Der Herr der Habichts - Insel
putzen.«
»Kochen, pah! Heute morgen habe ich meine Rippen gezählt. Gestern noch war ich kurz vor dem Verhungern. Damit ist jetzt Schluß. Das habe ich ihnen gesagt. Sie werden nicht wagen, sich meinen Anordnungen zu widersetzen. Und du, Mirana, sprichst mich mit >Herr Rorik< an. Und zwar schnell, weil ich es leid bin, dich zu zähmen.«
Als die Worte ausgesprochen waren, wußte Rorik, daß er sich in eine ausweglose Situation gebracht hatte. Er hatte ihr vor seinen Männern einen Befehl erteilt. Er hätte wissen müssen, daß sie sich störrisch wie ein Maultier weigern würde, ihm den nötigen Respekt zu erweisen.
Das durfte er ihr nicht durchgehen lassen. Nicht vor seinen Männern. Bei Thors Hammer, mit welchem Hochmut sie ihm befahl, zu ihr zu kommen. Außerdem ergriff sie die Partei der Frauen, nannte ihn einen gemeinen Schuft, nur weil er dem Unfug ein Ende bereitete.
Langsam sagte er wie zu einem verstockten Kind: »Ich bin dein Herr, dein Meister und dein Feind. Und jetzt nennst du mich >mein Herr<.«
Sie drehte auf dem Absatz um und entfernte sich. Einem der Männer entfuhr es entgeistert: »Das läßt Herr Rorik nicht durchgehen.«
»Hoffentlich bringt er sie dafür nicht um.«
Kerzog bellte leise, ohne sich zu rühren.
Sie war keineswegs erstaunt, als sie spürte, wie sich seine Hand um ihren Oberarm spannte und sie grob herumriß.
Leise raunte er: »Hör mir gut zu, Mirana. Du wirst meinen Befehlen gehorchen wie jede andere Frau auf der Habichtsinsel. Ich bin der Herr und Meister hier. Du wirst deine Zunge im Zaum halten, und du wirst mir Ehrerbietung erweisen wie einem Gott. Du hast keine andere Wahl. Meine Männer haben gute Ohren, und ich bin ihr Anführer. Hast du verstanden?«
Sie schüttelte den Kopf.
Er packte sie an beiden Armen und schüttelte sie heftig.
Dann beugte er sich über sie, sein Atem streifte ihr Gesicht. Er flüsterte in ihr Ohr: »Zwing mich nicht, dich vor meinen Männern auszupeitschen. Vergiß deinen verdammten Stolz und beuge dich meinem Willen. Dein Hochmut bringt dir nur Leid. Sei nicht dumm. Sag jetzt laut und deutlich, daß alle es hören können: »>Mein Herr<.«
»Ich kann nicht«, zischte sie. »Du weißt, daß ich nicht kann.«
Rorik fluchte. »Was bist du bloß für eine Frau? Du schadest dir sehr, weil du keinen Verstand besitzt. Du mußt viel lernen. Damit kommst du nicht weit. Nun sag es!«
Die drei Männer verfolgten die Szene mit gierigen Blicken. Er fluchte wieder. Sie ließ ihm keine andere Wahl. Sie war nicht bereit, sich zu fügen. Er schüttelte sie wieder. »Sag es!«
Sie blickte ihn hilflos an und verneinte.
Fluchend hielt er sie an einer Hand und öffnete seinen Gürtel. Sie starrte den langen, weichen Lederriemen an. Jetzt packte Rorik ihre beiden Handgelenke mit einer Hand und hielt sie so hoch, daß sie sich auf Zehenspitzen stellen mußte. Während er sich noch über ihre Gefügigkeit wunderte, schnellte sie herum, entriß ihm ihre Hände, schlug ihm blitzschnell die Faust in den Magen und hob das Knie, um ihm in die Leisten zu treten. Die Faust in seiner Magengrube schmerzte, dennoch war er schnell genug, sein Bein schützend zu heben, so daß ihr Knie gegen seinen muskelbepackten Oberschenkel prallte. Sie stürzte sich auf ihn, ihre Fingernägel zerkratzten ihm das Gesicht. Er verfluchte sie, ließ den Gürtel fallen und bekam sie wieder zu fassen. Immer noch wehrte sie sich mit erstaunlicher Kraft und Wendigkeit. »Du machst deine Lage nur schlimmer. Halt still, verfluchte Wildkatze.«
Schließlich band er ihre Handgelenke zusammen und hielt sie mit der rechten Hand hoch. Sie stieß böse Flüche gegen ihn aus.
Er drehte sie um, daß ihr Gesicht den drei Männern zugewandt war. Er wußte, er würde sie nicht gefährlich verletzen, da er nicht genügend weit ausholen konnte. Doch das würde seinen Männern nicht auffallen. Er schwang den Gürtel hoch und ließ ihn auf ihren Rücken niedersausen.
Sie zuckte zusammen; kein Laut entschlüpfte ihr. Sie hatte die Gegenwehr aufgegeben. Sie blickte ihn über die Schulter an. Ihre Augen waren so grün wie das Moos in den Salzsümpfen. »Du bist eine Bestie. Ich werde dich töten. Ich hätte dich in Clontarf umbringen sollen, als du in meiner Gewalt warst. Ich habe nur deinen Hals ein wenig geritzt, um dir einen Vorgeschmack auf deinen Tod zu geben. Aber ich hätte mein Messer in deine Kehle bohren sollen.«
»Du hast es nicht getan. Magst du jetzt noch so sehr Gift und Galle spucken.
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