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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Laufschritt hastete sie den Hügel empor und erreichte das Vorratslager für die Arbeiter im letzten Augenblick, ehe der Aufseher ankam.
    Sie war steif vor Anspannung und erwartete, wieder in Nuathins Box geschickt zu werden, aber stattdessen wurde sie mit einer anderen Frau zusammen zum Putzdienst in den Baracken eingeteilt. Der Aufseher gab keine Erklärung, warum sie nicht in die Kuppel geschickt wurde.
    Schweigend lief sie mit den anderen den Hügel hinab. Ihre Eingeweide rumorten, als sie sich den Quartieren der Septenführer näherten, aber alle Gebäude waren leer, und Shaan entdeckte keine Spur von Balkis. Sie konnte nicht einmal herausfinden, welcher Bau ihm gehörte.
     
    Der Morgen verlief ereignislos, und als sie nachmittags zurück zum Red Pepino stapfte, schmerzte ihr Rücken bei jedem Schritt: ein schwelendes Gefühl der Verletzlichkeit, das sich ihr bei allen Bewegungen ins Gedächtnis drängte. Sie öffnete die Küchentür und ließ sich mit einem Seufzen dagegensinken. Da sie nichts gefrühstückt hatte, war ihr nun schwindlig. Sie sah sich nach einem Wasserkrug und irgendetwas Essbarem um und öffnete die Deckel von einigen Behältnissen, um hineinzuspähen.
    »Hungrig?«
    Erschrocken fuhr sie herum und sah Torg die Tür schließen, die zur Bar und zum Gemeinschaftsraum führte.

    Sie runzelte die Stirn. »Warum kannst du keinen Lärm wie jeder andere auch machen?«
    »Weil ich so anmutig wie ein tanzender Fisch bin.« Er grinste, als er ihren bitterbösen Gesichtsausdruck sah. »Frauen werden unausstehlich, wenn sie nicht genug zu essen bekommen. Hier.« Er ging hinüber zum Ofen und zog einen Teller heraus. »Sherrilee hat ihr Mittag nicht aufgegessen, also kriegst du es.«
    Er stellte den Teller auf den Tisch, und der Duft des Fischeintopfs stieg Shaan in die Nase.
    »Danke«, murmelte sie, setzte sich und nahm den Löffel, den Torg ihr hinhielt. Der Eintopf war warm, würzig und reichhaltig, und ein leises Seufzen entfuhr Shaan, während sie die Mahlzeit genoss.
    Torg lächelte und setzte sich ihr gegenüber. Vor sich hin stellte er eine Schale mit Erbsenschoten und begann, sie zu brechen.
    »Torg macht immer guten Fischeintopf. Aber ich brauche mehr Fisch.« Vielsagend schaute er sie an. Shaan führte gerade den Löffel zum Mund, hielt jedoch auf halbem Wege inne. Sie hatte vollkommen vergessen, dass sie an diesem Nachmittag angeln gehen sollte. »Ich breche auf, sobald ich aufgegessen habe.«
    Torg nickte. »Gut. Aber schling nicht so, sonst wird dir schlecht und du verschreckst alle Fische.«
    »Das würde mir wohl eher dabei helfen, welche zu fangen.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nicht diese Flatna-Fische, die sind sehr wählerisch bei ihrem Fressen. Die interessieren sich nicht für die Kotze eines dürren Mädchens.«
    »Tja, und warum fängst du dann nicht selbst welche?«, fragte sie verärgert.
    »Das brauche ich nicht.« Er grinste und deutete mit einer Erbsenschote auf sie. »Ich habe eine Straßendiebin gefunden, die sie für mich stehlen kann.«
    »Ich bin keine Diebin mehr.«
    Er hob eine Augenbraue, und sein Lächeln verschwand. »Nein, aber du folgst immer noch ihrem Ehrenkodex.«
    Shaan hörte auf zu kauen und schaute peinlich berührt hoch.

    »Ich habe gehört«, fuhr Torg fort, während er sich wieder um seine Erbsen kümmerte, »dass ein junger Dieb aus einem Wirtshaus entkommen konnte, weil ein betrunkenes Mädchen einem Jäger in die Quere gekommen ist, der ihn verfolgen wollte. Was ist mit deinem Gesicht geschehen?« Er zeigte auf den Riss auf ihrer Wange.
    Shaan schluckte. Sie hatte vergessen, wie schnell sich die Neuigkeiten auf der Straße verbreiteten. »Nichts. Ich bin in der Anlage gestürzt.«
    »Tatsächlich?« Torg sah sie an. »Es sind gefährliche Männer, diese Jäger, Shaan, und sie gehören zu den Glaubenstreuen. Mit denen willst du doch sicherlich nichts zu tun haben.«
    »Er war nur ein Junge«, flüsterte sie.
    »Jungen werden in Salmut schnell zu Männern, das ist dir doch klar. Und er wusste, was er tat.«
    »Nein.« Sie legte den Löffel ab. »Ich kannte ihn. Er war ein süßer Bursche, und er war zu jung …«
    »Er war ein Dieb«, unterbrach Torg sie, und sie funkelte ihn an.
    »Dieser Kerl war unvorsichtig. Auch wenn er seine Börse eingebüßt hat, geht er immer noch nach Hause und findet einen Tisch mit sauberem Leinen vor, der sich unter gebratenem Fleisch biegt, während Tam mit den Stadtratten schlafen geht. Ich konnte nicht

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