Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
einen Gruß aus wie das Tuten eines Schiffes.
    Dann fiel plötzlich etwas vom Himmel. Ich wurde heftig im Gesicht getroffen und gegen den Felsen hinter mir geschleudert. Ich schnappte nach Luft und war unfähig, den Grund des Angriffs zu begreifen oder gar, welche Art von Geschoß benutzt worden war.
    Blinzelnd setzte ich mich auf und spähte um mich. Meterweise ringsumher war alles mit einem feuchten Schimmer überzogen -und nun waren auch mehrere, riesige Pfützen zu erkennen. Ich war völlig durchnäßt. Das war ein ziemlich übler Scherz auf meine Kosten - war das ihre Art, mir mitzuteilen, daß ich ein Bad nötig hatte? Das war unwahrscheinlich. Zitternd stand ich auf und rechnete schon halbwegs damit, daß das Luftschiff mir noch einen Guß herabschickte.
    Doch dann bemerkte ich, daß das Schiff rasch auf die Ruinen herabsank, tiefer am Himmel schwebte und immer noch die Sirene ertönen ließ. Es war ein Glück für mich, daß sie nicht Sand als Ballast mitführten - denn das Wasser war Ballast gewesen! Um vieles leichter war der Ballon in der Lage, mir weit schneller zu Hilfe zu kommen.
    Bald war er kaum mehr als zwanzig Fuß über mir. Ich heftete meinen Blick starr auf die Aufschrift an der Seite des Rumpfes und auf die Union Jacks auf den Schwanzflossen. An ihrer Realität konnte es keinen Zweifel geben. Ich hatte einmal ein Luftschiff gesehen, das von Mr. Santos-Dumont geflogen worden war, aber verglichen mit diesem Riesen war das ein grober Klotz gewesen. In den beiden vergangenen Jahren mußten gewaltige Fortschritte erzielt worden sein, dachte ich bei mir.
    Nun wurde am Boden der Metallgondel eine runde Luke geöffnet, und erheiterte, britische Gesichter spähten über den Rand.
    »Entschuldigen Sie wegen der Dusche, alter Junge«, rief einer in vertrauten Cockney-Tönen, »aber wir haben versucht, Sie zu warnen. Verstehen Sie Englisch?«
    »Ich bin Engländer!« krächzte ich.
    »Du lieber Himmel! Warten Sie eine Minute!« Das Gesicht verschwand. »In Ordnung«, erklärte das Gesicht, sobald es wieder auftauchte. »Bleiben Sie stehen, wo Sie sind!«
    Ich trat nervös einen Schritt zurück und machte mich auf einen neuen Schrecken gefaßt, aber diesmal schob sich eine Strickleiter aus der Luke. Ich rannte darauf zu und ergriff sie voller Erleichterung, doch als meine Hand sich um die unterste Sprosse schloß, hörte ich von drinnen einen Schrei:
    »Noch nicht! Noch nicht! Oh, Murphy, dieser Idiot! Der…«
    Den Rest der Schimpfkanonade bekam ich nicht mehr mit, weil ich über die Felsen geschleift wurde, bis es mir gelang, die Sprosse loszulassen und voll aufs Gesicht zu fallen. Die Flugmaschine hatte sich am Himmel ein Stück gedreht und mich für eine Sekunde heruntergelassen. Ich stand auf und unternahm keinen Versuch, die Leiter nochmals zu packen.
    »Wir kommen runter!« rief das Gesicht. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Bald kletterten zwei elegant gekleidete Männer durch die Luke und begannen, die Leiter herabzusteigen. Sie trugen weiße Uniformen, die stark jenen von Matrosen in den Tropen ähnelten, doch ihre Jacken und Hosen waren mit breiten Bordüren in Hellblau paspeliert, und die Rangabzeichen auf ihren Ärmeln erkannte ich nicht. Ich bewunderte ihr selbstverständliches Geschick und die Geschwindigkeit, mit welcher sie die schwankende Leiter herabkletterten und ein Seil abrollten, das ins Innere des Schiffes führte. Als sie ein paar Sprossen über mir standen, warfen sie mir das Seil zu.
    »Jetzt ganz locker, Alter!« rief der Mann, der als erster mit mir gesprochen hatte, »Binden Sie sich das um die Brust, direkt unter den Armen - dann holen wir Sie rauf! Verstanden?«
    »Ich verstehe.« Rasch befolgte ich ihre Anweisungen.
    »Hängen Sie sicher?« rief der Mann.
    Ich nickte und schlang die Hände um das Seil.
    Der »Himmelsmatrose« gab dem Schiffsmaat im Hintergrund Zeichen. »Hol ein, Bert!«
    Ich vernahm das Surren eines Motors, dann wurde ich auch schon hochgezogen. Erst drehte ich mich wild im Kreis, daß mir ganz übel und schwindelig wurde, bis einer der Männer auf der Leiter sich vorbeugte, eins meiner Beine packte und so meinen Weg nach oben ruhigstellte.
    Nach etwa einer Minute, die mir wie eine Stunde vorkam, wurde ich über den Rand der Luke gezerrt und befand mich in einem runden Raum von zwölf Fuß Durchmesser und etwa acht Fuß Höhe. Der Raum bestand ganz aus Metall und ähnelte eher einem Geschützturm auf einem modernen Panzerschiff. Die kleine, motorbetriebene

Weitere Kostenlose Bücher