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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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königlich er wirkte! Den anderen schien es, als würde er in einem Licht von Altruismus erstrahlen.
    Es hörte einfach nicht auf: Das mit dem Wandern und Vagabundieren; denn sie fortführten es für eine lange Weile, tief ins Gestrüpp geduckt, und sie wunderten sich, dass die Nazgulashs sie nicht behelligten. Pipifax dachte lange über dieses verblüffende Phänomen nach, bis er es, am Ende seiner Überlegungen, kommentierte: »Komisch.«
    Nicht lang darauf überquerten sie eine unheimliche Brücke, auf der ein ominös murmelnder Kieselstein lag, und waren dort in großer Gefahr. Das zumindest behaupteten sie später. Aufmerksame Beobachter hingegen hätten erkannt, dass es keinerlei Alarmzeichen gab – außer, dass Frohdoof hustete. Was immerhin gruselig klang.
    Nochmals verstrich Zeit, wie immer, seitdem Eydu der Eine das Dahinfließen der Momente erfunden hatte, und die Gefährten erreichten die Letzte Furt, die direkt über den Letzten Fluss führte. Und dort lauerten die Neun Ohrringgespenster, lungernd in einem verwachsenen Gebüsch: offensichtlich, ohne sich groß dabei verheddert zu haben. Allein ganz hinten rechts war eins unwesentlich vertrillert. Die Gefährten konnten ihre Bewunderung nicht verhehlen.
    »Wie schaffen die das nur?«, fragte Pipifax.
    Nun entsannen sie sich, dass Ganzhalb sie auf ihrem ersten Abenteuerausflug an dieser Stelle überraschend verlassen hatte, und waren ob dieser Erinnerung erneut verdrießt.
    »Gut. Das kann er diesmal nicht wiederholen«, murrte Marathorn. »Er hat sich ja schon vorher verdrückt. Erstklassig, der Zauberer.«
    »Wo steckt er bloß?«, fragte Pipifax. »Er wird doch wohl nicht von einem Nazgulash verschlungen worden sein? Das wäre doch wirklich schade, oder?«
    »Seltsam, dass uns seine Abwesenheit erst jetzt auffällt, was?«, wunderte sich Macho.
    »Zum Glück wird ja gleich Gluthwindel, der Alberne Fürst, auftauchen, um uns aus der Patsche zu helfen«, rief Samenweis, und sicherheitshalber versuchte er schon einmal, den Einen Ohrring aus Frohdoofs Läppchen zu ziehen, da Frohdoof sich wegen der gespensterlichen Wunde, die er erhalten hatte, nicht mehr so richtig bewegen konnte.
    »Damit er in hohem Bogen in den Fluss fallen kann, der Eine«, erläuterte Samenweis. »Wir finden ihn ja eh wieder.«
    »Pass bloß auf, dass du nicht den falschen Ohrring lockerst!«, rief Macho warnend. »Frohdoof hätte in Vidas Tierlyth, unter dem Taumel endlos scheinender Lustbarkeiten, nicht so sehr der Ohrschmucksucht anheim fallen sollen!«
    Und Pipifax fragte: »Wo sind eigentlich Legospass und Pymli?«
    »Niemand hat an sie gedacht!«, wunderte sich Marathorn. »Und niemand sprach bislang von ihnen! Verrückt, was?«
    »Wann hat einer von euch das letzte Mal Saurum gesehen?«, fragte Macho. Und jetzt machten sich alle Sorgen: hatte der sich womöglich wieder dem Bösen zugewandt? Vielleicht einen Schwarzen Kult in schattenumhülltem Buschwerk ins Leben gerufen? Mit Bannern von Totenkopfstickereien, die das Rotorangene Auge umrankten, und allem drum und dran?
    Plötzlich tauchte, von Nordosten, falls die Aufzeichnungen der Annalen stimmig sind, aus den Tiefen jämmerlich verdorrter, einstmals blühender Sträucher, deren genaue Spezifizierung allerdings mit Sicherheit nicht überliefert ist, ein Lichtschimmer auf. Doch anstelle von Gluthwindel bog plötzlich Awon, die schöne Albernenmaid, um die Gebüschecke, und sie ritt einen maliziösen Zelter.
    »Wie kommt denn diese Handlungsänderung zustande?«, wunderte sich Marathorn, und er wusste nicht genau, ob er sich freuen sollte, und ob er seine Verlobte küssen dürfte, oder ob vielleicht einer der etwas häufigeren Tage angebrochen war, an denen sie solcherlei nicht mochte. Und dann fiel ihm ein, dass dies ja gar nicht seine Awon war, sondern die des anderweltlichen Marathorn, der sich aus dem Staub gemacht hatte.
    »Vielleicht wurde der Handlungsstrang geändert, um ein bisschen Erotik ins Spiel zu bringen, oder Romantisches?«, vermutete Macho. »Wär’ doch nicht schlecht. Davon gibt’s in dieser Geschichte eh nicht genug! Die Lendhenzwerge beschweren sich ja schon seit längerem drüber, dass dergleichen in den tollkühnen Erzählungen unseres Zeitalters zu kurz kommt. Gib ihr doch mal ein Küsschen, Marathorn!«
    »Hallo Mäuschen!«, rief Awon vom grimmig guckenden Schimmel herunter und winkte Marathorn zu. »Du bist doch mein Verlobter, oder etwa nicht?«
    »Warum bist du dir in dieser Frage unsicher, o

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