Der Henker will leben Kommissar Morry
Pistolen dieses Kalibers geben", sagte Porezzi ausweichend.
„Du machst dir nur etwas vor!"
Porezzi seufzte. „Du hast recht. Nach allem, was geschehen ist, muß ich leider annehmen, daß Deila mit einer Kugel aus meiner Pistole getötet wurde. Es ist eine furchtbare Erkenntnis."
„Man wird dich verdächtigen!"
„Sag mal. . . was willst du eigentlich? Erst wirfst du mir vor, ein Mörder zu sein, und dann beginnst du zu lamentieren, wenn ich die Polizei informieren will."
„Ich bin anderen Sinnes geworden", erklärte Ferrick. „Du bist kein Mörder. Die Ereignisse haben mich verwirrt... das ist alles. Du wirst zugeben müssen, daß dein Betragen daran nicht ganz schuldlos ist."
„Okay. Was rätst du mir?"
„Den Mund zu halten."
„Ausgeschlossen.“
„Hast du schon einmal daran gedacht, was geschehen wird, wenn man dich in den Kreis der Verdächtigen einbezieht?"
„Nun?"
„Man wird automatisch auf den Gedanken kommen, daß du auch Clara und Liz getötet haben könntest!"
Porezzi sah verblüfft aus. „Das wäre doch absurd."
„Nicht für die Polizei."
Porezzi überlegte, dann sagte er: „Ich muß das Risiko einer solchen Entwicklung auf mich nehmen. Mir bleibt keine andere Wahl."
„Das ist Selbstmord!"
„Soll ich schweigen? Das wäre unter Umständen noch schlimmer. Was ist, wenn man die Waffe findet? Man wird an ihrem Schaft meine Fingerabdrücke entdecken! Kannst du mir verraten, wie ich mich dann verteidigen soll?"
„Du müßtest behaupten, das Verschwinden der Waffe noch nicht bemerkt zu haben."
„Das würde in der Tat sehr glaubwürdig klingen!" höhnte Porezzi.
„Das ist doch ganz unwichtig. Sollen sie doch versuchen, dir das Gegenteil zu beweisen. Du bist kein Mörder!"
„Vielen Dank", sagte Porezzi. „Deine gute Meinung in allen Ehren. . . aber ich werde trotzdem mit Inspektor Claremont sprechen. Er muß unbedingt erfahren, daß der Mörder in meinem engeren Freundeskreis zu suchen ist... und daß er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu der Gruppe gehört, die sich am Montagabend hier zusammenfand."
Ferrick ging im Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb er mit einem Ruck stehen. Dann wandte er sich um und blickte Porezzi in die Augen.
„Lieber Himmel!" sagte er.
„Was ist?" fragte Porezzi erstaunt.
Ferrick schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. „Ich muß blind gewesen sein!"
„Los ... drück' dich gefälligst ein wenig klarer aus!" sagte Porezzi ungeduldig.
Ferrick holte tief Luft. „Ich weiß jetzt, wer Deila und Elliot getötet hat. Ich weiß es ganz genau... und ich kenne auch das Motiv!"
Porezzi blickte sich im Zimmer um, als könnte er den Gegenstand entdecken, der Ferricks plötzliche Eingebung herbeigeführt hatte.
„Na, wunderbar" meinte er. „Wer war es?"
Ferrick befeuchtete sich die Oberlippe mit der Zungenspitze. „Sei mir bitte nicht böse, Marcus... aber ich möchte den Namen nicht nennen."
„Was soll dieser Unsinn? Entweder du weißt tatsächlich etwas... und dann hast du die Pflicht, mich einzuweihen, oder es handelt sich nur um eine dumme, vage Vermutung!"
„Ich kenne den Mörder!" wiederholte Ferrick.
„Das sagst du nun schon zum zweiten Male. Spann' mich nicht auf die Folter... pack' schon aus! Kenne ich ihn auch?"
„Ja."
„Gut?"
„Sehr gut sogar."
„Ach so..." meinte Porezzi gedehnt. „Jetzt weiß ich, worauf du hinauswillst!"
„Dann ist's ja gut", sagte Ferrick und holte tief Luft. „Du wirst verstehen, daß es mir nicht leicht fällt, darüber zu sprechen. Vorhin fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Alles war auf einmal ganz klar..."
„Du kannst nichts beweisen.“
„O doch! Ich werde dir beweisen, daß deine Mutter die Mörderin ist!“
Porezzi hob die Hände, als ob er Ferrick an die Gurgel fahren wollte, aber dann ließ er sie wieder fallen. „Ich könnte dich erwürgen, du rattengesichtiger Schuft!" stieß er erregt hervor. „Wie kannst du es nur wagen, meine Mutter eine Mörderin zu nennen?"
„Ich wußte, daß es schwierig sein würde, mit dir darüber zu sprechen. Du bist subjektiv. Es ist ganz klar, daß du deine Mutter verteidigst..."
„Was hast du denn erwartet, du Narr? Soll ich dir auf die Schulter schlagen und diesen Blödsinn auch noch gutheißen?"
„Ich sehe ein, daß es furchtbar für dich ist, den Tatsachen ins Auge zu blicken, und ich bedaure zutiefst, daß sich die Dinge so entwickelt haben... aber im Interesse der Wahrheitsfindung müssen wir darüber
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