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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Majestät, ich verstehe Euch sehr wohl.«
    Mirana blickte von einem Greis zum anderen. Hormuze war ein Priester, vielleicht ein Zauberer, und er hatte dem König die Wiederkehr seiner Jugend versprochen. Erstaunlicherweise erschien ihr die Vorstellung nun realer als zuvor; sie selbst schien Teil des irrsinnigen Zaubers geworden zu sein.
    Kälte stieg in ihr auf, ihre Nackenhaare sträubten sich. Sie diente als Medium, durch das ein Versprechen eingelöst werden sollte. Die Götter oder die Dämonen der Unterwelt hatten sie in ihren Bann gezogen. Sie wandte sich an Hormuze, dessen nachtschwarze Augen sie auf sich spürte. In seinem Blick lagen Erwartung und eine Art besitzergreifender Zärtlichkeit. Doch nein, sie mußte sich irren.
    Der König nickte Hormuze zu, der sich zu ihnen setzte und in die Hände klatschte. Gleich darauf erschienen mehrere Knaben in kurzen, weißen Gewändern und nackten Füßen, das Haar zu zahlreichen dünnen Zöpfen geflochten. Auf silbernen und goldenen Tabletts trugen sie erlesene Speisen auf. Es wurde Wein gereicht aus einem Land südlich von Kiew, wie der König ihr erzählte, während er ihren Silberkelch füllte. Der König fütterte sie mit Weintrauben, und sagte ihr dabei schmeichelnd, sie seien so grün wie ihre Augen.
    Die fremdländisch aussehenden Knaben servierten stumm und flink.
    Schließlich entließ Hormuze die Diener. Zufrieden lehnte er sich zurück und sah dem König zu, der mit seiner jungen Braut schäkerte. Hormuze erhob sich und goß eine dunkle Flüssigkeit in ein Glas.
    »Ich bitte Euch, Majestät, diesen Trunk zu Euch zu nehmen. Er wird Euch das Spiel mit Eurer Braut erleichtern. Damit beginnt Euer Aufstieg zur ewigen Jugend.«
    Der König lachte. Berauscht von der Erwartung der kommenden Ereignisse, packte er Mirana und zog sie zu sich auf den Schoß. Seine Hände tasteten nach ihren Brüsten und kneteten sie in gieriger Leidenschaft. Sein Mund fand den ihren, und ihre Willfährigkeit erfreute ihn. Mirana aber beschloß, ihn zu töten, wußte jedoch, daß sie damit warten mußte, bis sie alleine waren. Doch dann würde sie handeln, wie wußte sie noch nicht, aber irgend etwas würde ihr einfallen. Keinesfalls würde sie wehrlos unter dem keuchenden Greis liegen. Nein, eher würde sie ihn töten.
    »Majestät. Ihr müßt die Arznei trinken.«
    Hormuze klang ungeduldig, beinahe ärgerlich, dachte Mirana seltsam berührt.
    Der König ließ von ihr ab. Sie setzte sich erleichtert auf ihren Stuhl. Seine Hand glitt über ihre Brüste und ihren Bauch. Sie wich zurück, doch er beschwichtigte sie: »Nein, halt still.« Durch das Kleid streichelte er ihren Bauch, dann glitt seine Hand weiter nach unten und wölbte sich über ihre Scham. Am liebsten hätte sie ihm schreiend das Gesicht zerkratzt. Sie war stärker als er, sie könnte ihn mit bloßen Händen erwürgen, doch sie ließ ihn gewähren. Der richtige Zeitpunkt war noch nicht gekommen.
    Der König hob den Kelch und prostete ihr und Hormuze zu. »Mein alter Freund. Das Leben geht weiter. Dein Lohn wird reicher sein, als du dir erträumt hast.«
    »Davon bin ich überzeugt, Majestät.«
    Er trank in tiefen Zügen. Sein Adamsapfel unter seinem faltigen Hals bewegte sich mit jedem Schluck auf und ab. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und stellte den leeren Kelch auf den Tisch.
    »Bereite die Braut nun vor, Hormuze. Ich will nicht länger warten.«
    Er wandte sich an Mirana. »Geh mit ihm, mein schönes Kind. Er wird dir sagen, was du tun mußt. Ziehe das weiße Kleid an, denn es ist rein wie du. Hormuze, das Kleid liegt im Gemach auf den Kissen. Ich habe es selbst zurechtgelegt.«
    Hormuze nickte und bot Mirana die Hand. Sie schaute diese Hand etwas genauer an. Sein rechter Handrücken sah fleckig aus. Er bemerkte ihren Blick und zog die Hand zurück.
    »Komm«, sagte er.
    »Beeil dich«, sagte der König.
    Mirana erhob sich und sah zu Hormuze auf, der ihren Blick stirnrunzelnd erwiderte. Rasch senkte sie die Augen und folgte ihm durch einen mit Seide behangenen Bogen und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ein nie geahnter Anblick bot sich ihr. Die Wände des Gemachs waren mit roter Seide verkleidet, der Fußboden mit weichen, leuchtend rot, blau und gelb gemusterten Teppichen belegt. Darauf lagen bunte Seidenkissen.
    Hormuze reichte ihr das weiße Kleid. »Zieh das an.«
    Sie blickte auf das glänzende, weiße Gewand und dann zu ihm. »Aber du mußt gehen.«
    Er lächelte, und sein Lächeln war

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