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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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sich. Harrison, der neben Bellwood stand, erzeugte ein Geräusch in seiner Kehle, als sitze dort etwas fest und würge ihn.
    Rosen zeigte den Bildausschnitt von Flints Gesicht, das direkt in die Kamera schaute. Bellwood warf einen Seitenblick auf Harrison, der auf das Smartboard starrte, wegblickte und dann wieder hinschaute.
    «Wie hat er das überlebt?», fragte jemand.
    «Ich weiß es nicht», antwortete Rosen. «Inzwischen habe ich alle Häfen und Flughäfen in Kenntnis gesetzt und Europol alarmiert. Wenn Flint es schafft, aus Großbritannien zu entkommen, müssen wir wenigstens unsere Nachbarn warnen. Die Informationen über und die Fotos von Flint werden nun direkt von Den Haag aus verbreitet. Wir haben sein Gesicht den Polizeibezirken zu Hause zugeleitet, insbesondere dem Polizeibezirk Greater Manchester. Von dort kommt er her. Und Cambridge, wo er studiert hat.
    Jetzt zurück zu Dwyer. Irgendwo muss jemand Dwyer kennen. Wir legen allen Schwangeren im Raum London nahe, sich wenn möglich nirgendwo allein aufzuhalten. Insbesondere nach der Veröffentlichung seines Bildes. Gibt es noch weitere Fragen?»
    Es gab keine.
    «Die übliche Warnung, Leute, aber sie gilt absolut. Nichts von dem Gesagten verlässt diesen Raum.»
    Rosen sah jedem Einzelnen der anwesenden Beamten fest in die Augen und stockte nur bei Harrison, der so bleich geworden war, als müsse er gleich erbrechen.

    Während die anderen weggingen, blieb Bellwood, wo sie war, hielt die Augen aber auf Harrison geheftet.
    Er saß an seinem Schreibtisch, starrte ins Leere und ließ das Telefon klingeln, bis es schließlich verstummte. Langsam bewegte sie sich von hinten an ihn heran, sodass er sie nicht sehen konnte.
    «Gute Arbeit, Robert, Dwyer bis in die achtziger Jahre zurückzuverfolgen und seine Medizinkenntnisse an den Tag zu bringen!» Er rührte sich nicht von seinem Platz und drehte auch den Kopf nicht nach ihr um. Stattdessen spannte sich sein ganzer Körper an, als hätte jemand ihm einen riesigen Schreck eingejagt, statt ihm ein nett formuliertes Kompliment zu machen. «Alles in Ordnung, Robert?», fragte sie.
    Er drehte sich um und schenkte ihr ein unglaublich gezwungenes Lächeln.
    «Ja», antwortete er.
    «Sie sehen nicht gut aus.»
    «Mir geht es bestens.»
    Er erhob sich von seinem Schreibtisch und ging aus dem Raum. Es wirkte, als stünde der Raum in Flammen, er wolle sich sein Entsetzen aber nicht anmerken lassen.
    Auf der anderen Seite der Ermittlungszentrale klingelte das Telefon auf Rosens Schreibtisch. Rosen nahm ab, und Steve Lewis von der Abteilung Computerkriminalität meldete sich.
    «Wie weit sind Sie, Steve?»
    «Die Software hat ein Passwort ausgeworfen, aber die Capaneus-Site ist geschreddert worden. Hinter der Tür des Neuen Testaments verbirgt sich nichts mehr – die komplette Site wurde gelöscht. Jemand muss erraten haben, dass wir ihm dicht auf den Fersen waren. Die gute Nachricht ist, dass ich weiß, von wo aus die Site betrieben wurde.»
    «Canterbury», erklärte Rosen. «Die Gegend unmittelbar östlich der Stadt.»
    «Woher wussten Sie das?» Lewis klang verblüfft, als wäre sein einzigartiges Wissensjuwel plötzlich entwertet worden und nur noch eine Weisheit aus einem Glückskeks.
    «Nur gut geraten. Danke für Ihre Mühe, Steve. Ich weiß Ihre Anstrengungen wirklich zu schätzen.»
    Lewis legte auf. Als Bellwood zu ihm trat, gab Rosen die Neuigkeit an sie weiter.
    «Wie sehen Sie die Sache?», fragte Bellwood.
    «Dwyer hat seine Anweisungen bezüglich des sechsten Opfers entweder schon erhalten, oder Flint kommuniziert auf andere Weise mit ihm. So oder so könnte Dwyer gerade in diesem Augenblick eine Frau entführen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    50
    Den ganzen Nachmittag lag er immer wieder eindösend auf dem schmalen Bett in der mönchischen Enge seines Schlafzimmers und träumte von der Frau, die «Mutter» zu nennen man ihn gezwungen hatte.
    Mutter trug Handschuhe, lange, weiße Handschuhe, die bis zu den Ellbogen reichten, um die Injektionsnarben zu verbergen, die den Gläubigen der Kirche des Lebendigen Lichts auf ihren Plätzen in den Kirchenbänken aufgefallen waren. Sie hatten sich darüber bei Pastor Jim beschwert, worauf dieser Mutter angewiesen hatte, ihre Arme beim Gottesdienst zu bedecken. Aber der Herodes-Killer konnte darunter das fragile Netzwerk der Adern sehen, das kreuz und quer über die Innenseiten ihrer Arme lief wie eine Karte der Londoner U-Bahn. Eine dauerhafte Erinnerung an ihre

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