Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
hakte er nach, ob es auch wirklich fünfmal hintereinander war. Darauf legte er besonderen Wert.«
    Cleve sah Roriks ungläubig staunendes Gesicht wieder vor sich, ob dieser unerhörten Manneskraft. »Die Kerle haben den ganzen Tag von nichts anderem geredet. Du hast dir ja wohl kaum gedacht, daß Rorik das für sich behält. Nein, natürlich nicht«, seufzte Cleve und fuhr sich durch seine goldene Mähne. »Ich habe dich gerammelt und bin hinterher eingeschlafen. Das ist die Wahrheit und ...«
    »Und was, Cleve? Es macht mich glücklich, daß du mich so sehr begehrtest, daß du dich nicht beherrschen konntest. Ich begreife nicht, wieso du behaupten konntest, du hättest versagt. Das ist lächerlich. Du hast mir nicht sehr weh getan, und ich freue mich schon auf heute nacht.«
    Er knurrte wie Kerzog es tat, wenn jemand versuchte, ihm seinen Stock aus dem Maul zu nehmen, drehte auf dem Absatz um und ließ sie stehen.
    Laren hielt ihr einen Apfel hin. »Hier, iß. Ich erzähl' dir etwas über die Männer.«
    Chessa biß in den saftigen Apfel.
    »Männer.« Laren blickte Cleve nach, der im Laufschritt aus den Palisadentoren stürmte. »Sie können es nicht ertragen, wenn Frauen ihnen etwas wegnehmen, was ihrer Meinung nach ihnen zusteht.«
    »Betrachten denn Männer die Paarung als etwas, das ihnen zusteht?«
    »Aber ja. Es geht schließlich um ihre Männlichkeit. Und die wiederum ist der Kern ihrer Persönlichkeit. Sie müssen sich auch hier als Meister beweisen. Sie bestimmen, wie der Akt vollzogen wird und zwar nach Regeln, die vom Vater auf den Sohn übertragen werden. Frauen dürfen über solche Dinge nicht sprechen.«
    »Welche Regeln?«
    »Cleve ist ein umsichtiger, rücksichtsvoller, verläßlicher Mann. Doch nach dieser Nacht sieht er sich nicht nur als Versager, sondern er hat dich, sich und die gesamte Männerwelt enttäuscht. Er schämt sich. Was du Rorik gesagt hast, war ausgezeichnet. Nun sehen die Männer in Cleve so etwas wie einen Halbgott. So oft wie heute habe ich die Worte fünfmal hintereinander in meinem ganzen Leben nicht gehört. Was in seinen Augen noch peinlicher ist, ist die Tatsache, daß du, Chessa, sein vermeintliches Versagen vertuschen willst. Du, eine Frau, versucht ihn zu schützen, ihn vor Demütigung zu bewahren. Das kann er nicht ertragen.«
    »Das ist doch lächerlich«, entgegnete Chessa und warf das Kernhaus ihres Apfels auf den Abfallhaufen. »Zum Liebesakt gehören doch zwei. Nicht nur Cleve tut etwas nach bestimmten Regeln. Ich gehöre doch auch dazu, oder nicht?«
    Laren umarmte sie. »Ja. Die Frauen sind begeistert, wie mühelos es dir gelungen ist, die Männer um den Finger zu wickeln. Vielleicht hatte Kerek recht.«
    »Womit soll er recht haben?«
    »Ich sehe dich vor mir in einem offenen Prunkwagen, begleitet von Hunderten von Männern, die deinen Befehlen Folge leisten. Ich sehe dich als Boadicea, die kriegerische Königin des sagenhaften Reiches Iceni. Du denkst klar, Chessa, und du handelst unverzagt. Ob du immer recht hast, wie du die Dinge siehst, ist zweitrangig. Du zauderst jedenfalls nicht, sondern handelst. Das gefällt mir. Cleves männlicher Stolz ist tief verletzt, und er ist völlig verwirrt. Wirst du heute nacht mit ihm reden?«
    »Aber ja«, antwortete Chessa. »Heute nachmittag gehe ich mit Kiri Kiebitzeier sammeln. Wir müssen uns darüber einig werden, wie wir ihren ersten Papa nachts zwischen uns aufteilen. Sie ist ein kluges Kind, und es ist nicht leicht, ihr einen Schritt voraus zu sein.«
    Cleve stand auf der Rampe der Palisaden. Aus dem Haus drangen unverständliche Gesprächsfetzen vermischt mit lautem Gelächter. Worüber redeten sie nun schon wieder? Daß er ein unersättlicher Rammler war? Oder ein elender Aufschneider? Den ganzen Tag hatten die Männer sich über ihn lustig gemacht, bis er es nicht mehr ausgehalten hatte, die Zielscheibe ihres Spotts zu sein. Und alles nur weil Chessa solchen Unsinn daherreden mußte.
    »Cleve?«
    Er drehte sich um. Sie stand dicht vor ihm, und Tränen kullerten ihr die Wangen hinunter. Sein Zorn war verflogen. »Haben sie dich beleidigt, Chessa? Was haben sie gesagt, das dich zum Weinen brachte?«
    Das war ein gutes Zeichen, dachte sie. Sie versuchte ein kleines Lächeln. Und mit stockender Stimme brachte sie schniefend hervor: »Mir geht es gut. Ich mache mir Sorgen um dich. Du weichst mir aus, sprichst nicht mit mir. Ich habe doch nichts Böses getan. Komm mit mir, Cleve. Wir schlafen auf einem Boot. Es gibt

Weitere Kostenlose Bücher