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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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Tatort», sagte Rosen.
    «Was für ein Verbrechen hat denn hier stattgefunden?», fragte Carol.
    «Verschwörung zum Mord», antwortete Rosen.
    Sie sah ihn an.
    «Ich möchte, dass jeder einzelne Gegenstand in diesem Raum als forensisches Beweismittel sichergestellt wird. Rufen Sie Parker und Willis von der Kriminaltechnik her.»
    Bellwood holte ihr Handy heraus.
    «Die Bücher, die Zahnbürste, der Zahnputzbecher, die Zahnpasta, das Handtuch, der Nachttisch und alles, was sich darin befindet, der Kleiderschrank, die Kleider darin, das Bett und das Bettzeug. Das eine, was wir suchen, wird das eine sein, was wir nicht finden werden: eine Verbindung zum Internet. Er nutzt das Internet. Er besitzt einen Laptop.»
    Auf dem Kopfkissen lag mit dem Deckel nach oben ein aufgeschlagenes Buch. William Blakes Songs of Innocence and Experience.
    Rosen nahm das Buch zur Hand. Es war auf den Seiten 22 und 25 geöffnet.
    «Eine Seite fehlt.» Alles, was von den Seiten 23 und 24 übrig war, war ein schmaler Streifen im Bund. Er legte das Buch zurück.
    Bellwood sprach mit Eleanor Willis und sagte ihr, wo sie waren. «Sie werden einen Möbelwagen brauchen, um dieses ganze Zeug nach London zu bringen, und …» Sie blickte sich abschätzend im Zimmer um. «… fünfundzwanzig Meter Luftpolsterfolie, nein, fünfunddreißig Meter, sicherheitshalber. Das St Mark’s liegt in der Nähe von Faversham. Wir sind mehr oder weniger auch gerade erst hier angekommen.»
    Sie beendete das Gespräch und sah, dass Rosen auf Fra Angelicos Bild zeigte.
    Jesus Christus – seine geschlossenen Augen zeichneten sich unter der Mullbinde, die die obere Hälfte seines Gesichts bedeckte, gerade noch ab. Er saß auf einem Podest, um sich herum vier körperlose Hände; eine davon näherte sich seinem Gesicht mit einem Stecken, bereit, ihn zu schlagen und zu stoßen. Links von ihm ein Kopf ohne Körper, ein Mann Mitte dreißig, den Hut zu einem spöttischen Gruß gelüftet, der Mund, der fast zum Küssen nah war, spuckte eine Speichelfontäne in das Gesicht des Messias.
    «Das ist es, was Sebastian Flint sich jeden Abend angeschaut haben muss, bevor er einschlief. Das muss das Bild sein, das er mit in seine Träume genommen hat.»
    Der Wind wehte durch das offene Fenster herein, und die Tür des Kleiderschranks öffnete sich knarrend. Eine einsame, zerlumpte Trainingshose samt Oberteil, die wie abgestreifte Haut von Drahtkleiderbügeln herabbaumelten. Das einstmals weiße T-Shirt auf einem dritten Kleiderbügel: ein jämmerlicher Rest Kleidung, der dort im Dunkeln hing.
    Auf dem Boden des Kleiderschranks standen Father Sebastian Flints nicht zueinander passende Laufschuhe, zwei verschiedene Modelle, abgetragene Erinnerungen an ein Leben, das aus Laufen, Laufen, Laufen bestand.
    Rosen dachte über den Inhalt des Kleiderschranks nach. Zwei verschiedene Marken von Joggingschuhen, aber sie bilden ein Paar. Ein Mann, zwei unterschiedliche Schuhe, ein Widerspruch, der Father Flints Wesen ausdrückte. Der arme, gottesfürchtige Priester, dachte Rosen , und das Unbekannte, das unter seiner Oberfläche lauert.

    Als Craig Parker und Eleanor Willis mit Luftpolsterfolie und einer zweirädrigen Sackkarre eintrafen, stellte Rosen zu seinem wortlosen Erstaunen fest, dass in Father Flints Zimmer zwei stille Stunden vergangen waren.
    Die einzige bedeutsame Unterbrechung in dieser Zeit war ein Anruf der DNA-Datenbank gewesen. Nicht nur hatte Flints Wasserflaschenprobe keinen Treffer ergeben, sondern seine DNA stimmte auch mit keiner der Proben überein, die an den fünf Entführungstatorten und den fünf Fundorten der Leichen gefunden worden waren. Rosen war enttäuscht, aber von der Nachricht nicht gänzlich überrascht.
    Er stellte sich in die Tür des kleinen Zimmers, um Willis und Parker so viel Platz wie möglich für ihre Arbeit zu lassen.
    Zunächst einmal wurde alles fotografiert, was sich fotografieren ließ. Alles, was sich protokollieren ließ, wurde protokolliert. Alles, was sich in kleinen Tüten sichern ließ, wurde als Erstes eingesammelt.
    Die Möbel waren von der Art, wie man sie an sonnigen Vormittagen vor heruntergekommenen Trödelläden stehen sah, Gerümpel, das niemand der Mühe für wert hielt, es hereinzutragen, wenn nachmittags der Regen herunterprasselte. Genau die Art von Möbeln, mit denen Rosen aufgewachsen war. Seine Mutter hatte ihr Bestes gegeben, immer ihr Bestes, unter unmöglichen Umständen. Sein Herz schickte ihr einen Gruß, während Parker

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