Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Löffeln ließ sie die Brühe stehen.
    »Wer hat die Brühe gekocht?«
    »Wir haben alle am Herd gearbeitet. Alle haben mitgeholfen. Amma meinte, wir sollen ein Stück Bitterwurz mitkochen.«
    »Aha«, meinte Mirana, schob die Brühe beiseite und hielt sich an das Brot mit Butter und Honig.
    Als Rorik ein paar Minuten später hereinkam, war sie satt und schläfrig.
    Er wirkte beunruhigt.
    »Was ist denn jetzt wieder passiert?« fragte sie und tätschelte die Matratze neben sich.
    Im Hinsetzen sagte er: »Hafter will Entti heiraten. Ich verstehe nichts mehr, Mirana. Er sagte, er habe sie festgebunden, wie ich ihm riet, doch dann fing sie an zu weinen, und das konnte er nicht ertragen. Und jetzt will er sie heiraten. Er hat ihr die Freiheit geschenkt. Er hat sie nicht gewaltsam genommen. Er sagt, er will warten, bis sie Mann und Frau sind. Morgen heiraten die beiden.«
    Sie zwang sich, ernst zu bleiben. »Und was hältst du davon, Rorik?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann ihn nicht daran hindern. Ich habe ihm nur gesagt, daß er hierbleiben muß. Du wärst zu traurig, wenn Entti dir weggenommen wird.«
    »Und dir würde Hafter fehlen, nehme ich an.«
    »O ja, er würde mir gewiß fehlen, der Narr. Ich begreife ihn nicht, aber er würde mir fehlen.«
    »Du hast schöne Beine, Rorik.«
    Er fuhr herum und sah sie entgeistert an. »Geht's dir nicht gut?«
    »Doch. Ich schau nur deine Beine an. Der goldene Flaum gefällt mir. Du hast starke Beine. Ich möchte sie streicheln.«
    Er fing an zu lachen, zuerst leise, doch dann kam ein befreiendes Lachen aus seiner Brust.
    Und dann sagte sie: »Und dein Bauch. Auch er ist mit einem feinen, goldenen Vlies bedeckt und fest und muskulös. Vielleicht gefällt mir dein Bauch noch besser als deine Beine.«
    Er hörte auf zu lachen. In seinen Augen glühte etwas auf, das ein sehnsüchtiges Verlangen in ihr weckte. Sie wollte ihn berühren, wollte von ihm berührt und geküßt werden, und ach, auch das andere. Vielleicht wollte sie das nun auch. In ihr stieg eine Wärme auf und schwoll zu einem heißen Begehren an. Sein Gesicht war angespannt. Er beugte sich über sie. Seine schönen Augen tauchten tief in ihre ein, und sie erkannte sein Verlangen. »Und dein Mund, Rorik, ist vielleicht das Schönste an dir. Es wird viele Jahre dauern, bis ich mich entscheiden kann. Du hast einen bezaubernden Mund.« Er lächelte wieder, und sie sah, wie sich seine Lippen leicht dabei öffneten. Dann schüttelte er lachend den Kopf. Sie wollte ihn noch oft so zum Lachen bringen, dachte sie. Mit einem Mal krampfte sich ihr Magen zusammen. Mit einem Satz war sie aus dem Bett und erbrach die Rinderbrühe, die sie gegessen hatte.
    »Bei den Göttern, nein!«
    Mirana hielt sich stöhnend den Leib und sank seitwärts auf die gestampfte Erde.
    Sie übergab sich zwei Stunden lang, obwohl sie nur wenig Brühe gegessen hatte. Bleich und schwitzend lag sie zusammengekrümmt da und wartete angstvoll auf die nächsten Krämpfe.
    Endlich schlief sie ein. Rorik deckte sie zu und strich ihr das naßgeschwitzte Haar aus der Stirn.
    Hafter tauchte in der Tür auf. »Wird sie es überstehen?«
    »Hoffentlich. Ich fürchte, es war Sira.«
    »Das glaube ich auch. Sie ist zu bedauern. Ich kenne sie seit ihrer Kindheit, und jetzt hat sie sich völlig verändert.«
    »Ich verstehe sie auch nicht mehr. Sie muß Mirana vergiftet haben. Die arme Asta mußte sterben, weil sie von Miranas Teller gegessen hatte. Aber warum sollte Sira sie ein zweites Mal vergiften? Du hast dich von ihr abgewandt. Mirana hatte nichts damit zu tun.«
    Ein Schrei ertönte, dann ein wüstes Gezeter.
    Die beiden Männer rannten in den Hauptraum. Sira hatte eine Hand in Enttis Haaren verkrallt, sie auf die Knie gezwungen und schleifte sie zum Herdfeuer. In der anderen Hand hielt sie ein Messer.
    »Bei Thor, das ist der reine Wahnsinn!« Rorik bahnte sich einen Weg durch die Männer, Frauen und Kinder, die herangetreten waren und nicht wußten, was sie tun sollten. Kerzog bellte wild, hatte seine Zähne in Siras Rock geschlagen und riß heftig daran. Sira schlug ihm den Messergriff über den Schädel. Kerzog jaulte auf, ließ los und schüttelte sich benommen. Doch dann sprang er sie wieder an, verbiß sich in Siras Gewand und zerrte sie zurück.
    »Rorik, ich kümmere mich um sie. Entti ist meine Frau.«
    Hafter packte Siras Unterarm und drehte ihr das Handgelenk um. Sira hörte nicht auf, Entti anzuschreien und sie an den Haaren zu reißen. »Du

Weitere Kostenlose Bücher