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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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Gott im Angesicht des Bösen?»
    Zehn lange Minuten später verkündete die Glocke das Ende der Stunde und den Beginn der Vormittagspause. Als die ersten Schüler hinausgingen, schaltete Sarah ihr Handy ein, um Rosen anzurufen.
    «Sie haben eine Nachricht auf der Mailbox, Nachricht eins, gesendet heute um 9.45 Uhr.»
    Die automatische Stimme machte einer menschlichen Platz.
    «Hallo, ich hinterlasse eine Nachricht für Mrs. Sarah Rosen. Hier spricht Dr. Brian Reid von der Abteilung für Hämatologie des St Thomas’s. Ihre Unterlagen wurden durch Dr. Tom Dempsey aus der Gynäkologie, den Sie, glaube ich, gestern aufgesucht haben, an mich weitergereicht. Könnten Sie mich bitte zurückrufen? Es gibt eine Komplikation mit Ihrer Blutprobe. Also … ja, wenn Sie mich auf dem Handy zurückrufen, ist das vielleicht einfacher, als wenn Sie es über die Zentrale versuchen.» Er rasselte die Nummer herunter und endete mit: «Bitte, rufen Sie mich so schnell wie möglich an.»
    Sie tippte die Nummer ein und empfand eine wachsende Unruhe, die an Panik grenzte. Eine Stimme sagte: «Ja?»
    «Ist dort Dr. Reid?»
    «Ja, genau.»
    «Hier ist Sarah Rosen.»
    «Oh, danke für Ihren schnellen Rückruf, Mrs. Rosen, das ist wirklich hilfreich.»
    «Gibt es ein Problem?»
    «Also, ja, deswegen rufe ich an.»
    «Könnten Sie mir sagen, was los ist?»
    «Es geht um die Blutprobe, die Sie in der Schwangerschaftssprechstunde abgegeben haben.» Er verstummte.
    «Was ist das Problem?»
    «Es könnte sich um eine Reihe von Ursachen handeln. Mit Ihnen selbst ist alles in Ordnung, aber wir machen uns ein wenig Sorgen um das Baby, insbesondere in Anbetracht … Ihres reifen Alters.»
    «Dr. Reid, wie wäre es, wenn Sie mit den Allgemeinplätzen aufhörten und erklärten, wo das eigentliche Problem liegt?»
    «Beruhigen Sie sich, Mrs. Rosen. Unsere Sorge könnte berechtigt sein oder auch nicht, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen. Deswegen hat man Sie an die Hämatologie überstellt. Das Zentrum für Hämatologie und Thrombosen liegt im ersten Stock des Nordflügels des St Thomas’s Hospital. Könnten Sie morgen um 9.40 Uhr kommen? Ist das möglich?»
    «Warum nicht früher?»
    «Weil es sich hier nicht um einen absoluten Notfall handelt. Es besteht nicht die Gefahr, dass Sie das Baby jetzt sofort verlieren. Schauen Sie, es ist eine Vorsichtsmaßnahme; wenn Sie so wollen, ist Dr. Dempsey vielleicht ein bisschen übertrieben achtsam. Wir haben keine Zeit, Ihnen eine Terminkarte zu schicken, wenn Sie daher einfach am Haupteingang der Abteilung warten würden, schicke ich Ihnen jemanden, der Sie abholt. Dann brauchen Sie sich nicht mit dem Verwaltungspersonal herumzuschlagen. Dempsey hat mir einige Male einen großen Gefallen getan, und ich bin ihm etwas schuldig, darum schleuse ich Sie durch.»
    «Also vielen Dank, Dr. Reid.»
    «Schon gut. Morgen früh um 9.40 Uhr, Haupteingang der Hämatologie, erster Stock, Nordflügel, direkt bei den Aufzügen.»
    «Wäre es nicht schon früher möglich?», fragte Sarah hoffnungsvoll.
    «Ich strapaziere schon jetzt das System, indem ich Sie vorziehe, Mrs. Rosen.»
    «Entschuldigen Sie. Das habe ich begriffen.» Sie nahm sich vor, sich keine Sorgen zu machen.
    Sie beendete das Gespräch. Es war kein Notfall. Aber wenn mit ihr alles in Ordnung war, musste das Baby ein Problem haben, und das war nicht das, was sie hören wollte.
    Es bestand nicht die Gefahr, dass sie das Baby jetzt sofort verlor? Ein Kind zu empfangen und dann eine Fehlgeburt zu haben war schlimmer, als gar nicht schwanger gewesen zu sein. Als die Glocke den Unterrichtsbeginn einläutete, machte eine fürchterliche Enttäuschung sich in ihr breit, die alte Wunde des Verlusts brannte wieder wie neu. Der Gedanke war einfach unerträglich, aber als sie ihre Sachen einpackte, wusste sie, dass sie trotzdem an nichts anderes würde denken können, während sie ihren Unterricht rein mechanisch abspulte. Siebte Klasse, Moses im Binsenkörbchen.
    Ein einziger Gedanke begleitete sie, als sie durch den Flur ging: Es ist meine Schuld, wenn mein Baby stirbt, weil ich zu alt bin, es auszutragen.

[zur Inhaltsübersicht]
    49
    Auf dem Polizeirevier Isaac Street drängten sich die Leute bei der Teambesprechung um siebzehn Uhr. Rosen ließ den Blick durch den Raum wandern.
    «Ich habe Ihnen zwei Dinge zu berichten. Erstens gratuliere ich Robert Harrison. Er hat Paul Dwyers letzte uns bekannte Kontaktperson aufgespürt, die bis Mitte der 1980er Jahre über ihn

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