Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
nun über und über mit fettiger Soße und Essen besudelt war.
    Er rappelte sich auf die Knie, seine Hand brannte höllisch. Er fühlte sich so gedemütigt, daß er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Mordlust flackerte in seinem wilden Blick.
    Dann hörte er ein heiseres Krächzen. Entsetzt hob er den Kopf und sah seinen Vater, der mit zurückgelegten Kopf lachte. Der König hatte nicht gelacht, seit er denken konnte. Und jetzt wieherte er vor Lachen, den zahnlosen Mund weit aufgerissen, die Hände um den fetten Bauch gekrallt. Die Gespielinnen umflatterten ihn aufgeregt. Die Wachen rückten näher, die Hände an den Schwertern, blieben jedoch unschlüssig stehen. Weder Chessa noch Kerek rührten sich von der Stelle. Alle blickten den König völlig verdattert an.
    »Was ist los, Olric? Du siehst albern aus. Warum lachst du?«
    »Die Königin«, raunte Kerek und verbeugte sich tief vor der Dame, die eingetreten war und zwischen ihrem Sohn und ihrem Gemahl hin und her blickte. Sie trug ein kostbar mit Blütenkelchen und Vogelmotiven besticktes, weißes Kleid. Das blonde, von grauen Strähnen durchzogene Haar hatte sie zu schweren Zöpfen geflochten und hochgesteckt. Ihr fein geschnittenes Gesicht war sehr schön. Ragnor hatte ihr Aussehen geerbt. Sie wirkte nicht unterwürfig und machte keineswegs den Eindruck, die Gefangene des fetten, alten Mannes zu sein.
    »Hoheit«, sagte Kerek ehrerbietig. »Darf ich Euch die Prinzessin von Irland vorstellen, die Prinz Ragnor heiraten wird.«
    Chessa straffte die Schultern und war ebenso groß wie die Königin.
    »Na, zumindest ist sie keine zimperliche, dumme Gans«, bemerkte Turella. »Ich stamme aus dem Hause Tur in Bulgarien. Ein mächtiges Königreich. Verglichen mit meiner Heimat ist das Danelagh ein Abfallhaufen. Küß mir die Hand.«
    Chessa hob die schöne weiße Hand der Königin ein wenig und küßte sie.
    »Steh auf, Ragnor«, befahl die Königin. »Dein Vater hat aufgehört zu lachen, und du hörst auf zu wimmern. Versuche, dich wie ein Mann zu benehmen. Steh auf!«
    »Sie hat mich angegriffen, Mutter. Sieh dir meine Hand an, sie hat mir ein Messer in die Hand gestochen. Das soll sie mir büßen. Zwei meiner Leute werden sie festhalten, und ich peitsche sie aus.«
    »Du bist ein Mann. Wenn du sie auspeitschen willst, tu es ohne die Hilfe anderer.« Sie wandte sich an Chessa: »Er hat mein Aussehen, deshalb kann ich nicht behaupten, er wurde mir bei der Geburt untergeschoben. Gib mir einen Kelch Wein, Kerek.«
    Die Königin nahm an der entfernten Stirnseite der Tafel Platz. Der König hatte noch kein einziges Wort von sich gegeben.
    »Ich hörte, daß du endlich angekommen bist und wollte dich kennenlernen. Wie hast du es geschafft, den König zum Lachen zu bringen? Ich habe ihn seit zwanzig Jahren nicht lachen gehört. Ich hatte gehofft, ihr seid mit dem Essen fertig. Wie ich sehe, landete ein Großteil des Mahls auf der Erde.« Sie schnippte mit den Fingern, woraufhin drei Männer an ihre Seite eilten. Sie sprach leise mit ihnen.
    Ihre Leibwächter? Mit lauter Stimme fragte Chessa: »Warum habt Ihr nicht mit uns gespeist, Majestät?«
    Die Königin ließ ein melodisches, durchaus angenehmes Lachen hören. »Seit der König seine Zähne verlor, habe ich nicht an einem Tisch mit ihm gegessen. Ich weigere mich, ihm das Essen vorzukauen.«
    »Oh«, entgegnete Chessa. »Das kann ich gut verstehen.«
    »Wie ich höre, war dein Vater einst ein alter Mann wie Olric. Alle Skalden singen von seiner wunderbaren Verwandlung durch einen Zauberer namens Hormuze. Was weißt du davon? Bist du nicht die Tochter dieses Hormuze?«
    »Ja, Hoheit. Wie Ihr seht, bin ich gar keine richtige Prinzessin. König Sitric nahm mich in seiner Güte zu sich und behandelte mich wie eine Tochter. Mein eigener Vater Hormuze verschwand, löste sich wie Nebel in seinem eigenen Zauber auf und verschwand in ein Königreich, das keiner von uns kennt.«
    »Rede keinen Unsinn«, wies die Königin sie zurecht. »Olric, du weißt, daß sie keine echte Prinzessin ist. Warum ist sie hier?«
    Der König schwieg.
    »Ich wünschte, Ragnor und Kerek wären dabei gewesen«, fuhr Chessa fort, »als ich den Bewohnern der Habichtsinsel gestand, daß ich keine Prinzessin bin. In meinen Adern fließt kein königliches Blut. Hörst du, Ragnor? Kerek? Ich bin nur eine einfache Frau. Laßt mich frei!«
    »In den Augen der Welt ist sie eine Prinzessin, königliche Hoheit«, entgegnete Kerek. »Wußtet Ihr, daß

Weitere Kostenlose Bücher