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Der Herr Der Drachen: Roman

Titel: Der Herr Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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Führer der Glaubenstreuen war es Cyris Aufgabe, die Führerin in allen Angelegenheiten, die Azoth und die Vier Verlorenen Götter betrafen, zu beraten. Er war, wie auch jeder Konsul vor ihm, der Hüter des Wissens über die Götter und die Drachen, und sein Wort sollte nicht angezweifelt werden. Aber Morfessa hatte schon oft gedacht, dass Cyris Wissen zu eingeschränkt war durch das halsstarrige Festhalten an der eigenen Geschichtsschreibung der Glaubenstreuen. Cyri glaubte zu unumstößlich an die Doktrin seiner Vorgänger, nämlich dass die
Vier Verlorenen Götter Azoth für immer in den Abgrund verbannt hätten und dabei sich selbst dazu verdammt hatten, in Vergessenheit zu geraten. Dass der Gefallene niemals wiederkehren werde, weil der Älteste der Verlorenen Götter, Paretim, mit seinem letzten Atemzug die Glaubenstreuen damit beauftragt hatte, darüber zu wachen, und sie aus diesem Grund noch immer unter seinem Schutz standen, diese Behauptung hinzunehmen fand Morfessa schon immer schwer. Wie sollten die Vier Verlorenen Götter sie schützen, wenn sie gar keine Macht mehr in dieser Welt hatten?
    »Was ist mit den Schriftrollen des Propheten?«, fragte er.
    Cyri runzelte die Stirn. »Der Prophet war ein Verrückter, der durch ebenjene Kräfte in den Wahnsinn getrieben wurde, die ihn erschaffen hatten. Seine Schriften waren unsinnig.«
    »Der Prophet?« Arlindah hob eine Augenbraue. »Ich habe von ihm gehört. Wer war das?«
    »Der Prophet war ein Sklave, der floh, als Azoths Reich zerstört wurde«, erklärte Morfessa. »Seine Schriften über die Vernichtung der Götter und seine Alhanti sowie über die Vertreibung aus der Stadt enthalten viele Informationen über unsere Vergangenheit. Außerdem hat er Voraussagen über die Zukunft gemacht.«
    Die Führerin runzelte die Stirn. »Warum habe ich noch nie zuvor von diesen Schriftrollen gehört?«
    »Die Schriftrollen befinden sich auf den Dracheninseln.« Morfessa warf Cyri einen Blick zu. »Und Ihr habt noch nie davon gehört, weil Eure Mutter nicht an die Worte glaubte, ebenso wenig wie viele andere hier. Aber ich habe sie selbst gesehen, und ich bin fest überzeugt, dass sie uns viele interessante Geschichten zu erzählen haben.«
    »Man kann ihnen nicht vertrauen«, sagte Cyri.
    »Trotzdem würde ich sie gerne mit eigenen Augen sehen.«
    »Das könnte schwierig werden.« Morfessa wandte sich ihr zu. »Das Volk der Inseln erlaubt es nur selten jemandem, sie zu studieren.«
    »Vielleicht könnte ich dabei behilflich sein«, bot Rorc an. »Ich habe einen alten Freund, einen Spitzel der Glaubenstreuen, der
von diesen Inseln stammt. Er könnte in der Lage sein, sie dazu zu bringen, uns einen Blick daraufwerfen zu lassen.«
    »Wer ist er?«, fragte Morfessa stirnrunzelnd.
    »Torg«, sagte Cyri trocken, ehe Rorc etwas sagen konnte. Seine Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst. »Er ist ein Nachkomme des Propheten. Seine Mutter ist die Wächterin der Schriftrollen.« Stille senkte sich über den Raum.
    »Ich bin überrascht, Rorc«, fuhr Cyri fort. »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr so bereitwillig an die Ergüsse eines Mannes glaubt, der längst zu Staub geworden ist.«
    »Ich kann nichts Schlechtes daran finden, alle Möglichkeiten auszuloten, wenn wirklich die Gefahr droht, dass der Gott, der uns in eine Sklavenrasse verwandelt hat, wieder auferstehen könnte«, stieß Rorc zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    »Nein, daran ist nichts Schlechtes«, gab Cyri zu.
    »Also gut«, sagte Arlindah mit scharfer Stimme. »Rorc, sucht diesen Mann auf und organisiert ein Schiff. Und ich schlage vor, dass wir das Wissen über die Existenz von Schriftrollen auf den Inseln fürs Erste für uns behalten. Wir können nicht sicher sein, dass irgendetwas für uns Nützliches darin steht.« Als sie aufstand, hatte sie die Stirn in Falten gelegt und rieb sich eine Stelle zwischen ihren Augen. »Ich sehe Euch morgen wieder.«
    Mit der Hand noch immer an der Stirn verließ sie den Raum, rasch gefolgt von Cyri, der ging, ohne ein Wort an einen der anderen Männer zu richten.
    Rorc sah ihm nach und sagte leise zu Morfessa: »Cyri hält nun weniger von mir.«
    Der Ratgeber seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht weniger. Aber vielleicht sieht er dich nun mit anderen Augen. Vergiss nicht, dass es einige Dinge gibt, die er nicht von dir weiß.«
    »Und auch nicht wissen sollte«, ergänzte Rorc.
    »Rorc.« Morfessa tätschelte seinen Arm. »Habe ich dir je

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