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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Ich bin dein Herr. Sag es.«
    Er gab ihr Zeit, flehte zu Thor und Freya und Allvater Odin, sie mögen dafür sorgen, daß das Weibsbild ihren törichten Hochmut vergesse. Doch sie schwieg verstockt. Er spürte ihre Anspannung vor dem nächsten Peitschenhieb, ohne einen Fluchtversuch zu machen. Diesmal zog er ihr den Gürtel heftiger über den Rücken. Sie erbebte unter dem Hieb.
    »Sag es.«
    Sie schwieg. Nach dem vierten Peitschenhieb gab er auf. Er hatte ihr einen Vorgeschmack gegeben und sie gezwungen zu erkennen, ihm hilflos ausgeliefert zu sein. Diese Demütigung würde sie lange nicht vergessen. Er drehte sie zu sich um und blickte in ihr bleiches Gesicht.
    Er ließ sie los, knickte ihr mit dem Fuß die Beine weg und ließ sie zur Erde sacken. Auch diesmal war die Demütigung schmerzhafter als der eigentliche Sturz. Langsam schnallte er sich den Gürtel um. »Steh auf«, befahl er. »Geh ins Badehaus. Du stinkst.«
    Die Männer nickten anerkennend. Sie raffte sich auf und spürte das Brennen auf ihrem Rücken. Hocherhobenen Hauptes entfernte sie sich. Kerzog bellte seinen Herrn zustimmend an, wie es schien.
    Einer der Männer sagte mit satter Zufriedenheit: »Die hat ihr Fett weg. Gut gemacht, Herr. Sie ist nur eine Frau, und sie ist deine Feindin. Sie hat eine Abreibung verdient. Beim nächsten Mal weiß sie es besser. Sie wird den anderen Frauen erzählen, daß du sie ausgepeitscht hast. Sollten die Weiber vorgehabt haben, sich deinen Befehlen zu widersetzen, werden sie jetzt ihre Meinung ändern und deinen Befehlen gehorchen.«
    Rorik schwieg. Er fragte sich, worüber sie mit ihm hatte reden wollen.
    Zu Miranas Erstaunen meldete sich ein anderer der Männer zu Wort: »Nein Askhold, sie ist ein schwaches Mädchen, und sie ist sehr stolz. Ihr Stolz und ihre Herkunft ehren sie. Ihr Bruder ist ehrlos, aber sie hat Ehrgefühl. Sie ist eine echte Wikingerfrau. Anstatt sie zu mißhandeln, solltest du sie beschützen, Rorik.«
    Mirana beschloß, den Namen des Mannes in Erfahrung zu bringen. Ihr Stolz verbot es ihr, sich umzudrehen, um ihn anzusehen.
    Sie hörte Roriks Fluchen.
    Wie dumm sie war, dachte sie und stöhnte bei jedem Schritt leise, weil ihr Rücken so brannte. Er hatte recht. Ihr Hochmut hatte sie gezwungen, sich zu widersetzen. Sie vermochte ihn nicht zu überwinden. Sie hätte nachgeben müssen, doch dazu war sie nicht in der Lage. Was bedeutete es schon, mein Herr zu sagen? Einfach mein Herr, mehr nicht? Sie hätte die Worte voll Abscheu ausspucken können, und er hätte gewußt, daß es ihr nicht ernst damit war. Aber sie war zu eigensinnig.
    Was hatte Einar getan, daß der Mann ihn ehrlos nannte?

Kapitel 9
    Asta strich eine weiße Salbe auf ihren Rücken, die aus einer ölhaltigen Wurzel gewonnen wurde. Der Gürtel hatte ihre Haut nicht aufplatzen lassen, nur an zwei Stellen Kittel und Hemd zerrissen. Sie hatte zwar geschwollene rote Striemen, aber keine offene Wunde davongetragen.
    Mirana wäre lieber erstickt, als jemand von ihrer Schmach zu berichten, doch Utta war in die Schlafkammer gekommen und hatte sie nackt gesehen, als sie die Kleidungsstücke untersuchte.
    Das Mädchen hatte nur gesagt: »Ich hol die Salbe von Alna. Sie lindert das Brennen.« An der Schwelle blieb sie stehen und fügte hinzu: »Ich sage, mich hat eine Biene gestochen, und der Stich tut sehr weh.«
    Mirana hatte ihr zugelächelt und sich über die Klugheit der Kleinen gewundert. Sie sah sich als Zwölfjährige, ein schlaksiges, eigensinniges Mädchen, zu jedem Streich bereit, keiner Rauferei mit den Buben aus dem Weg gehend. Sie besaß keinen Funken Klugheit. »Danke, Utta. Kannst du mir Nadel und Faden bringen, damit ich das Kleid flicke?«
    Doch dann waren Asta und Utta gekommen. Asta, die Frau des Waffenschmieds Gurd, der seine Frau vor allen Leuten verhöhnt und beschimpft hatte. Zu Miranas Erstaunen lächelte Asta sie an. Und bald erzählte sie ihr belustigt von der Ziege, die lange an einem alten Schuh gekaut hatte, ehe die Frauen ihn in dem Gemüseeintopf für die Männer mitkochten. Bevor sie die Kammer verließ, beruhigte sie Mirana: »Keine Sorge. Utta und ich werden häufig von Bienen gestochen. Versuch jetzt zu schlafen, Mirana. Ich danke dir, daß du dich für uns eingesetzt hast. Auch die anderen Frauen danken dir. Wir glauben, Rorik hat seine Rede so eilig gehalten, weil er Angst davor hatte und er sie so rasch wie möglich hinter sich bringen wollte. Du hast versucht, uns zu helfen, und dafür danken wir

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