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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sich auseinandersetzen mußte.
    Es war gut möglich, daß der unbekannte Eindringling die Tür aufreißen und einfach eine Geschoßgarbe aus der Maschinenpistole abgeben würde. Er konnte auch eine Handgranate werfen ... kurz und gut, es war äußerst heikel, zu wissen, daß sich in diesem Moment ein Mörder durch die Wohnung bewegte. Die Tür öffnete sich. Claremont konnte weder etwas hören noch sehen, aber ein leiser Luftzug setzte ihn davon in Kenntnis, daß die Dinge einem Klimax zutrieben. Warum habe ich vergessen, die Taschenlampe mitzubringen, schoß es ihm durch den Kopf. Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, als er ein leises Schnappen hörte. Claremont war davon überzeugt, daß der Eindringling die Tür ins Schloß gezogen hatte. Claremont atmete mit offenem Mund. Er konnte kein Geräusch vernehmen. Erst nach wenigen Sekunden hörte er ein leises Knarren; es kam von außerhalb des Zimmers. Anscheinend hatte sich der Unbekannte wieder zurückgezogen und die Zimmertür von der Flurseite her geschlossen. Was hatte das zu bedeuten? Hatte der Eindringling gespürt, daß etwas nicht stimmte? Claremont stand auf. Er ging zur Tür und öffnete sie. Fast im gleichen Moment hörte er, wie jemand sehr rasch das Treppenhaus hinabeilte.
    Mit ein paar Schritten war der Inspektor an der Tür. Er riß sie auf und jagte die Stufen hinab. Wenige Meter vor dem Haus hatte er die flüchtende Frau erreicht. Er packte sie am Ellbogen und riß sie herum. Es war Mrs. Porezzi. Sie atmete heftig und starrte ihm aus runden, erschreckten Augen ins Gesicht.
    „Wer sind Sie?" stammelte sie. „Was wollen Sie?"
    „Kommen Sie mit!" befahl er ihr.
    „Wenn Sie mich nicht loslassen, schreie ich!"
    Sie standen unter einer Straßenlaterne. Er zeigte ihr seinen Ausweis. „Folgen Sie mir", sagte er. „Und geben Sie mir die Handtasche!"
    Er hatte erwartet, in der Tasche eine Waffe zu finden, aber es war nur der übliche Kleinkram darin: Lippenstift, Puderdose, Schlüssel und Taschentuch.
    „Was wollen Sie von mir?" fragte die Frau, als er sie zurück in das Haus und in die Wohnung Ferricks führte.
    „Ich möchte mich ein wenig mit Ihnen unterhalten."
    „Worüber?"
    „Das wissen Sie sehr gut!"
    Claremont führte sie zuerst in die dunkle Küche. Nach einigem Suchen fand er den Sicherungskasten. Er drehte die Sicherung ein und machte Licht. Dann ging er mit der Frau ins Wohnzimmer. Dort nahmen sie Platz. Er blickte Mrs. Porezzi an. Sie trug ein schlichtes graues Kostüm und ein Kopftuch. Sie war sehr blaß und um ihre Lippen zuckte es nervös.
    „Warum sind Sie in diese Wohnung eingedrungen?" fragte der Inspektor.
    Mrs. Porezzi bemühte sich, hochmütig und abweisend auszusehen. „Ich verstehe nicht, was Sie meinen."
    „Ausflüchte dieser Art helfen Ihnen nicht weiter."
    „Sie haben mich auf der Straße überfallen und mit in diese Wohnung geschleppt... das ist alles, was ich weiß!"
    „Wollen Sie bestreiten, zu wissen, wo Sie sich befinden?"
    „Das ist die Wohnung von Albert Ferrick..." Sie schaute sich in dem schäbig eingerichteten Zimmer um und verzog angewidert das Gesicht. „Wenn er nicht sein ganzes Geld verwetten und vertrinken würde, könnte er leben wie ein anständiger Mensch. Sagen Sie selbst, Inspektor... ist dieser Ferrick der passende Umgang für einen Künstler, der der Menschheit gegenüber eine Mission zu erfüllen hat?"
    „Was wollten Sie von Ferrick?"
    Sie schob das Kinn ein wenig nach vorn. „Also gut... ich wollte ihn sprechen!"
    „So? Mußte das ausgerechnet mitten in der Nacht sein?" Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach eins. „Und weshalb haben Sie nicht geklingelt?"
    „Er hätte mir nicht geöffnet."
    „Warum?"
    „Ich weiß, daß er sich vor dieser Nacht fürchtet."
    „Sie besitzen den Wohnungsschlüssel?"
    „Ja."
    „Woher?"
    „Marcus hat ein Duplikat. Das habe ich mir beschafft."
    „Warum haben Sie die Sicherung herausgedreht?"
    „Das war eine Vorsichtsmaßnahme."
    „Wogegen? Ich denke, Sie wollten ihn nur sprechen?"
    „Das war auch meine Absicht. Aber ich wollte mich zuerst in der Wohnung umsehen... mit der Taschenlampe."
    „In Ihrer Handtasche ist keine Lampe."
    „O doch", erwiderte die Frau. „Sie ist mit der Puderdose kombiniert."
    Claremont öffnete die Handtasche und überzeugte sich davon, daß die Angabe stimmte. „Was erwarteten Sie in der Wohnung zu finden?"
    Die Frau zuckte die Schultern. „Nichts Bestimmtes", meinte sie

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