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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Plötzlich fühlte sie sich erschöpft und sogar zu müde, um nachzudenken. Sie war so matt, daß sie kaum aufstehen konnte, um sich zu erleichtern.
    Ihre Knie zitterten, und der Schweiß brach ihr aus allen Poren. Sie schloß die Augen. In wenigen Minuten war sie tief eingeschlafen.
    Rorik saß neben ihr und blickte sie lange an. Er dachte an ihre Worte, kurz bevor sie wieder krank geworden war. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht. Sie hatte sich an seinem Lachen gefreut. Und sie erregte ihn. Und was sie alles gesagt hatte — hielt sie ihn wirklich für schön? Wollte sie wirklich seine Haut berühren?
    Vielleicht gab das Leben ihm und ihr doch noch eine Chance. Er hoffte es inständig.
    Am nächsten Tag wurden Hafter und Entti getraut. Gurd hatte sämtliche Kleider Astas zu Entti bringen lassen.
    Sira lag im Langhaus auf dem Bauch, den Rücken mit einer weißen Heilsalbe bestrichen, die das Brennen der Peitschenhiebe linderte.
    Rorik setzte Mirana auf eine Decke und lehnte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Er brachte ihr zu essen und reichte ihr einen Becher Rheinwein. Kerzog lag bei ihr, den schweren Kopf auf ihre Füße gebettet. Sein Bauch war rund von den vielen Fleischresten, die er in sich hineingeschlungen hatte. Er schnarchte.
    Rorik blickte finster auf seinen Hund. »Der Köter wollte bei Entti bleiben, doch Hafter warf ihn raus. Jetzt kommt er zu dir, um sich von dir bis zum Umfallen füttern zu lassen.«
    »Er hat Entti gern«, sagte Mirana und kraulte den Hund.
    »Du bist blaß. Trink und lächle mich an. Sag mir, daß du meine Arme schön findest, vielleicht noch schöner als meine Beine und meinen Bauch.«
    Sie lächelte dünn und blickte angstvoll auf das Essen.
    Er nahm ein Stück Hammel und biß hinein, kaute mit geschlossenen Augen und wartete. Dann hielt er ihr das Fleisch hin. Kerzog hob den Kopf, schnupperte und bellte. Rorik hielt auch ihm ein Stück hin. Der Hund schnappte nach dem Fleisch, und Roriks Hand schnellte im letzten Moment zurück. Doch Kerzog schnappte wieder, diesmal nur um Haaresbreite an Roriks Fingern vorbei, und bekam die verdiente Beute.
    »Hat er dich noch nie gebissen?«
    »Als Welpe zwickte er mich ein paarmal. Aber jetzt ist das ein Spiel zwischen uns.«
    »Dieser Hund«, sagte sie, »ist klüger als manch ein Mensch.«
    Dann aß auch sie ein wenig.
    Kerzog leckte sich das Maul und äugte aufmerksam zu Entti hinüber. Sie saß auf Hafters Schoß und fütterte ihn lachend. Brummend legte Kerzog sich hin, streckte die Pfoten von sich und war wieder eingeschlafen.
    Rorik gab ihr mehr Wein. Bald lächelte sie selig, lachte über alles und schwatzte, da der Wein ihre Gedanken und ihre Zunge löste. Rorik fütterte sie mit in Honig getauchten Mandeln. Er blieb bei ihr, bis sie schlief, und hoffte, ihr Kopf würde ihr vom vielen Wein nicht allzu schwer sein, wenn sie aufwachte. Er hatte sich diesmal zurückgehalten.
    Alle Männer halfen zusammen, ein kleines Haus für Hafter und Entti an der Nordseite der Gerstenfelder zu bauen, wo alle verheirateten Krieger und ihre Frauen in den Sommermonaten in Schlafhütten nächtigten. Im Langhaus wurden die gemeinsamen Mahlzeiten eingenommen, und in den kalten Wintermonaten wohnten sie alle dort. Doch die verheirateten Paare verbrachten ihre Nächte, solange es warm genug war, lieber ungestört in ihren Schlafhütten.
    Entti kam zu Mirana, bevor sie mit Hafter in die Hütte ging.
    »Sie schläft, Entti«, sagte Rorik. »Sie ist bald wieder gesund.« Er küßte Enttis Wange. »Du bist eine gute Frau. Du bist jetzt frei, Entti, und gehörst zu uns. Du bist die Gemahlin eines Wikinger-Kriegers.«
    »Hafter kräht wie ein Hahn, Rorik. Ich habe ihn früher nicht oft lachen gehört. Sein Lachen gefällt mir. Er wird seine Heirat nicht bereuen, das schwöre ich dir.«
    In dieser Nacht verschwand Sira.

Kapitel 24
    Es gab endlose Debatten und Fragen. Ein ganzer Tag war verstrichen, ohne daß Sira gefunden wurde. Keines der Boote fehlte. Es zweifelte niemand daran, daß sie tot war. Schwimmend konnte sie das Festland nicht erreicht haben. Es war auch unwahrscheinlich, daß ihr in der Nacht Hügel gewachsen waren und sie zum Festland geflogen war. Und wenn sie nicht gefunden werden wollte? Diese Möglichkeit brachte die Männer am meisten in Rage.
    Tora war in sich gekehrt und behielt ihre Besorgnis für sich. Die Frauen redeten leise miteinander und vermieden es, Siras Namen zu nennen. Am Abend verließ Mirana das Haus, um frische Luft zu

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