Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
wir können uns nicht zwischen Tür und Angel unterhalten!"
    Zögernd folgte er ihr in die Diele. Mrs. Porezzi schloß hinter ihm die Tür. Er stellte sich so, daß er die Frau im Auge behalten konnte.
    „Haben Sie Angst, daß ich meuchlings auf Sie schießen könnte?" fragte sie spöttelnd.
    „Zuzutrauen wäre es Ihnen!"
    „Sie sollten einen Arzt aufsuchen, Ferrick."
    „Darf ich meinen Mantel ablegen?"
    „Das ist wohl nicht nötig", meinte sie kühl und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. „Ich glaube nicht, daß unsere Unterhaltung sehr lange dauern wird."
    Ferrick betrat das Zimmer. Die Frau folgte ihm und setzte sich in einen bequemen Armlehnstuhl. Sie legte ein Bein über das andere und zog den Rock über das Knie.
    „Bitte", sagte sie zu ihm. „Jetzt können Sie Ihr Herz erleichtern!"
    Er kam sich auf einmal recht albern und bloßgestellt vor. Er merkte, wie seine Entschlossenheit angesichts von soviel gelassener Überlegenheit ins Wanken geriet. Er begriff vor allem, daß er kein konkretes Beweismaterial in den Händen hatte, und daß sein Verdacht allein auf einer schlagartig gekommenen Eingebung beruhte.
    „Sie waren zur Tatzeit im Haus..." begann er.
    „Spricht das nicht für mich?" fragte die Frau. „Wenn ich etwas zu verbergen gehabt hätte, wäre ich doch sicher weggelaufen! Aber nein, ich bin geblieben. Da wir schon von dem Haus und der Tatzeit sprechen... Sie waren doch auch dort, nicht wahr?"
    „Das ist eine schamlos, von Ihnen erfundene Lüge. Sie haben sie ausgestreut, um mich tatverdächtig zu machen und ins Unglück zu reißen!"
    „Sie vergessen, daß ich niemals ernsthaft behauptet habe, Sie wirklich genau gesehen zu haben."
    „O ja . . . Sie haben Ihre Aussage meisterhaft kaschiert. Aber jeder mußte auf Grund Ihrer Worte annehmen, daß ich mich zur fraglichen Zeit im Haus auf gehalten habe."
    „Ich gebe zu, daß dieser Eindruck entstanden sein mag. Ohne meine Schuld, möchte ich nochmals betonen, denn ich habe mich in meinem Bericht von dem Erlebten und Gesehenen nur an die Fakten gehalten..."
    „Sie lügen, und zwar wie gedruckt! Wenn ich nicht anfinge, Sie zu hassen, würde ich Sie vermutlich bewundern. Warum sind Sie keine Schauspielerin geworden? Sie hätten wirklich das Zeug dazu!"
    „Vielen Dank", erwiderte die Frau kühl. „Aber lassen Sie uns nicht abschweifen. Sie werden einsehen, daß es wenig Zweck hat, sich jetzt von Gefühlen hinreißen zu lassen. Meinem Sohn gegenüber haben Sie behauptet, daß ich eine Mörderin sei. Sie können nicht erwarten, daß ich diese Monstrosität gelassen hinnehme. Sie werden dafür geradestehen müssen!“
    „Das ist meine Absicht.“
    „Großartig... lassen Sie also hören, wie Sie Ihren absurden Vorwurf erhärten wollen."
    „Zunächst möchte ich feststellen und behaupten, daß Sie es waren, die in mein Büro eingedrungen ist und auf meiner Maschine den anonymen Brief geschrieben hat... in der sicheren Erkenntnis, daß die Polizei darin einen weiteren Grund sehen würde, mich der Tat zu verdächtigen."
    „Wie hätte ich in Ihr Büro gelangen sollen?"
    „Das ist nicht schwer! Sie wissen, daß es in meinem Büro einen kleinen Nebenraum gibt, der als Wohn- und Schlafzimmer eingerichtet ist, und den sowohl Marcus als auch ich zuweilen benutzten, wenn wir in der Stadt eine Party hatten und keine Lust mehr verspürten, nach Hause zu fahren. Marcus hat einen Schlüssel zu diesem Raum. . . . und natürlich auch zu dem Büro. Sie brauchten den Schlüssel nur an sich zu nehmen, oder einen Nachschlüssel davon anfertigen zu lassen!"
    „Warum erzählen Sie mir das alles? Das sind doch nur Vermutungen und keine Beweise! Dieses alberne Gerede bringt uns keinen Schritt weiter."
    „Dieses sogenannte ,alberne Gerede'*, meinte Ferrick ruhig, „wird Sie ins Zuchthaus bringen... und von dort nach der Verhandlung in die Todeszelle!"
    „Ist das eine Drohung?"
    „Nur eine Feststellung."
    „Ich empfinde fast Mitleid für Sie, Ferrick... Sie werden sich unsterblich blamieren!"
    „Darauf muß ich es ankommen lassen... zu guter Letzt wird man einsehen, daß ich recht habe!"
    „Worauf wollen Sie Ihren Verdacht gründen?"
    „Sie waren seit eh und je eifersüchtig darauf bedacht, Ihren Sohn mit keinem anderen Menschen zu teilen. Es bedurfte der heftigsten Kämpfe von Marcus, um die getrennten Wohnungen durchzusetzen. Am liebsten wären Sie damals nie von seiner Seite gewichen. In jedem Mädchen, das er liebte, sahen Sie eine akute Gefahr... eine

Weitere Kostenlose Bücher