Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
sprechen, Marcus... und zwar ganz offen!"
    „Du bist ein Esel!" knurrte Porezzi. „Du hast meine Mutter noch nie leiden können!“ „Das ist, will mir scheinen, ein Umstand, der auf Gegenseitigkeit beruht", erwiderte Ferrick trocken.
    „Gut, daß du es zugibst! Und du hast die Stirn, mir Subjektivität vorzuwerfen? Du entwertest deine Worte so, wie sie es verdient. Daran gibt es keinen Zweifel.“
    „Ich bedaure, dir weh tun zu müssen, Marcus... aber ich fühle, daß es keine andere Möglichkeit gibt. Deine Mutter ist die Mörderin!"
    „Du unternimmst heute wirklich alles, um unsere Verbindung restlos zu zerstören!"
    „Erst müssen wir die Wahrheit finden... dann können wir uns zusammensetzen und über eine Lösung des Problems beraten. Du weißt, wie sehr ich an dir hänge, Marcus... allein um dieser Freundschaft willen ist es meine Pflicht, dir nichts vorzumachen!"
    „Und warum, wenn ich fragen darf, hätte meine Mutter die beiden Menschen umbringen sollen?"
    „Nun, warum denn wohl?" fragte Ferrick mit einem traurigen Lächeln. „Dafür gibt es nur einen Grund.... sie liebt dich mit so krankhaft übersteigerter Intensität, daß sie es einfach nicht fertigbringt, mit jemand zu teilen. Darum haßt sie auch mich... weil sie genau spürt, daß ich es fertiggebracht habe, ihren Einfluß zu dämpfen."
    „Du bist verrückt!"
    „Nein, Marcus... du beginnst schon zu ahnen, daß ich die Wahrheit sage!"
    „Unsinn!"
    „Ich werde zu ihr gehen", verkündete Ferrick.
    „Sie wird dich vor die Tür setzen, so wie du es verdienst", meinte Porezzi.
    „Ich werde trotzdem gehen. Es ist nur fair, daß ich zuerst mit ihr spreche. Dann wende ich mich an die Polizei. Dir zuliebe will ich deiner Mutter die Chance geben, sich selbst zu stellen."
    „Du sagst, daß sie zur Mörderin geworden wäre, um mich an sich zu fesseln... um nicht mit anderen teilen zu müssen. Ich habe dich doch in diesem Punkt richtig verstanden?"
    „Durchaus."
    „Willst du mir bitte verraten, wie sich Elliots Tod in diese Tatmotivierung einfügt?"
    Ferrick überlegte kurz. „Gern", sagte er dann. „Elliot ist wahrscheinlich dahinter gekommen, daß deine Mutter die Pistole gestohlen hat."
    „Na, und? Er konnte doch nicht wissen, daß Deila erschossen wurde", meinte Porezzi. „Er wußte nur, daß sie verschwunden war."
    „Das ist deine Vermutung. Besteht nicht die Möglichkeit, daß er zufällig Zeuge des Mordes wurde? Ich bin sogar sicher, daß es sich so verhält. Darum mußte er sterben!"
    „Siehst du nicht ein, wie verrückt das alles klingt?" fragte Porezzi.
    „Es ist die Wahrheit!" erklärte Ferrick. Er ging zur Tür und legte die Hand auf die Klinke. „Ich bin davon überzeugt, daß deine Mutter sich zur Wehr setzen wird. Niemand läßt sich gern die Maske vom Gesicht reißen. Wenn mir etwas zustoßen sollte, weißt du, wie, wo, und warum es geschehen ist."
    „Geh zum Teufel!" knurrte Porezzi. „Du solltest dich in eine Nervenheilanstalt einweisen lassen."
    Ferrick öffnete die Tür. „Tu' mir einen Gefallen, Marcus, und ruf sie nicht vorher an... ich möchte sie überraschen!"
    Porezzi schwieg. Er beobachtete, wie Ferrick die Tür hinter sich schloß und wartete, bis er die Schritte des Agenten auf der Treppe hörte. Dann ging er zum Telefon und wählte die Nummer seiner Mutter.
     
    *
     
    „Da sind Sie ja!" sagte Mrs. Porezzi.
    „Sie haben mich erwartet?"
    „Ja."
    „Marcus hat also angerufen", sagte Ferrick.
    „Wollen Sie nicht eintreten?"
    Ferrick zögerte. Er betrachtete die Frau, die so zierlich und adrett vor ihm stand... sehr gepflegt in einem Kleid aus schwarzem Chiffon, das für diese Tageszeit fast zu elegant war ... eine Dame, die in dieses Haus und in diese Umgebung paßte.
    „Marcus hat angerufen, nicht wahr?"
    „Ja."
    „Sie wissen also..."
    „Ich weiß, daß Sie mich für eine Mörderin halten", sagte Mrs. Porezzi gelassen.
    Ferrick schluckte. Dann gab er sich einen Ruck. Ich darf mir den Wind nicht aus den Segeln nehmen lassen, dachte er. Dieses kleine, elegante Biest darf mich nicht in die Verteidigung drängen!
    „Sie sehen nicht sonderlich überrascht aus", bemerkte er trocken.
    „Haben Sie das erwartet?"
    „Es ist keine Kleinigkeit, eines Mordes verdächtigt zu werden!"
    Um die Lippen der Frau zuckte es spöttisch. „Ich habe noch niemals sehr viel von Ihrem Denkvermögen gehalten", meinte sie. „Deshalb bin ich keineswegs von dieser geistigen Fehlleistung überrascht. Treten Sie endlich ein...

Weitere Kostenlose Bücher