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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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auf ihre kleine goldgelockte Tochter Aglida hinunter. »Dein Papa«, lachte sie und nahm die Kleine hoch, »hält sich für einen Witzbold, dabei ist er nur unverschämt und frech ...«
    »Papa ist ganz lieb«, piepste Aglida und streckte ihre Ärmchen nach Rorik aus.
    »Das gewöhnt sie sich mit der Zeit ab«, meinte Mirana trocken und reichte ihm ihre Tochter.
    »Im Gegenteil. Sie wird mich ebenso vergöttern wie ihre Mutter.«
    Sie versetzte ihm noch einen scherzhaften Klaps. »Ich werde dir deine Frechheiten schon noch austreiben.«
    »Das kenn' ich schon. Und deine Rache ist süß. Wieso hast du mein Hemd weggeworfen wie einen alten Knochen? Ich besitze nur eine einzige Truhe voll blauer Hemden. Ich kann es mir nicht leisten, eines zu vergeuden.«
    »Laß nur, Papa«, tröstete Aglida ihn. »Ich nähe dir ein neues, viel schöneres Hemd.«
    »Sag, mein Liebling, was ist deine Mama?«
    »Rorik, schweig. Komm Aglida! Zeit zum Schlafengehen.«
    Alle Anwesenden hatten die Neckereien zwischen Herr und Herrin beobachtet. Alle hörten ihr fröhliches Lachen und wußten, daß sie scherzten, um die Bewohner zu beruhigen. Und das mit Erfolg. Eine Frau kicherte, als ihr Mann ihr einen Klaps auf den Hintern gab. Ein Bub rief einem anderen zu, ihm einen Lederball zuzuwerfen. Die Gespräche wurden lebhafter, und die Kinder nahmen ihre Spiele wieder auf.
    Der Regen prasselte gegen das Schindeldach. Der Sturm fuhr heulend durch die ächzenden Holzbalken.
    Das Unwetter wütete stundenlang, legte sich dann für kurze Zeit, um mit erneuter Heftigkeit wieder loszubrechen. Es war beinahe Mitternacht, die Bewohner der Habichtsinsel waren allesamt noch wach, nur die Kinder waren endlich eingeschlafen, als plötzlich das hohe Tor aufgerissen wurde und Hafter ins Haus stürmte. »Ein Schiff«, schrie er. »Im Hafen ist ein Schiff, das am Strand zerschellt.«
    Kurz darauf stürmten alle Männer durch die Tore der Palisaden den Weg zum Strand hinunter.
    Rorik rannte auf die Mole, der Regen klatschte ihm waagrecht ins Gesicht. Zuckende Blitznetze ließen den Himmel blau aufleuchten. Das Kriegsschiff hatte schon schwere Schlagseite und der geschnitzte Kopf der Seeschlange wurde von mächtigen Brechern überspült.
    Männer schrien und bemühten sich verzweifelt, das Boot an Land zu rudern, das sich führungslos im Kreis drehte. Plötzlich hob eine riesige Welle das Schiff hoch und schob es mit unbeschreiblicher Wucht krachend auf den flachen Schotterstreifen. Einige Männer wurden von Bord gerissen. Rorik rief seinen Leuten Befehle zu, und wenige Augenblicke später hatten sie das Schiff erreicht, Schiffbrüchige aus dem Wasser gezogen und den anderen von Bord geholfen. Einige der
    Seeleute blieben breitbeinig und schwankend auf dem Schiff stehen und glotzten ungläubig auf Rorik und seine Leute, als konnten sie ihre wundersame Rettung nicht fassen. Bald würde die Furcht ihr Bewußtsein erreichen, daß sie den Sturm nur überlebt hatten, um hier von fremden Inselbewohnern umgebracht zu werden. Rorik trat auf die Schiffbrüchigen zu und schrie aus Leibeskräften, um den Lärm von Wellen, Sturm und Donner zu übertönen: »Ich bin Rorik. Ihr seid auf der Habichtsinsel. Wir tun euch nichts. Ihr seid gerettet und in Sicherheit.«
    Die Männer zögerten, denn sie fürchteten immer noch, abgeschlachtet zu werden. Messer steckten in ihren Gürteln, Schwerter, Helme und Schilde waren in ihren Seekisten.
    »Habt Vertrauen«, beruhigte Rorik die Fremden weiter, der genau wußte, wie ihnen zumute war. Er würde ebenfalls jedem mißtrauen, wenn er mitten in einem Unwetter, gestrandet an einer Insel, wildfremden Menschen begegnen würde.
    Die Männer wechselten argwöhnische Blicke. Plötzlich sprang eine Frau von Bord. Eine Frau ! Rorik wischte sich den Regen aus dem Gesicht. »Lord Rorik«, rief die Gestalt. »Du bist es doch! Danke für dein Willkommen. Wir glaubten uns verloren, doch die Götter führten uns zu euch.«
    Hinter ihr sprang ein Mann an Land. »Hört nicht auf sie, sie lügt. Sie ist meine Gefangene. Ich werde sie heiraten. Hört nicht auf sie.«
    Welch seltsame Worte, dachte Rorik und fragte sich, was die Götter ihm da an den Strand seiner Insel gespült hatten. »Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll. Aber habt keine Angst.«
    »Faß sie nicht an!«
    Rorik betrachtete sich den Mann genauer, der mit einer törichten Drohgebärde dastand, und ein Bild des Jammers abgab. »Wer bist du?«
    Der Mann richtete sich auf, als erinnere

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