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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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waren, einer Liebesaufwallung zuliebe, die obendrein von kurzer Dauer sein mochte, wie sie betont hatten, die wichtige Mission nicht zu vernachlässigen. Und so verschwand Tand-im-Nil hinter einem gänzlich unerforschten Eis-Horizont, und er nahm seine Schneefee mit.
    Als sie am nächsten Morgen verschwunden war, musste er feststellen, dass sie das Diadem mitgenommen hatte.
    Goin’(Home) aber, der weißgekleidete Zwerg, und seine acht Begleiter erfuhren kurz hinter den Kupferbergen, dass Anchala.con der Drache zu einer längeren Reise aufgebrochen war, um fernabbe Menschensiedlungen in Schutt und Asche zu legen.
    »Gut, dann warten wir eben, bis er zurückkommt!«, entschied Goin’(Home), setzte sich auf die Eine Haarspange und zerknautschte sie dabei.
    »Das kann doch gar nicht sein!«, riefen seine acht Gefährten. »Wie nur konnte sie zerknautscht werden? Denn wurde sie nicht aus unzerstörbarem Mimosen-Silber geschmiedet?«
    Und langer Überlegungen zum Trotze kamen sie nicht darauf, wie solch Wunderliches geschehen sein mochte. Denn sie konnten ja nicht ahnen, dass Allround in Duchfal eine Kopie aus Papp-Silber hatte anfertigen lassen, die er ihnen mitgegeben hatte, um wenigstens die Eine Haarspange sein eigen zu nennen.

Einundzwanzigstes Kapitel:
Die Weisse Geissel
    Eines unfrohen Tages begab es sich, dass Marathorn, Legospass, Pymli, Macho und Pipifax durch Gefilde taumelten, deren Existenz ganz unwahrscheinlich schien, da sie auf keiner einzigen Karte verzeichnet waren, als plötzlich einer vor ihnen stand. Es handelte sich um eine furchteinflößende Gestalt, gekleidet in wallende Gewänder und behütet mit einem riesigkrempigen Hut; und das Gesicht des Unbekannten war im Schatten verborgen. Da durchzuckte die Gemeinschaft ein heilloser Schrecken, und Pymli flüsterte: »Legospass! Hier steht ein Unheimlicher! Nimm deinen Bogen und erschieß den Fremden! Na los, nu’ mach schon!« Doch nur zögerlich griff der Alberne nach Pfeil und Bogen, starrte lediglich und startete nichts.
    »Was ist denn los mit dir?«, fragte Pymli. »Warum schießt du nicht? Am besten tot?!«
    Marathorn aber stand nur schwankend da und kaute auf zwei Fingernägeln. »Legospass hat Recht«, sagte er schließlich. »Wir dürfen nicht auf jemanden schießen, ohne ihn vorher anzurufen! Und mit diesem Bogen da, erstellt aus dem mir unbekannten, wenig stabil wirkenden Material Legoh, wie ich nun leider klar stellen möchte, ohne Rücksicht auf jemanden zu nehmen, der deswegen vielleicht gleich weint, werden wir ohnehin niemanden totschießen können!«
    Urplötzlich aber regte sich die Gestalt vor ihnen, und siehe! der Unbekannte schien lange und bedächtig in sich hinein zu giggeln, und dann sprach er mit einer Stimme, die ihnen einen kühlenden Schauder über den Rücken kräuseln ließ: »Was haben wir denn hier, hm? Einen Lendhenzwerg, einen Dauerläufer, und einen Albernen mit einem Legoh-Bogen? Und zwei, die aussehen, als wären sie Dösköppe? Da steckt doch was dahinter! Womöglich eine Geschichte, die sich zu hören lohnt? Dann schießt mal los, aber nicht mit dem lächerlichen Bogen, da hat ja keiner von uns was davon!« Die Stimme des Fremden klang schneidend und klirrend, und Marathorn hatte ein seltsames Gefühl: so als wäre er ein unruhiger Schläfer, der von einem kalten Regenschwall vollgeklatscht würde und fluchend weiterschliefe. Jetzt bewegte sich der Fremde mit der Krempe, er spurtete den Gefährten in zuvor nicht erwartbarem Elan entgegen.
    Und während die Gestalt auf sie zusprang und die Fünf noch in namenloser Furcht verharrten, fielen dem Unheimlichen Mantel und Hut ab, ganz so, als wäre er zu hurtig gesprungen. Obgleich unter seinen tarnenden Mänteln ganz in Weiß gekleidet, und nicht in Grau, wie ehedem, erkannten sie nun den zuvor Fremden und jubelten, und Legospass schoss ihm versehentlich einen Legohpfeil in den Bauch. Seine Unachtsamkeit aber verursachte nichts Bedenkliches, wie schon von dem einen oder anderen erwartet, und Ganzhalb zog sich lächelnd das Spielzeug aus der Wampe.
    »Ganzhalb!«, rief Marathorn. »Wider alle Hoffnung kehrst du zu uns zurück in einer Stunde der Verwirrung! Welch Schleier lag auf unseren Augen?«
    »Ganzhalb!«, flüsterte Pymli. »Aber du bist ja ganz in Weiß! Das is’ doch Fahrdumans Farbe! Wie kommt denn solcherlei Farbwechsel zustande, eh?«
    Doch Ganzhalb lachte. »Fahrduman läuft jetzt blaugefleckt durch die Gegenden. Weiß ist im Augenblick frei. Da dachte

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