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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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einstürzenden Gebäude, und Shaan drängte sich gegen die Steine, während die Menschen durch die zerborstenen Tore quollen und in die Nacht davonrannten.
    Ein unmenschlicher Schrei ertönte, und ein dunkler Schatten segelte über sie hinweg. Ein langer, dornenbewehrter Schwanz wand sich hinterher, und Shaan schluchzte, als die Erde unter einem schweren Aufprall erzitterte. Sie war zu verängstigt, um den Blick zu heben. Und dann hörte sie eine Stimme.
    Cara merak Arak-si , flüsterte er ihr zu.
    Sie konnte ihn nicht verstehen und den Kopf nicht heben. Sie strengte sich an und kämpfte gegen unsichtbare Fesseln; plötzlich erwachte sie mit einem Ruck, und ihr Herz hämmerte. Sie lag von Angst überwältigt auf ihrem Bett und war außerstande, sich zu bewegen. Er war ihr noch nie zuvor so nah gekommen.
    Cara merak Arak-si . Die Worte erschreckten sie. Sie zog die Knie an. Am liebsten wäre sie den ganzen Tag im Bett geblieben, zusammengekauert auf der dünnen Matratze, mit dem Rücken zur Wand. Aber sie musste zur Arbeit in der Anlage aufbrechen. Was würde geschehen, wenn sie in Nuathins Box geschickt werden würde? Was, wenn Balkis da wäre? Beim Gedanken daran, ihn nach der letzten Nacht wiederzusehen, wurde ihr ganz flau im Magen. Was würde er nun von ihr denken? Konnte sie ihm je wieder von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten?
    Sie sah hinunter auf ihre abgebrochenen, rissigen Fingernägel. Noch immer konnte sie die Hände des Bauernburschen auf ihrer Haut spüren. Scham erfüllte sie, bitter und übelkeiterregend wie Meereswasser. Wie hatte sie nur in eine solche Lage geraten können? Seitdem die Träume angefangen hatten, hatte sie das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, als ob ihr der Platz in der Welt unter den Füßen weggezogen würde. Sie war sich nicht mehr sicher, wer sie war und was sie tat.

    Sie schüttelte sich und seufzte; es wäre auch keine Lösung, sich in ihrem Zimmer zu verstecken. Stattdessen holte sie tief Luft, streckte sich und stand auf, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und zuckte zusammen, als es mit der Wunde auf ihrer Wange in Berührung kam. Sie zog ihre Arbeitshose und ein Hemd an, dann ging sie nach unten.
    Die Sonne hatte gerade den höchsten Punkt am Horizont erreicht, und auf ihrem Weg zu den Anlagen kam sie an einer Gruppe fremdländisch aussehender Menschen vorbei, die sich in einem Hauseingang aneinanderdrängten. Sie trugen seltsame, dreieckige Hüte, und ihre Haut war blass, die Wangenknochen flach und breit. Sie starrten sie aus hellen Schlitzaugen an. Noch mehr Flüchtlinge, aber sie war zu müde, sich zu fragen, wer sie waren oder woher sie kamen. Erschöpft lief sie an ihnen vorbei und trottete weiter bis zum Arbeitereingang der Anlage. Der alte Gringely bewachte das Tor, aber er würdigte ihre Passiermarke kaum eines Blickes. Stattdessen starrte er wie gebannt zur Kuppel empor.
    »Was ist denn los?«, fragte Shaan, als er ihr ihre Kennung zurückgab.
    »Nichts.« Gringely kratzte sich am Kinn, und wieder wanderte sein Blick hinauf zum riesigen Bauwerk auf dem Hügel über den Baracken. Shaan sah in die gleiche Richtung.
    Zwei Drachen befanden sich auf dem Dach, und zwei weitere glitten hoch in der Luft darüber hinweg, tauchten in den Luftströmungen hinab und nutzten die Aufwinde, und die Morgensonne leuchtete auf ihren Häuten. Das war seltsam. Normalerweise hielten sich die Drachen zu dieser Tageszeit nicht in der Kuppel auf. Sie sollten in den Ebenen hinter der Stadt sein, jagen oder ihren Flügeln Bewegung verschaffen. Mit ungutem Gefühl starrte Shaan hinauf.
    Gringely bemerkte, dass sie noch immer dort stand. »Hey, lauf weiter, Arbeiterin«, knurrte er, aber sein Befehl war nur halbherzig, und Shaan sah mit schräg gelegtem Kopf weiter zur Kuppel.
    »Wie lange sind sie schon dort oben?«
    Er seufzte und zuckte mit den Schultern. »Eine Weile. Hab auch
schon seltsame Laute gehört …« Er brach ab und starrte wieder zur Kuppel. »Irgendetwas stimmt nicht.«
    Wie um seine Bemerkung zu unterstützen, ertönte ein langer, schriller Schrei, der über den Dächern der Gebäude und Baracken widerhallte. Er war tief und unmenschlich, und er ließ Shaan die Haare im Nacken zu Berge stehen, denn er erinnerte sie an ihren Traum. Gringely sah sie wortlos an, aber Shaan konnte die Furcht in seinen gelbstichigen Augen sehen.
    »Ich muss gehen«, sagte sie und stürzte davon. Ihr Nacken prickelte, und in ihrem Magen machte sich kalte, wachsende Angst breit. Im

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