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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schon alles gut.«
    »Wenn du so neunmalklug bist, warum hast du dann ausgerechnet jetzt deine Blutung?«
    Chessa lachte, nahm seine Hand und küßte alle fünf Finger. »Ich schmecke dich so gern«, sagte sie leise, um Kiri nicht zu wecken.
    »Warum nimmst du die Finger meines ersten Papas in den Mund, Chessa?«
    »Ich küsse sie, so wie ich jetzt deine küsse«, damit nahm sie Kiris Finger und küßte jeden einzelnen.
    Der nächste Tag war warm, und in der Räucherhütte herrschte große Hitze. Die Frauen hatten sich das Haar mit Tüchern hochgebunden. »Hoffentlich reichen die Stangen. In diesem Korb liegen die ausgenommenen und gesäuberten Fische. Sie werden an dünnen, durch die Kiemen gesteckte Holzstäben über das Feuer gehängt. Die Flammen werden mit Sägespänen und kurzen Holzscheiten halb erstickt, so daß sich viel Rauch entwickelt, der die Fische dann langsam trocknet und würzig räuchert.«
    »Mit Eichenspänen bekommen sie einen besonders würzigen Geschmack. Den mag ich am liebsten«, erklärte die alte Alna.
    »Mir ist Fichte und Föhre lieber«, lachte Mirana. »Du mußt ausprobieren, was dir und Cleve am besten schmeckt. Nun werden die Dorsche, Hechte und Lachse allmählich gelb. Siehst du? Morgen legen wir sie mit viel Salz zwischen den einzelnen Lagen in Holzfässer ein. Auf diese Weise sind sie vielleicht noch eßbar, wenn wir schon gestorben sind.«
    »Bei soviel Salz können sich unsere Urenkel noch davon ernähren«, meinte Chessa.
    »Da magst du recht haben. Fleisch räuchern wir auf die gleiche Weise. Ich rate euch, siedelt euch in der Nähe eines Sees an. Dann müßt ihr nie Hunger leiden. Dort oben soll es großen Fischreichtum geben. Und jetzt weißt du, wie man sie haltbar macht.«
    »Ich erinnere mich, wie du einmal Fische nicht richtig geräuchert hast, Mirana«, petzte die alte Alna. »Der Gestank trieb uns damals alle aus dem Haus.«
    Mirana knuffte die alte Frau scherzhaft in die mageren Rippen. »Alna hat recht. Fisch muß ganz langsam und lange geräuchert werden, sonst verdirbt er. Und nichts stinkt erbärmlicher als verdorbener Fisch.« Anschließend unterwies Mirana Chessa in jedem einzelnen Schritt noch einmal. Die alte Alna krähte ihre guten Ratschläge dazu und hielt die Frauen bei Laune.
    »Was ist das?« fragte Mirana plötzlich und hob horchend den Kopf. Dann lächelte sie, nahm das Tuch vom Kopf, schüttelte ihre volle, schwarze Haarpracht und wischte sich
    den Schweiß von der Stirn. »Kerzog bellt sich die Lunge aus dem Leib. Ich nehme an, die Männer haben einen Eber erlegt oder einen Hirsch. Kommt, wir gehen ihnen entgegen. Das gibt ein Festmahl heute abend.«

KAPITEL 19
    Moray Förde, im Norden Schottlands
    Der Tag war kühl, die Sonne vermochte kaum den Nebel zu durchdringen, der vom Wasser aufstieg und das Land mit einem feinen Schleier überzog.
    »Kiri, mein Schätzchen, so sieht ein strahlender Sommertag in Schottland aus«, seufzte Merrik.
    »Aber die Sonne scheint nicht so hell wie zu Hause.«
    »Deshalb sage ich ja, ein strahlender Sommertag in Schottland.«
    »Sind wir bald da, Onkel Merrik?«
    »Ja. Wir rudern die Moray Förde landeinwärts, bis wir die Stadt Inverness erreichen. Südlich von Inverness mündet das Flüßchen Ness in den Loch Ness. Dein Papa erinnert sich an einen Landvorsprung, der am Westufer weit in den See ragt. Auf dieser Halbinsel soll ein großes Holzhaus stehen, das dem Gehöft von Malverne ähnlich ist.«
    »Hat Papa eine Mama, die meine Großmama ist?«
    »Ich weiß nicht, Liebling. Es ist lange her. Und es hat sich viel verändert. Aber vielleicht gibt es Vettern und Basen und Tanten. Wir wissen nicht, was uns erwartet.«
    »Mein zweiter Papa nennt es ein großes Abenteuer.«
    »Bis jetzt habe ich davon noch nicht viel bemerkt«, lachte Merrik. Nicht, daß er darauf erpicht war, mit Laren, Chessa und Kiri an Bord, einem Piratenschiff zu begegnen. Aber es war lange her, seit sein schnittiger Silberrabe direkt auf ein angreifendes feindliches Schiff zugehalten hatte. Seine Männer, die besten Bogenschützen weit und breit, würden die Feinde treffsicher durchbohren. Andere in glänzenden Helmen und langen Kriegsmänteln würden auf beiden Plattformen im Bug und im Heck sprungbereit stehen, um das feindliche Schiff zu entern. Dann würde der Kampf erst richtig beginnen. Merriks Hand griff nach seinem Schwert, das einst seinem Vater gehört hatte. Es war drei Fuß lang, die Schneide aus blitzendem Stahl gehämmert, und das

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