Der Herr der Lüfte
gesagt, Nummer Drei?«
»Ich glaube, ich habe ihn nur so beruhigen können, Sir.« Der Dritte Offizier runzelte die Stirn. »Es war das einzige, was mir noch einfiel, damit ich ihm nicht einen Kinnhaken verpaßte.«
»Das tun Sie besser nicht, Nummer Drei.« Der Kapitän zog seine Pfeife heraus und begann sie anzuzünden. »Wäre nicht sehr gut für die Gesellschaft, falls er uns verklagt, wie? Außerdem tragen wir eine besondere Verantwortung - Höflichkeit gegenüber dem imperialistischen Amerika und so etwas.«
Der Dritte Offizier drehte sich zu mir um. »Vermutlich hat er Ihnen auch schon erzählt, daß er gute politische Verbindungen zu den höchsten Stellen in Amerika hat und Sie feuern lassen wird.«
Ich mußte lachen. »Nein, damit ist er mir bis jetzt noch nicht gekommen.«
Dann prasselte der Hagel noch heftiger auf uns nieder, und der Wind heulte so wütend, als sei er beleidigt, daß wir noch immer in der Luft waren. Das Schiff sank ein erschreckendes Stück, dann fing es sich wieder. Es bebte von der Spitze bis zum Heck. Draußen war es stockfinster. Blitze zuckten rings um uns her. In der Absicht, die Passagiere zu beruhigen, ging ich zur Tür, denn auf der Brücke gab es eigentlich nichts für mich zu tun.
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen, herein rauschte Reagan, das Bild nackten Entsetzens, seine Scouts mit bleichen Gesichtern im Gefolge.
Reagan fuchtelte wild mit seiner Fahnenstange, als er auf Kapitän Harding zutrat. »Ich bin für diese Jungen verantwortlich, Kapitän. Ihre Eltern haben mir ihr Leben anvertraut! Ich verlange, daß uns sofort Rettungsboote und Fallschirme ausgehändigt werden!«
»Bitte gehen Sie in Ihre Kabine zurück, Sir!« sagte Harding fest. »Das Schiff ist vollkommen sicher. Jedenfalls ist es aber besser, wenn die Passagiere nicht herumwandern - insbesondere nicht auf der Brücke. Wenn Sie nervös sind, wird einer der Schiffsärzte Ihnen gerne ein Beruhigungsmittel geben.«
Als Erwiderung darauf brüllte Reagan zusammenhangloses Zeug. Kapitän Harding steckte sich seine Pfeife in den Mund und kehrte ihm den Rücken zu.
»Bitte, verlassen Sie nun meine Brücke, Sir!«
Ich trat auf ihn zu. »Ich glaube, Sie sollten nun besser…«
Aber Reagan hatte seine fleischige Hand auf Kapitän Hardings Schulter gelegt. »Nun sehen Sie mal, Kapitän! Ich habe ein Recht…«
Der Kapitän drehte sich um und sprach mit eisiger Stimme: »Ich frage mich, ob wohl einer der Herren so freundlich wäre, diesen Passagier zu seiner Kabine zurückzubegleiten?«
Der Dritte Offizier und ich packten Reagan und zerrten ihn zurück. Er leistete überraschend wenig Widerstand. Er zitterte am ganzen Leibe. Wir brachten ihn von der Brücke und in den Gang, wo ich zwei Matrosen herbeirief, die ihn übernehmen sollten, denn ich war so wütend über die Art, wie Reagan Harding bedroht hatte und war mir nicht mehr sicher, ob ich noch in aller Ruhe mit dem Mann umgehen konnte.
Als ich auf die Brücke zurückkehrte, zog Harding an seiner Pfeife, als ob nichts geschehe wäre. »Verdammt hysterisches Weib«, knurrte er vor sich hin. »Ich hoffe, daß der Sturm bald über uns hinweg ist.«
3 Desaster - und Schmach und Schande!
Als wir schließlich Tahiti erreichten und durch die Wolken in der Hoffnung herabstießen, dort anlegen zu können, wurde offensichtlich, daß ein verheerender Taifun über der Insel getobt hatte. Das Schiff bebte und schwankte am Himmel, wir konnten nicht mehr tun, als es in Gleichgewichtslage zu halten.
Unten waren ganze Palmenhaine vom Wind zu Boden gedrückt, und eine Reihe Gebäude war schwer beschädigt worden. Nur die drei Anlegetürme auf dem Aeropark standen noch, und an diesen lagen bereits zwei Schiffe vor Anker. Das gesamte Netz der zusätzlichen Kabel war gebraucht worden, um sie zu sichern.
Nachdem der Kapitän die Lage voll erfaßt hatte, befahl er dem Steuermann, über dem Aeropark zu kreisen und verließ sie Brücke. »Bin gleich zurück«, sagte er.
Der Dritte Offizier blinzelte mir zu. »Es sollte mich nicht wundern, wenn er sich einen kleinen Rum genehmigt. Kann man ihm nicht verübeln bei dem Sturm und noch dazu diesen Reagan an Bord.«
Das große Schiff kreiste weiter mit voller Geschwindigkeit gegen den gewaltig heulenden Sturm, der keinerlei Anstalten machte, nachlassen zu wollen. So oft ich auf den Aeropark hinabschaute, fegten immer noch die Winde darüber hinweg.
Eine Viertelstunde verstrich, ohne daß der Kapitän wieder auf der
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