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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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angesabbert hat. Jetzt schläft er.«
    »Danke«, sagte Chessa. »Wo ist diese Alna?«
    »Da drüben an der Feuerstelle stochert sie sich in ihren zwei letzten Zähnen herum«, antwortete Mirana. »Nun sieh sich einer die kleine Eze an! Erwachsen und hübsch bist du geworden. Ich hätte nicht gedacht, dich je wiederzusehen.«
    »Eine wahre Schönheit ist aus ihr geworden.«
    Chessa lachte zu Lord Rorik auf, der sich neben seine Gemahlin gestellt hatte. »Das sagst du nur, weil ich Mirana so ähnlich sehe. Darin hatte mein Papa recht. Es tut mir leid, Mirana, daß er versucht hat, dich zu entführen, nur weil du meiner Mutter ähnlich siehst. Allerdings wärst du mir als Stiefmutter lieber gewesen als diese schreckliche Sira. Nun, Rorik, sag die Wahrheit. Du findest mich nur hübsch, weil ich Mirana ähnlich sehe.«
    »Hältst du mich für blind? Du siehst Mirana überhaupt nicht ähnlich. Ihr Haar ist stumpf, deines aber glänzt. Ihre Augen haben die Farbe von feuchtem Moos, aber deine, Eze...«
    »Wieso nennst du sie bei diesem Namen?« mischte sich Ragnor ein, der nun nicht mehr betrunken war. Er strich sich mit der Hand übers Kinn, während er auf Rorik zuging, als habe er hier das Sagen. »Häßlicher Name. Klingt fremdländisch. Warum hast du sie so genannt?«
    Chessa beeilte sich zu erklären: »Ein Kosename aus meiner Kindheit. Lord Rorik kannte mich schon als kleines Kind. Er wird bald Chessa zu mir sagen.«
    »Chessa«, wiederholte Rorik. »Klingt hübscher als der Name meiner Gemahlin - Mirana. Heißt so nicht eine Fischart in der Nordsee? Vielleicht gebe ich ihr einen anderen Namen, wenn sie nicht schon zu alt dafür ist.«
    Mirana versetzte ihrem Gemahl einen Rippenstoß. »Mein Mann liebt gefährliche Spielchen. Aber solange er die blauen
    Hemden trägt, die ich für ihn nähe, und die so gut zum Blau seiner Augen passen, und solange er kein Fett ansetzt, werfe ich ihn nicht ins Meer, wenigstens nicht bei solchem Unwetter. Er ist nämlich kein guter Schwimmer, ich müßte hinterherspringen und ihn an Land ziehen.«
    »Ich begreife nicht, was ihr drei da faselt. Diese Frau beleidigt ihren Mann und er sie, und dann lacht ihr alle drei. Wie dumm. Hör zu, Chessa. Es interessiert mich nicht, ob ihr euch gekannt habt, als du noch auf diesen dummen Namen Eze gehört hast. Du wirst mich heiraten und diesem Mann keine deiner Lügenmärchen erzählen.«
    »Hast du nicht gesagt, sie ist deine Frau und eine Schlampe und ...«
    »Halt den Mund!« unterbrach Ragnor, schluckte aber den Rest des Satzes hinunter, als eine große schwielige Hand sich schwer auf seine Schulter legte.
    »Was sagst du, Wurm?« fragte Hafter dicht an Ragnors Ohr und drückte zu, bis die Schulterknochen krachten.
    Ragnor jaulte auf.
    »Mit der Methode lernt er schnell Manieren«, sagte Rorik. »Laß ihn los, Hafter. Eigentlich müßte er sich noch an meine Faust in seinem Gesicht erinnern. Für ein derart schlechtes Gedächtnis scheint er mir allerdings zu jung. Wenn er nicht aufpaßt, stirbt er bald.«
    »Sein Verstand ist vom Sturm aufgeweicht«, bemerkte Hafter, drückte ein letztes Mal zu und stieß Ragnor nach vorn. »Wenn er überhaupt ein Hirn unter der Schädeldecke hat.« Ragnor stolperte und fand nur mühsam das Gleichgewicht wieder.
    »Du räudiger Köter«, brummte Hafter weiter. »Kein Wunder, daß im Danelagh demnächst die Sachsen regieren, wenn Kerle wie du an der Macht sind. Stimmt es wirklich, daß du Olrics Sohn bist?«
    »Ja. Und der alte Mann lebt nicht mehr lang. Dann komme ich zurück und töte euch alle.«
    Kerek versuchte einzulenken: »Mylord, Ihr verliert ohne Grund die Geduld. Diese guten Leute haben uns das Leben gerettet. Unser Kriegsschiff ist leck geschlagen. Wir sind auf ihre Gastfreundschaft angewiesen. Bitte zügelt Eure Rede und erweist Euch dankbar.«
    Ragnor entfernte sich leise fluchend. Chessa hörte die alte Alna kichern.
    »Mylord.«
    »Gunleik, wie viele Männer haben wir gerettet?«
    »Siebzehn, Rorik. Dieser Kerek sagt, neun Mann sind über Bord gegangen. Für die Wucht des Unwetters sind sie noch glimpflich davongekommen.«
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte Chessa und hob den Blick in das Gesicht des graubärtigen Mannes, dem das kriegerische Leben tiefe Furchen eingegraben hatte. »Du warst damals auf Clontarf, als Rorik mich gegen Mirana austauschte. Du hast Lord Rorik geholfen.«
    »Ja, das habe ich. Wer bist du?«
    »Ich bin die kleine Eze. Du hast damals meinem Papa zur Flucht

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