Der Herodes-Killer
einmal an, er sei ein Satanist», wiederholte Rosen ein bisschen leiser. «Na gut. Die Opfer weisen keine satanistischen Symbole auf. Wir haben den Rat von Experten eingeholt, und es hat nie ein vergleichbares Ritual gegeben. Die kalendarischen Daten der Morde sind bedeutungslos, und wie sehr wir es auch versucht haben, wir konnten kein Muster bei den Fundorten der Leichen entdecken.»
«Der Satanismus hat etwas mit dem Christentum gemeinsam, David», erwiderte Bellwood. «Es handelt sich um eine gemeinschaftliche Aktivität. Allein schon das vollständige Fehlen forensischen Beweismaterials zeigt, dass dies hier die Taten eines Einzelnen sind und nicht das Werk einer Bande, einer Subkultur von Verrückten.»
Rosen hörte Harrisons Stimme in einem anderen Raum, sie kam näher.
«Tun Sie mir den Gefallen: Behalten Sie die Annahme, dass es sich um Okkultismus handeln könnte, einfach im Hinterkopf. Was haben wir denn hier und jetzt?», fragte er, das Thema wechselnd.
«Der Ohrabdruck», sagte Bellwood. «Was der uns alles verraten wird, das ist sicherlich das Wichtigste, was er hinterlassen hat …»
«Nicht unbedingt», warf Willis ein. Sie reichte Parker eine kleine Beweismitteltüte, eine Tüte, die er bisher offensichtlich noch nicht gesehen hatte. «Ich bin einfach nach oben gegangen, um mir alles noch einmal anzuschauen. Ich hatte so ein Gefühl, wissen Sie.» Parker sah Willis verblüfft an. «Während ich auf Sie gewartet habe, um Ihnen davon zu erzählen, bin ich eingeschlafen.»
Es war kurz und schwarz und sah fettig aus, beinahe feucht.
«Wo haben Sie es gefunden?»
«Es war direkt über dem Badezimmer der Catons zwischen dem Dachbodeneingang und dem Spanplattenboden eingeklemmt. Ganz in der Nähe des Ohrabdrucks. Er hat beim Spionieren ein Haar verloren.»
Rosen betrachtete das Haar wie vom Donner gerührt. Der Ohrabdruck des Killers war auch schon aufregend, aber beim Anblick seines Haars durchschoss ihn geradezu ein Stromstoß.
«Es war schwierig, das Haar mit der Pinzette herauszuziehen, weil nur ein kleines Stück davon aus der Fuge zwischen dem Eingang und den Bodenplatten herausgelugt hat. Es wirkte, als wäre es mit Öl überzogen. Ehrlich gesagt hätte ich es fast übersehen, obwohl ich den Dachbodeneingang immer wieder abgesucht habe. Was werden wir damit tun?», fragte Willis.
Rosen wusste genau, was er tun würde.
«Erinnern Sie sich an diesen John Mason, den forensischen Künstler, der Kopf und Gesicht des ersten Opfers im Black-Box-Fall rekonstruiert hat? Der hatte nur ein Bruchstück des Schädels als Vorlage.»
«Ja», erwiderte Bellwood. «‹Mason Forensische Abbildungen›.»
«Wir können nur hoffen, dass er Kapazitäten frei hat. Alle Polizeibezirke des Landes stehen bei ihm Schlange. Wir geben ihm eine Kopie des Haars und des Ohrabdrucks. Den Black-Box-Auftrag hat er damals innerhalb von vierundzwanzig Stunden erledigt.»
Rosen bemerkte, dass Harrison, der inzwischen zu ihnen in die Küche gekommen war, gerade außerhalb seines Blickfelds stehen geblieben war.
«Gibt es etwas Neues, Robert?», fragte Rosen. «Beim Abklappern der Nachbarhäuser?»
«Ja, tatsächlich. Die alte Dame in Nr. 35 hat die Tür nicht aufgemacht. Bis jetzt. Sie hat uns etwas zu sagen.»
«Wie hat sie sich genau ausgedrückt, Robert?» Rosen drehte den Kopf, um Harrison in die Augen zu sehen.
«Sie hat gesagt: Ich möchte mit der netten jungen Frau sprechen. Sie hat das Kommen und Gehen beobachtet und Sie beschrieben, Carol. Sie möchte mit der jungen Schwarzen sprechen, hat sie gesagt.»
«Okay, Robert», gab Rosen zurück, «vielen Dank. Und jetzt habe ich einen Auftrag für Sie.» Rosen reichte ihm einen Zettel, von dem Harrison stumm die Worte «Alessio Capaneus» ablas.
«Eine Internet-Suche. Fahren Sie in die Isaac Street zurück und finden Sie so viel wie möglich über diesen Mann heraus. Es wird nicht viel geben, aber bleiben Sie einfach dran. Schauen Sie sich die ersten zweihundert Seiten an. Drucken Sie jede Seite aus. Zeigen Sie mir, dass Sie da waren. Gehen Sie auf alle Sites, die einen bedeutsamen Treffer ergeben, und drucken Sie diese Sites aus.»
«Wer ist denn Alessio Capaneus?»
«Genau das sollen Sie herausfinden. Achten Sie dabei besonders auf irgendwelche Hinweise auf ein Buch oder ein Heft, das dieser Capaneus möglicherweise geschrieben hat.»
Rosen erinnerte sich an das einzige Detail in Harrisons Qualifikationsprofil, das besonders war. Er sprach Italienisch. Rosen
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