Der Henker will leben Kommissar Morry
Pomade wahr. Sie öffnete die Zimmertür. Er stand noch immer auf der Treppe. Schließlich gab er sich einen Ruck und folgte ihr. Die Frau betrat das Zimmer und setzte sich. „Bitte, nehmen Sie doch Platz!"
„Wenn man bedenkt, daß ich ein Einbrecher bin, muß .man Ihre Höflichkeit anerkennen", spottete er.
„Ich will die Sache ohne viel Aufhebens aus der Welt schaffen", meinte sie. „Setzen Sie sich doch endlich!"
„Vielen Dank, ich kann stehen." Er lehnte sich neben der Tür gegen die Wand.
„Nennen Sie den Preis!" forderte die Frau.
Er lächelte dünn, dann erwiderte er: „Die Pistole ist zunächst unverkäuflich. Aber Sie werden die Waffe zurück erhalten... und zwar schon sehr bald!"
„Was wollen Sie damit anfangen?“ fragte die Frau beunruhigt. „Haben Sie vor, ein Verbrechen zu begehen?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Die Pistole wird nicht benutzt werden, zumindest nicht als Waffe. Sie soll nur ein gewisses Unterpfand bilden."
Die Frau stieß die Luft aus. „Ich verstehe... Sie stecken mit dem Mädchen unter einer Decke, nicht wahr?"
„Endlich haben Sie's kapiert", sagte er. „Ich freue mich, daß ich die Pistole so schnell gefunden habe. Das wird unseren Forderungen noch ein wenig zusätzlichen Nachdruck geben."
„Ich habe Ihnen und Ihrer Komplizin bis jetzt noch keine Schwierigkeiten gemacht!"
„Das konnten Sie auch gar nicht."
„Ich möchte damit nur zum Ausdruck bringen, daß Ihr Mißtrauen nicht gerechtfertigt ist."
„O doch. Sie haben gesagt, wie schwierig es sein wird, das Geld flüssig zu machen. Ich wette, daß Sie jetzt ein bißchen Dampf dahinter machen werden, um das Geld zusammen zu kriegen. Und darauf kommt es uns an!"
„Die Pistole hat absolut keinen Wert für Sie!" erklärte die Frau. „Sie gehört meinem Sohn!"
„Ich weiß, daß es die Mordwaffe ist“, sagte er ruhig. „Die Pistole, mit der das Mädchen umgebracht wurde."
„Das ist nicht wahr!"
„Sicher ist es wahr. Versuchen Sie bitte nicht, mich für dumm zu verkaufen! Wenn es eine ganz gewöhnliche Pistole wäre, gäbe es für Sie nicht den geringsten Grund, mir, dem Dieb, eine hohe Summe für die Rückgabe zu bieten."
„Ich habe Ihnen doch meine Gründe erklärt! Ich möchte keinen Skandal."
„Sprechen Sie nachher mit meinem Mädchen", sagte er. „Sie wird Ihnen die genauen Bedingungen diktieren."
„Hören Sie..."
Er hatte sich bereits zur Tür gewandt und die Hand auf die Klinke gelegt. Er blickte über die Schulter zurück.
„Lassen Sie sich keine albernen Mätzchen einfallen", sagte er drohend. „Dafür könnten wir kein Verständnis aufbringen. Wir vergessen keine Sekunde, daß Sie eine Mörderin sind und zwei Menschenleben auf dem Gewissen haben! Das erleichtert unsere Aufgabe ganz wesentlich. Ihnen gegenüber brauchen wir keine Skrupel zu haben."
Das Gesicht der Frau rötete sich. „Sie wissen nicht, wie es dazu gekommen ist!" sagte sie. „Sie haben keine Ahnung, wie die Dinge in Wahrheit liegen. Woher nehmen Sie, ein schmutziger Erpresser, überhaupt die Stirn, mich eines Verbrechens zu bezichtigen?"
Er zuckte die Schultern. „Ich habe Sie gewarnt, das ist alles, worauf es mir ankommt. Guten Tag!"
Er öffnete die Tür und betrat die Diele. Die Tür fiel laut ins Schloß. Die Frau zuckte zusammen. Sie hörte, wie er die Diele durchquerte und die Türkette abnahm. Dann ging er die Stufen zur Straße hinab. Mrs. Porezzi griff sich an den Hals. Die Schlinge zieht sich zu, dachte sie verzweifelt. Ruhe, ich darf die Fassung nicht verlieren! Immer habe ich nur an die Polizei gedacht, ja, und natürlich an Marcus... aber mit dieser Entwicklung habe ich nicht gerechnet.
Erst der Anruf der Unbekannten, diese kalte, haßerfüllte Stimme, die alles wußte und so vieles forderte, dieser entsetzliche Schock, der alle Hoffnungen ins Wanken brachte, dann Ferricks Besuch, und nun das...
Die Uhr auf dem Wandsims schlug halb fünf. Die Frau erhob sich. Ich muß mich umziehen, dachte sie. Erpresser warten nicht. Ich muß mit dieser Frau sprechen. Sie wird einsehen müssen, daß sich die Aspekte gewandelt haben. Ich bin bereit, zu zahlen... aber sie muß mir helfen, die Gefahr zu bannen!
*
„Hallo!" sagte eine Stimme hinter ihr.
Mrs. Porezzi zwang sich dazu, den Kopf ganz gelassen zu wenden... obwohl ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren.
„How do you do?" fragte sie und musterte das vor ihr stehende Mädchen. Sie war enttäuscht. Sie hatte mit einer aufgedonnerten
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