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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sie sich weigerte zu reden, würde er sie töten.
    Die Nacht war kühl und klar, die See lag ruhig, die Mondsichel über ihnen hing im sternenklaren Himmel. In drei Tagen waren sie zu Hause, wenn die Winde und die Götter es gut mit ihnen meinten.
    Daheim auf der Habichtsinsel.
    Einar würde seinen Namen erfahren, denn er zweifelte nicht daran, daß die Hexe jedem gesagt hatte, daß er Rorik Haraldsson war. Doch Einar würde nicht wissen, wo er ihn finden konnte. Rorik hatte zwei Jahre mit der Suche nach Einar verbracht.
    Er lehnte sich an die Bootswand. Die Eichenplanken schmiegten sich glatt an seinen Rücken. Das Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf lullte ihn ein. Er schloß die Augen, horchte auf das Ächzen der Männer an den Rudern. Manche redeten von ihrem Haß gegen Einar Thorsson, von der Tapferkeit ihres Herrn und Schiffsführers Rorik. Sie sprachen von Gunleik und seinem Plan, die Männer am Strand zu überraschen, die Taue ihrer Kriegsschiffe während des Sturms zu kappen. Gunleik, ein Mann, der nicht in den Diensten von Einar stehen sollte, hatte Rorik in die Falle gelockt und ihn im Innenhof der Festung überwältigt. Sie redeten vom Kampf, in dem Rorik wie ein Berserker um sich geschlagen hatte, von Gunleik, der sein Messer in Roriks Schulter geworfen hatte, ohne ihn zu töten. Rorik lächelte, denn bald würde ein Skalde seine Heldentaten besingen und auch seine Niederlage zur Heldentat erheben.
    Der Schmerz durchbohrte ihn. Er mußte Ruhe finden, um Kräfte zu sammeln. Er blickte noch einmal auf die Frau, die leise stöhnend neben ihm lag. Er bemerkte die Blicke einiger Männer. Mit ruhiger Stimme sagte er: »Sie ist meine Gefangene. Keiner von euch vergeht sich an ihr.«
    Die Männer murrten, dann nickten sie zögernd, einer nach dem anderen. Rorik setzte hinzu: »Sie ist keine normale Frau. Sie denkt wie ein Mann, und sie ist stolz. Laßt sie in Frieden und hört nicht auf sie.«
    Aslak fügte hinzu: »Selbst Männer gehorchen ihren Befehlen. Sie sieht aus wie eine Frau, handelt aber oft nicht wie eine Frau. Sie widerspricht Männern, sogar ihrem Bruder, und er züchtigt sie nicht. Er soll sie nur einmal ausgepeitscht haben. In seiner Abwesenheit befiehlt sie den Männern. Alle Bewohner von Clontarf achten sie und gehorchen ihr. Sie ist gefährlich, obwohl sie wie eine schwache Frau aussieht. Sie pflegte Rorik nur, um ihn für die Folter ihres Bruders am Leben zu erhalten. Er ist berühmt dafür, großes Vergnügen an den Qualen anderer zu haben. Ich habe selbst gesehen, wie er Männer auspeitschte, und welches Vergnügen ihm das bereitete.«
    Rorik fügte hinzu, und seine Stimme übertönte nur knapp das Klatschen der Wellen gegen den Bootsrumpf: »Hört auf Aslaks Worte. Er hat sechs Monate in den Mauern der Festung verbracht. In drei Tagen könnt ihr euren Schwanz in jedes Weib stecken, das euch gefällt. Laßt die Frau in Frieden. Legt euch kräftig in die Ruder, wir sind bald zu Hause.«
    Aslak lachte. Hafter, Roriks Freund aus Kindertagen, der ihm näherstand als sein eigener Bruder, meinte: »Beim nächsten Mal wirst du siegen, Rorik. Diesmal sind wir alle mit heiler Haut davongekommen. Beim nächsten Mal siegen wir.« Während er sprach, blickte er auf die bewußtlose Frau, und in seinen blauen Augen stand blanker Haß. »Ja«, sagte er. »Es gibt ein nächstes Mal.«

Kapitel 4
    Habichtsinsel
    Vor der Küste von Ostanglien
    Bald waren sie zu Hause. Rorik blickte sehnsüchtig hinüber zur Habichtsinsel, seine Heimat, die Insel, die sein Großvater erobert hatte, das Kloster zerstört und alle Mönche getötet hatte. Das lag dreißig Jahre zurück. Sein Großvater war einer der Krieger, die König Edmund töteten und Ostanglien für die Wikinger eroberten. Nun war ganz England in ihrer Hand, bis auf Wessex, das immer noch von den Sachsen verteidigt wurde, dank König Alfred, dem verschlagenen alten Mann, der vor zehn Jahren in die Hölle der Christen gefahren war.
    Rorik legte die Hand schützend an die Augen. Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel, ein schöner Tag für eine Heimkehr. Die Insel leuchtete wie ein Smaragd im blauen Meer. Fruchtbares Ackerland, wildreich und mit einem milden Klima gesegnet. Sein Großvater hatte ihm die Insel vor sieben Jahren auf dem Totenbett vererbt. Seither hatten zweimal marodierende Banden versucht, die Insel einzunehmen. Es war ihnen nicht gelungen.
    Die Habichtsinsel. Seine Insel, seine Heimat seit mehr als zwei Jahren. In der Zeit davor

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