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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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geholfen.«
    Gunleik blickte seinen Freund und Herrn verwundert an. »Das ist mehr als seltsam, Rorik.«
    »Daran mußt du dich gewöhnen. Jetzt heißt sie Chessa. Hafter, frag Entti, ob sie ein wohlschmeckendes, heißes Getränk für Ragnor hat, ein Tränklein, das seine Gedärme in Aufruhr bringt. Dann kann er den Sturm auf seinen häufigen Wanderungen zum Abort richtig genießen.«
    Chessa lachte laut. »Du meine Güte, das wäre herrlich, Hafter. Wer ist Entti? Hat sie gemahlene Sennesblätter?«
    »Entti ist meine Frau«, antwortete Hafter mit solchem Stolz in der Stimme, daß Chessa sie unbedingt kennenlernen wollte. »Da ist sie schon. Schatz, hast du einen Trank, womit man einem unserer Gäste Manieren beibringen könnte? Chessa meint, Sennesblätter eignen sich gut.«
    Die Frau hatte volles dunkelbraunes Haar, das ihr bis zu den Hüften reichte. Sie trug ein schlafendes Kind auf dem Arm, das am Daumen nuckelte. »Sprichst du von dem großen Lord von York? Eine Jammergestalt. Er schreit überall herum, daß sie seine Gemahlin ist. Stimmt das?«
    »Nein. Er hat mich entführt. Hätte Kerek die Insel nicht erspäht, wären wir alle in dem Sturm umgekommen. Ich hatte mir vorgenommen zu fliehen, sobald wir York erreicht hätten. Es gibt auch noch Wilhelm, den ich auch nicht heiraten will, aber mein Vater hat mit ihm schon den Ehevertrag ausgehandelt.«
    »Wilhelm?« fragte Rorik. »Herzog Rollos Sohn?«
    Chessa nickte.
    »Wilhelm ist ein sehr netter Mann«, sagte Mirana mit einem Stirnrunzeln. »Er trauert zwar immer noch um seine Frau, die vor Jahren gestorben ist, aber er wird dir treu sein ...«
    »Pah«, warf Entti ein und reichte Hafter das schlafende Kind. »Das heißt gar nichts, Mirana. Dieser Wilhelm ist vermutlich nur zu griesgrämig, um untreu zu sein. Ein Mädchen dürfte nicht gezwungen werden, einen Mann zu heiraten, der eine andere liebt, selbst wenn sie schon gestorben ist.«
    »Aber er hat noch alle Zähne und keinen fetten Bauch«, verteidigte Mirana ihn.
    Rorik schüttelte den Kopf. »Du sollst also Wilhelm heiraten, aber Ragnor hat dich entführt. Das ist alles sehr verwirrend. Wie kann ich dir helfen, Chessa?«
    Ihr Blick wanderte zu Ragnor hinüber, der zwischen zwei seiner Männer saß und leise mit ihnen redete. »Er ist eine Schlange«, sagte sie. »Ein Verräter und außerdem gewalttätig und ein Feigling. Ob ich ihn töten soll?«
    »Ob du was?«
    »Sie sagt, mein Gebieter, daß sie ihn am liebsten umbringen würde.«
    »Ach so«, sagte Rorik gedehnt und wechselte das Thema. »Nun, ich denke, alle sind jetzt trocken und haben ein Plätzchen zum Schlafen gefunden. Die alte Alna grinst diesen Kerek mit ihrem zahnlosen Maul an. Er ist wohl Ragnors Leibwächter, wie?«
    Chessa nickte. »Ich wünschte, er wäre es nicht, denn er ist ein guter Kerl. Er war es, der mich entführt hat. Er schlug mich, aber nur widerwillig, sonst wäre ich ihm entwischt. Er tat nur seine Pflicht.«
    »Hm, er macht den Eindruck, ein aufrechter Mann zu sein«, sagte Rorik und zog eine goldblonde Augenbraue in die
    Stirnmitte. »Du wirst in der Kammer bei meiner Frau schlafen. Ich nächtige hier bei den Männern. Möglicherweise kommt dieser Ragnor auf die Idee, dir im Schlaf etwas anzutun.«
    »Er ist eine elende Kröte«, fauchte Chessa. »Wie konnte ich je anders über ihn gedacht haben.«
    Mirana nahm Chessas Arm. »Diese Geschichte interessiert mich brennend.«
    Rorik klopfte Chessa auf die Schulter. »Und ich will alles über König Sitric hören, dem alten Mann, der von Hormuze auf so wunderbare Weise verjüngt worden ist. Mirana, bringe Aglida und die Buben ins Bett.«
    »Ja, lieber Mann«, lächelte Mirana honigsüß zu ihm auf. Rorik blickte stumm auf die beiden Frauen, die Arm in Arm vor ihm standen. Ihre vollen Haare fielen in schweren Locken über ihre Schultern, rabenschwarz wie die Sturmnacht draußen. In Rorik wurden viele Erinnerungen wach. Das Leben war ein interessantes Spiel, dachte er, griff sich eine Wolldecke und machte es sich neben Hafter an der Feuerstelle bequem.

KAPITEL 7
    Der Morgen war warm, der Himmel wölbte sich strahlendblau und war mit einzelnen Schäfchenwolken betupft. Das Meer lag still wie ein Spiegel. Sanfte Wellen plätscherten ans Ufer. Kerzog, ein riesiger Köter, dessen Zunge so lang war wie eine Schiffsplanke - wie Rorik zu sagen pflegte - rannte hinter den zurückweichenden Wellen her und verbellte sie wütend, wenn sie wieder auf ihn zusprudelten. Rorik atmete die

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