Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
bekommst meine Hand auf deinem feisten Hintern zu spüren, wenn du mir widersprichst. Und du jammerst und flennst mir nichts mehr vor. Mach dich an die Arbeit und blöke nicht mit den anderen Schafen. Bring mir eine Schüssel Haferbrei. Und wehe, wenn er nicht schmeckt.«
    Mirana schwieg. Sie sah Angst in den Augen mancher Frauen aufflackern; Wut, Trotz und Widerstand bei anderen. Die kleine Utta schaute ihren Vater stirnrunzelnd an. Amma wirkte niedergeschlagen, aber nur für einen kurzen Augenblick. Sie war eine energische Frau. Bald straffte sie die Schultern, blickte ihren Mann Sculla an, dann die anderen Frauen.
    Mirana wußte, die Frauen wollten sich beraten, sobald die Männer aus dem Haus waren. Ob man sie daran teilnehmen lassen würde? Sie hatte ihnen bisher nicht helfen können. Sie fluchte leise.
    Sie verließ das Langhaus und hoffte, daß man es sie schon wissen lassen würde, ob man sie haben wollte. Sie würde die Frauen gern im Umgang mit Waffen unterweisen. Ein Messerstich blieb länger in Erinnerung als ein mit Baumrinde ungenießbarer Eintopf. Ein Mann, der wußte, daß eine Frau ihm ohne Zögern, aber mit viel Geschick seine Männlichkeit abschneiden konnte, war ein vorsichtiger Mann, der es sich zweimal überlegte, mit seinem Recht und seiner Macht zu prahlen. Sie aber war nur eine Gefangene und hatte gar keine Rechte. Sie war den Frauen keine große Hilfe.
    Es war ein strahlend schöner, warmer Morgen. Vom Osten wehte eine frische Seebrise herüber. Graue Regenpfeifer, Möwen und Brachvögel ließen sich von der Brise hochtragen, stürzten jäh herab und stiegen wieder hinauf zu den weißen Wolken. Sie erfreute sich an ihren spielerischen Flugkünsten. Sie kannte viele Vogelarten. Manche waren ihr allerdings unbekannt. Sie hielt Ausschau nach Rorik. Er stand an den Palisadentoren und redete mit einigen Männern. Kerzog wartete mit erhobenem Kopf auf seinen Herrn.
    Mirana fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und band es mit einem Stück Schnur, das ihr die Alte Alna gegeben hatte, im Nacken zusammen. Sie wollte wissen, was Rorik plante. Und warum er so schnell gehandelt hatte, bevor er seinen Brei gegessen hatte. Keine zwei Meter hinter ihm blieb sie stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Kerzog wedelte mit dem Schwanz.
    »Sie werden dir gehorchen, Herr«, sagte einer der Männer. »Sie wissen, daß sie es nicht zu weit treiben dürfen.« Grinsend fügte er hinzu: »Ich wäre gern dabeigewesen, um ihre erschrockenen Gesichter zu beobachten.«
    Rorik ging nicht darauf ein. »Selbst Kerzog ist wohlgenährt. Die Kinder, sich selbst und sogar die Tiere haben sie gut versorgt. Nur wir mußten den Schweinefraß essen.«
    Kein Wunder, denn Kerzog und die Kinder hatten sich auch nicht heimlich zu Entti geschlichen, dachte Mirana.
    Die anderen Männer pfiffen anerkennend durch die Zähne. »Ja, die Frauen haben ein böses Spiel mit uns getrieben. Jetzt werden sie unser Essen nicht mehr mit Schlehen würzen, daß sich unsere Eingeweide umstülpen. Denkst du, sie wollten uns vergiften?«
    Rorik schüttelte den Kopf. »Ich werde Alna Anweisung geben, heute abend Wildschweinbraten aufzutischen.«
    Vier Wildenten strichen über ihre Köpfe hinweg. Kerzog bellte zu ihnen hinauf und legte erwartungsvoll den Kopf auf die Vorderpfoten.
    Einer der Männer nickte Rorik zu, er sich sehr langsam zu Mirana umwandte.
    Er trat einen Schritt auf sie zu und blieb stehen. »Wer hat dir die Kette abgenommen? Was willst du?«
    Er klang ungeduldig, als sei sie ein Hündchen, das ihm nachgelaufen sei und das er jetzt nicht brauchen konnte. Nein, über ein Hündchen hätte er sich gefreut. Sie bedeutete ihm weniger als ein Hund. Sie schob das Kinn vor und sagte schneidend: »Komm, Rorik. Ich habe mit dir zu reden.«
    Er reckte sich gerade auf wie ein Baum. Er war immer noch wütend über die Heimtücke der Frauen, die es gewagt hatten, für ihn und seine Männer schlecht zu kochen. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden? Erweise mir gefälligst den nötigen Respekt. Sprich mich mit >mein Herr< an und bitte mich höflich um eine Unterredung.«
    Sie blickte ihn unverwandt an. Zugegeben, sie hatte nicht höflich oder friedfertig geklungen.
    »Sprich mich gefällig mit >mein Herr< an.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist nicht >mein Herr<. Du bist nicht mein Gebieter. Du bist mein Feind, sonst nichts. Und außerdem bist du ein gemeiner Schuft, den Frauen mit Gewalt zu drohen, die für dich kochen, waschen und

Weitere Kostenlose Bücher