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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hatte Ferrick den Auftrag, etwas auszurichten. Schließlich ist er Porezzis Agent!"
    „Ja, das stimmt... aber er ist doch schließlich kein Bote! Er war längere Zeit in dem Haus..."
    „Worum geht es Ihnen, Forster? Das ist im Grunde genommen doch eine Lappalie! Wie kommt es, daß Sie mich deshalb anrufen?"
    Förster lachte, „Können Sie sich das nicht denken? Der Beamte, der den Auftrag hat, Ferrick zu beschatten, beobachtete, wie der Agent mit Ihnen sprach und Ihnen einen Schlüsselbund übergab. Was hat das zu bedeuten?"
    „Ach so... Ferrick fühlt sich bedroht."
    „Hat er das gesagt?"
    „Wörtlich."
    „Völliger Unsinn! Ein Ablenkungsmanöver!"
    „Vielleicht. Aber nicht unbedingt. Er meint, daß ihm heute nacht etwas zustoßen könnte und er fragte mich, ob ich nicht Lust verspürte, in seiner Wohnung zu schlafen. Er selbst wird außerhalb übernachten."
    „Wo?"
    „Das hat er nicht gesagt."
    „Wollen Sie sein Angebot akzeptieren?"
    „Ich bin gerade dabei, es mir nochmals durch den Kopf gehen zu lassen. Auf alle Fälle kann es nicht schaden, einen Blick in seine Wohnung zu werfen."
    „Das haben wir ohne sein Wissen schon einmal getan. Ein Saustall! Typische Junggesellenwirtschaft!"
    „Sie haben nichts Belastendes gefunden?"
    „Leider nicht. Der Hund ist gerissen. Er gibt sich so leicht keine Blöße... jedenfalls habe ich das bis jetzt geglaubt. Aber ich sehe, daß ich mich getäuscht habe. Er wird langsam nervös. Die Geschichte mit der angeblichen Bedrohung beweist das. Früher oder später wird er mit so einem Ablenkungsmanöver einen entscheidenden Fehler machen und dann greifen wir zu!"
    „Dazu wünsche ich Ihnen viel Glück", sagte Claremont mit einem spöttischen Unterton. Dann hing er auf.
    Er trat an das Fenster und blickte ins Freie. Um seine Lippen spielte ein kaum wahrnehmbares Lächeln. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite klebte an einem Bauzaun ein Plakat, das ein Konzert von Marcus Porezzi ankündigte. Das Plakat war an einigen Stellen eingerissen und der Wind spielte mit den herabhängenden Fetzen. Claremont spürte ein Gefühl von Wehmut und Bedauern, ohne recht sagen zu können, woher es stammte.
     
    *
     
    Ferrick hatte das Bett frisch beziehen lassen, aber die Wohnung war so schmutzig und verschlampt, daß der Inspektor keine Lust verspürte, sich hinzulegen. Er saß im Schlafzimmer in einem bequemen Sessel am Fenster und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Neben sich, auf einem Tischchen, hatte er das Radio stehen. Es spielte leise und bildete mit dem grünen Licht seiner Skala den einzigen Lichtfleck im Raum. Von Ferricks Angebot, die Whiskyvorräte zu benutzen, hatte Claremont keinen Gebrauch gemacht. Er war schon seit dem frühen Abend hier. Die Vorhänge waren geschlossen. Von neun bis elf Uhr hatte er das Licht im Wohnzimmer angehabt. Falls wirklich jemand die Wohnung beobachtete, mußte der Betreffende annehmen, daß Albert Ferrick gegen elf Uhr zu Bett gegangen war. Jetzt war es fast Mitternacht. Aus dem Lautsprecher des kleinen Radios ertönte einschmeichelnde Tanzmusik. Der Inspektor summte einen der Schlager mit. Er glaubte nicht, daß sich irgend etwas von dem ereignen würde, was Ferrick befürchtete. Er empfand weder Furcht noch Spannung; nur eine angenehme Müdigkeit. Ich bleibe bis drei Uhr, dachte er. Wenn sich bis dahin nichts ereignet, verschwinde ich. Er gähnte und streckte die Beine weit von sich. Wenn das so weiter geht, schlafe ich ein, überlegte er. Dann gab er sich einen Ruck. Er durfte nicht einschlafen. Das war zu gefährlich. Aber je mehr er von der Unsinnigkeit eines Nickerchens überzeugt war, um so müder wurde er. Ich habe einen leisen Schlaf, überlegte er. Das kleinste Geräusch wird mich wecken. Er merkte, wie er in einen seltsamen Dämmerzustand hinüberglitt. Im nächsten Moment war er eingeschlafen. Er erwachte sehr plötzlich, ohne zu wissen, was ihn geweckt hatte. Er war sofort bei vollem Bewußtsein und starrte in die Dunkelheit. Alles war ruhig. Als er den Kopf zur Seite wandte, bemerkte er, daß die Skala des kleinen Radios nicht mehr leuchtete. Das verwirrte ihn. Aber im nächsten Moment wurde ihm klar, warum das Radio nicht mehr spielte. Irgend jemand hatte die Sicherungen in der Wohnung herausgedreht. Claremont spannte seine Muskeln. Die Gefahr, an die er nicht recht geglaubt hatte, war also da. Jetzt, da er wußte, daß Ferrick einen guten Riecher entwickelt hatte, spürte er auch etwas von der Drohung, mit der er

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