Der Henker will leben Kommissar Morry
zu leisten vermochte."
„Das steht ja in der Zeitung", meinte Claremont. „Ich habe auch gelesen, daß das Messer seit Jahren in Dutzenden von Geschäften verkauft wird, und daß es schwer sein dürfte, irgendwelche Anhaltspunkte über den Käufer zu ermitteln."
„Schwer? Praktisch unmöglich!" erwiderte Forster. „Sie wissen, daß die Zeitungen das Bild der Mordwaffe brachten. Wir erhielten, wie meistens in solchen Fällen, stapelweise Post. Mit keinem der Briefe war etwas anzufangen. Natürlich gingen wir jedem Hinweis nach. Aber in fast jedem Fall stellte sich heraus, daß es Denunziationen waren."
„Wie steht es mit den Untersuchungen im Fall von Deila Glyne?"
„Darüber sind Sie doch mindestens ebensogut informiert wie ich!" meinte Forster spöttisch. „Ich habe erfahren, daß Sie mit Deilas Freundin und der Pensionswirtin gesprochen haben."
„Dabei wurde leider nichts zutage gefördert."
Diesmal war es Forster, der seine Schadenfreude nicht unterdrücken konnte. Er grinste leicht. „Ihr Pech, mein Lieber! Sie können sich also mit mir trösten...“
Claremont stand auf. „Rufen Sie mich an, wenn sich etwas Neues ergibt."
„Das verspreche ich Ihnen."
Claremont verließ das Büro. Als er wenige Minuten später auf der Straße stand, legte ihm jemand die Hand auf die Schulter. Überrascht wandte er sich um.
„Hallo, Mr. Ferrick", sagte er. „Wie geht es Ihnen?"
„Miserabel", erwiderte der Agent. „Ich habe, wie Sie sich denken können, eine Menge Ärger."
„Beruflich oder privat?"
„So etwas ist doch nicht zu trennen! Es ist für Marcus nicht gerade nützlich, daß sein Name im Zusammenhang mit den Mordgeschichten erwähnt wird."
„Niemand verdächtigt ihn."
„Das wäre auch absurd!"
„Wollten Sie mich sprechen?"
„Nein, Inspektor, eigentlich wollte ich zu Mr. Forster von der Mordkommission."
„Interessant. Gibt es etwas Neues?"
Ferrick zögerte. „Ja und nein", sagte er. „Ich wollte ihn bitten, diese Nacht meine Wohnung im Auge zu behalten."
„Fürchten Sie sich?"
„Das ist nicht ausschlaggebend. Ich habe ohnehin nicht vor, heute Nacht zu Hause zu schlafen. Sicher ist sicher, wissen Sie. Ich wollte Mrs. Forster ersuchen, irgendeinen seiner Beamten in meiner Wohnung zu postieren."
„Warum?"
„Darüber kann ich nicht sprechen. Noch nicht! Morgen sieht es dann ein wenig anders aus...“
„Das hört sich recht merkwürdig an, Mr. Ferrick."
„Ich weiß. Ich habe eine Zusage gegeben, die ich nicht brechen möchte. Gleichzeitig ist mir der Umstand bewußt, daß ich mich in der Gefahr befinde, getötet zu werden. Es ist keineswegs sicher, daß der Täter versuchen wird, mich in meiner Wohnung zu überraschen... aber ich halte das sehr wohl für möglich und sogar wahrscheinlich."
Claremont dachte nach. „Würden Sie mir gestatten, bei Ihnen zu übernachten?"
„Warum nicht? Das enthebt mich der Aufgabe, mit Forster zu sprechen."
„Wo wohnen Sie?"
„In der 37th Street, Nummer 24. Meine Wohnung liegt im ersten Stockwerk. Es ist nichts Besonderes, wissen Sie. Mir ist es stets ziemlich gleichgültig gewesen, zwischen welchen Möbeln ich wohne. Sie werden auf alle Fälle einen ausreichenden Vorrat von Whisky finden. Bitte bedienen Sie sich... nehmen Sie aber nicht zuviel, denn es kann sein, daß Sie Ihre Reaktionsfähigkeit unter Beweis stellen müssen. Der Unbekannte darf natürlich nicht darauf kommen, daß Sie sich in der Wohnung befinden. Sie ist übrigens leicht über die Feuerleiter zu erreichen."
„Soll das heißen, daß Sie mir diesen Weg vorschlagen?"
„Aber nein... hier sind die Schlüssel!"
Claremont ließ sich die Schlüssel aushändigen. Nachdem er mit Ferrick noch ein paar Worte gewechselt hatte, fuhr er nach Hause.
Als er seine Wohnung betrat, klingelte das Telefon. Claremont nahm den Hörer ab und meldete sich. Forster war am Apparat.
„Hallo, mein Lieber", sagte er. „Ich hatte Ihnen versprochen, anzurufen, sobald sich etwas Neues ereignet. Dieser Fall ist eingetreten."
„Haben Sie den Mörder?"
„Lieber Himmel, nein. Ich wünschte, ich könnte diese Frage bejahen. Aber so leicht wird es unser einem ja nicht gemacht. Nein, ich habe lediglich herausgefunden, daß Mr. Ferrick bei Mrs. Porezzi war. Und zwar heute Nachmittag. War Ihnen das bekannt?"
„Nein."
„Finden Sie diesen Besuch nicht reichlich seltsam?" fragte Forster.
„Ganz und gar nicht", erwiderte Claremont und war sich darüber im klaren, daß er mogelte. „Vielleicht
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