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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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eine unangenehme Erinnerung für dich? Es war doch eine Genugtuung. Sag die Wahrheit, woran hast du gedacht?«
    »Wenn du es wissen willst, fragte ich mich, ob es dir Spaß gemacht hat, mich auszupeitschen. Männer sind gewalttätig. Es bereitet ihnen Vergnügen, Menschen zu verletzen, die schwächer sind als sie. Eine hat mich ausgepeitscht. Und jetzt du. Beide habt ihr behauptet, es sei meine Schuld.«
    Er packte ihren Arm und riß sie hoch. Die Näharbeit rutschte zu Boden. »Vergleiche mich nicht mit deinem Bruder. Tu das nie wieder! Du wolltest dich mit mir messen und hast mir keine Wahl gelassen. Du weißt genau, daß ich mich vor meinen Männern nicht dem Willen einer Frau beugen darf. Noch dazu, nachdem unsere Frauen dieses böse Spiel mit uns getrieben haben. Ich bin ihr Herr und Anführer. Ich darf keine Schwäche oder Unentschlossenheit zeigen. Verflucht noch mal, gib es zu!«
    Schon wieder befahl er ihr etwas. Sie starrte ihn an, Zorn verdunkelte die Augen, doch diesmal schüttelte er nur den Kopf.
    »Mach mit deiner Näharbeit weiter.« Er ließ sie los, bückte sich, hob das Nähzeug auf und gab es ihr. Sie setzte sich aufs Bett, legte die Hände in den Schoß, hob den Kopf und fragte: »Hast du Inga betrogen?«
    Sein von der Sonne tief gebräuntes Gesicht erbleichte, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er hob den rechten Arm, um sie zu schlagen, beherrschte sich dann aber noch. Wortlos machte er auf dem Absatz kehrt und ging. Sie rief ihm nach: »Ich wette, du warst ihr untreu. Sonst hättest du nicht gedroht, die Frauen zu prügeln, nur weil sie sich dagegen wehren, von ihren Ehemännern hintergangen zu werden. Was können sie denn tun, außer euch Flegeln verdorbenes Essen vorzusetzen? Wärst du mein Ehemann und würdest mit einer anderen Frau schlafen, würde ich dich töten und dir nicht nur den Magen verderben.«
    Er zuckte zusammen, ging aber weiter, ohne sich umzudrehen.
    Rorik trank gierig. Er war gesättigt, und nun benebelte der schwere Met seinen Kopf. Seine Männer lachten, prahlten mit ihrem Sieg über die Frauen. Ja, die Mahlzeit war wirklich vorzüglich. Das Beste, was sie seit langem gegessen hatten. Der Wildschweinbraten war saftig über dem offenen Feuer gebraten. Als Vorspeise hatte es in Butter gedünstete Heringe und Barsche gegeben, die auf der Zunge zergingen.
    Rorik leerte den Becher, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Die Frau lag angekettet in seiner Schlafkammer. Er hatte verboten, ihr Essen zu bringen.
    Sie hatte es gewagt, Ingas Namen auszusprechen und zu fragen, ob er Inga betrogen hatte.
    Er öffnete die Augen einen Spalt. Entti stand mit dem Krug in der Hand neben ihm. Er schob ihr den Becher hin und ließ ihn nachfüllen.
    Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln, das sogar ihre leeren Augen erreichte. Sie war etwas schwachsinnig, das Mädchen, das er im letzten Sommer im Rheinland entführt hatte, aber sie war unendlich gutmütig. Es schien sie keineswegs zu stören, Sklavin der Wikinger zu sein. Sie freute sich, wenn die Männer zu ihr ins Bett schlüpften. Sie hatte keinen einzigen abgewiesen oder sich gesträubt. Selbst die Frauen mochten sie, obwohl alle Männer mit ihr schlafen wollten. Ihre Rache hatte sich nicht gegen Entti, sondern gegen die Männer gerichtet. Rorik dankte ihr. Ihr Lächeln wurde breiter. Er begriff, daß sie ihn in ihrem Bett haben wollte. Sie war recht hübsch mit ihrem vollen braunen Haar und den braunen Augen. Doch diese Augen waren zu kindlich, zu leer, als daß sie in ihm den Wunsch weckten, mit ihr zu schlafen. Sie hatte eine üppige Figur und volle Brüste, doch er wäre sich wie ein Kinderschänder vorgekommen.
    Leise sagte er: »Nein, Entti. Ich muß mich um meine Gefangene kümmern.«
    Eine andere Frau wäre gekränkt gewesen, nicht aber Entti. Sie schmunzelte und deutete auf seinen leeren Teller: »Das hat gut geschmeckt. Ich bin sehr froh darüber.«
    Er lachte. »Ja, wir alle sind froh. Geh in dein Bett, Entti. Du hast genug gearbeitet.«
    Sie senkte den Blick, ihre Finger nestelten an ihrem Ärmel. Sie wollte nicht schlafen. Sie wollte einen Mann. Hafter betrachtete Entti mit größerem Interesse, als ein Mann für eine Frau haben dürfte, mit der er nicht verheiratet war.
    Rorik sagte: »Hafter macht ein trauriges Gesicht. Du brauchst heute nicht mehr zu arbeiten. Kümmere dich um ihn.«
    Sie nickte erfreut und ging.
    Rorik stand auf, der lange Raum drehte sich um ihn. Er schüttelte sich wie ein Köter im strömenden

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