Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
Vom Netzwerk:
war da. Ein lebhaftes Feuer prasselte in dem jüngeren Drachen, während es in Marathin ruhiger glomm. Er wusste, dass sie ihn bemerkt hatte, und es war, als wandte sich ihr Kopf zu ihm, und sie richtete ihr geistiges Auge auf ihn.
    Vorsichtig bemühte er sich, in seinem Inneren die richtigen Worte zu finden. Die mächtige Energie in ihm begann emporzudrängen und hinterließ einen metallischen Geschmack auf seiner Zunge, doch Worte wollten ihm keine einfallen. Sie lagen tiefer begraben. Immer weiter und weiter suchte er nach ihnen. Ein Summen begann sein Bewusstsein zu erfüllen, und sein Kopf fühlte sich an, als sei er in einen Schraubstock eingezwängt. Doch er biss die Zähne zusammen, während er weiter mit aller Willenskraft den unsichtbaren Widerstand zu überwinden versuchte, ohne die Grenzmauer zerfallen zu lassen, die er in seinem Inneren
erschaffen hatte. Plötzlich zerbarst etwas. Schmerz schoss durch seinen Schädel, als sich die Quelle seiner Kraft öffnete. Wie ein Gewittersturm donnerten Blut und Leben durch seine Adern. Er fühlte den Atem der Welt, die ihn umgab, das Wesen der Erde zu seinen Füßen. Seine Haut schien in Flammen zu stehen.
    Komm zu mir!, entsandte er einen Befehl an Marathin, indem er seine Macht kanalisierte. Ein Schauer durchfuhr ihn, als sich ihr Bewusstsein mit dem seinen verband. Sie hielt inne und fuhr herum, für einen winzigen Augenblick zögerte sie. Und dann traf ihn ihr Zorn wie ein Blitz, er keuchte auf und fiel auf die feuchte Erde. Hilflos hockte er auf Händen und Füßen, während Wellen der Übelkeit seinen Magen erfassten und er schwach den Flügelschlag des Drachen näher kommen hörte. Als der Geruch des nassen Erdbodens ihm in die Nase stieg, würgte er und ein Zittern befiel ihn. Seine Hände verkrampften sich im Schlamm, als der Wind, den die Schwingen des Drachen aufwirbelten, sein Haar erfasste.
    Verzweifelt verdrehte er den Hals, um Marathin anzusehen, die über ihm schwebte. Ihre großen, grünen Augen schimmerten in der Dunkelheit.
    Arak-ferish , zischte sie und sank auf die Erde hinab, sodass ihr massiger Körper ringsherum das Gras zu Boden drückte. Kaum zwei Armlängen von ihm entfernt kauerte sie, wartete und sah ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an. Mühsam erhob sich Tallis aus dem Schlamm und stand auf. Schon einmal hatte er diese Worte gehört. Was bedeuteten sie?
    Seine Zerstörung , zischte sie. Das Gleichgewicht. Sein Verderben.
    Tallis starrte sie an. Sanft wie die Berührung einer Motte war sie in sein Bewusstsein eingedrungen. »Ich verstehe das nicht«, sagte er leise.
    Sie senkte ihren Kopf, sodass er sich direkt vor seinem befand. Heiß strömte ihm ihr Atem entgegen, in dem der Geruch von Asche und Aas mitschwang. Ihr Anblick ließ ihn schlucken, doch er blieb stehen. Du wirst mich nicht erschrecken. Sein Blick traf den ihren. Geräuschvoll atmete der Drache aus und zog sich etwas zurück.
Er spürte einen Hauch von Belustigung in seinem Bewusstsein. Du bist tapfer, kleiner Azim. So wie es sein sollte , zischte sie.
    Tallis seufzte entmutigt. Sein Inneres fühlte sich an, als habe ihm jemand einen Hieb versetzt, doch er würde nicht zulassen, dass der Drache die Oberhand gewann. Es musste einen Weg geben, das Tier zu kontrollieren.
    Keine Kontrolle! Marathins Hals schnellte zum Himmel empor, sie zischte laut und flatterte mit den Flügeln. Dann bog sie ihren Kopf wieder zu ihm hinab. Du musst dich selbst in das Schwarmbewusstsein einbinden, an seiner Spitze stehen und seine Entscheidungen treffen. Werde zu Arak-ferish, dann werden wir dir folgen.
    Ratlos blickte Tallis zu ihr empor. »Was soll das bedeuten? Ich verstehe es nicht!«
    Ferish. Du bist sein Verderben. Du stammst von ihm ab, du bist es, der ihn zerstören kann. Noch tiefer schlängelte sich ihr Kopf an ihrem langen Hals zu ihm hinab, bis sie ihm direkt in die Augen sah. Du bist das Gleichgewicht. Die Frau wird geliebt. Der Mann wird sein Verderben sein. Zwei, entstanden aus Einem. Sein Werk, so wie er auch uns erschuf.
    Tallis’ Herz schlug wild in seiner Brust. Sie sprach von Shaan und dem Mann, den Attar den Gefallenen genannt hatte, den Gott Azoth. Also waren er, Tallis, und Shaan seine Nachkommen. Warum hatte Shaan ihm nichts davon gesagt? War dies der Grund dafür, dass ihn der schwarze Drache nicht umgebracht hatte? Hatte er befürchtet, jemanden vom Blut seines Herrn zu töten?
    Allerdings , zischte Marathin. Wie viele andere in der Stadt ist er schwach und voller

Weitere Kostenlose Bücher