer, mit ihnen war es lustig. Und was war mit Gilbert? Er hatte sie auch verletzt! Das war doch unfair!
    Sie musste mit jemandem reden. Es war zwanzig nach fünf mitten in der Nacht – wie groß waren die Chancen, dass Poppy wach war? Ziemlich groß. In fünf Wochen war die Hochzeit, sie hatte seit Monaten nicht mehr gut geschlafen.
    Lydia schickte eine SMS: »Bist du wach?«
    Zehn Sekunden später rief Poppy an. »Du erwischst mich in einem guten Moment. Gerade hatte ich einen Alptraum wegen des Blumenschmucks, und jetzt liege ich zitternd im Bett. Was, wenn die Blumen scheußlich sind?«
    »Aber es sind Blumen, wie können sie da scheußlich sein?«
    »Mum war letzte Woche bei einer Hochzeit und hat gesagt, die Blumen waren grässlich.«
    Ja, schon, aber Mrs. Batch war eine alte Giftschlange und fand überall etwas auszusetzen. Wenn sie in den Himmel käme, würde sie am Eingang ein Theater machen und mit dem Manager sprechen wollen und sich mit schriller Stimme beschweren, dass alles voll strahlender Glückseligkeit war.
    »Die Blumen werden prächtig sein, Poppy, glaub mir! Ich werde niemals heiraten, wenn es mich in so einen Zustand versetzt. Gerade hat Odenigbo mich geschnitten.«

    »Oh! Das ist hart. Aber du würdest auch nicht wollen, dass Sissy oder Shoane nett zu Gilbert sind, falls sie ihn treffen.«
    Darauf folgte ein kleines Schweigen. Beide hatten Zweifel, was Shoane anging.
    »Stimmt, du hast Recht, ich würde ausflippen. Es war einfach … es ist mir dadurch erst richtig klar geworden. Mach mal deinen Test mit mir, Poppy.«
    »Antworte nur mit Ja oder Nein. Erste Frage: Ist dein Leben vorbei?«
    »Nein.«
    »Du wirst nie wieder in deinem Leben einen Mann kennenlernen.«
    »Nein, nein, bestimmt lerne ich einen kennen.«
    »Wenn du dir vorstellst, dass Gilbert mit anderen Frauen zusammen ist, willst du dir dann die Haare ausreißen?«
    »Ja, oh ja.«
    »Tut es dir jetzt leid, dass du deiner guten alten Freundin Poppy über den Mund gefahren bist, als sie gesagt hat, dass Gilbert in Lagos eine Frau und sechs Kinder hat?«
    »Nein.«
    »Aha. Sicher?«
    »Hörst du bitte mal auf?«
    »Weiter. Du hast Fantasievorstellungen, dass er plötzlich vor deiner Haustür steht und zu allem bereit ist –«
    » – zum Beispiel, sein Jackett von Alexander McQueen zu verbrennen, das über tausend Euro gekostet hat, um mir zu zeigen, wie leid es ihm tut.«
    »Das soll wohl ›Ja‹ heißen. Hast du ihm gesagt, dass du ihn liebst?«

    »Du weißt genau, dass ich das nicht getan habe.«
    »Hat er dir gesagt, dass er dich liebt?«
    »Nein, das hätte ich dir erzählt.«
    »Hast du ihn geliebt?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, der Poppy-Test würde das klären.«
    »Hat er dich geliebt?«
    »Na, eindeutig nicht, wenn er es mit anderen getrieben hat.«
    »Hattet ihr vor, zusammen zu verreisen? Ein Wochenende in Barcelona?«
    »Nein, aber das lag nicht an ihm. Das hatte mit mir –«
    »Der Poppy-Test akzeptiert nur Ja oder Nein als Antwort. Also Nein. Lass mich mal nachrechnen. Also gut. Es war keine sehr ernste Bez… Eigentlich würde ich es nicht mal Beziehung nennen. Es wird eine Weile wehtun, ziemlich weh sogar, aber es ist keine tiefe Verletzung. Eher, wie wenn man sich mit Papier ritzt.«
    »Mit Papier ritzt!« Das gefiel Lydia. »Ich weiß genau, was du meinst. Es

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