Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
also der Körper von Marinae sein, meiner ältesten Enkelin und Mutter von Faraisa, der Erbin des Baums, die Ihr selbst aus einem Grab in der Wüste gerettet habt.«
Ich sah sie ungläubig an. Der Leibarzt räusperte sich. »Ich sehe nicht, was Ihr seht, Havald Bey«, ergriff er dann zum ersten Mal das Wort. »Doch ich bin Arzt und nicht alle meine Sinne werden durch diesen Zauber getäuscht. Eure Augen bestätigen, was ich mit meinen Händen fühle. Noch eines … Ich habe seit vielen Jahren die Ehre, der Essera Falah als Leibarzt zu dienen, und meine Hände waren es, die zuerst Marinae und dann auch Faihlyd ans Licht der Welt holten. Ich war es auch, der die Tränen der jungen Essera Marinae trocknete, als sie sich das linke Fußgelenk brach, ich war es, der ihre Tapferkeit sah, als ich eine lange und schmerzhafte Operation ausführen musste, deren Narben sie bis an ihr Ende tragen musste. Seht hierher, Esseri, und sagt, ob Ihr solche Narben an diesem Knöchel seht.« Er schaute mich bedeutsam an. »Ich sehe diese Narben zwar, aber ich spüre sie nicht unter meinen Fingern.«
Mich fröstelte. Das, wovon er hier sprach, war eine Art von Magie, an die ich nicht denken wollte. Ich nickte, und er hob das Laken erneut an. Ein kurzer Blick reichte, ich schüttelte wiederum den Kopf. Dort waren keine Narben.
»Das ist nicht Marinae«, sagte ich. Ich trat ohne zu fragen an das Kopfende der Bahre und hob das Laken an. Jemand, wahrscheinlich der Arzt, hatte den Kopf mit groben Stichen wieder angenäht, dennoch war es kein angenehmer Anblick. Das Gesicht war mir vollständig fremd. Hätte man mir nur den Kopf gezeigt, hätte ich es gleich sagen können.
Es kostete mich Überwindung, aber ich fuhr mit den Fingerspitzen über die klamme Haut dieses toten Gesichts. Was ich mit meinen Fingern fühlte und was ich sah, deckte sich.
»Sie ist es ganz sicher nicht.« Ich ließ das Laken wieder sinken und war erleichtert, als mir da Halat eine silberne Schale mit Seifenwasser und ein kleines frisches Tuch hinhielt. Ich wusch mir die Hände.
»Dann ist es bestätigt«, sagte Essera Falah, als ich dem Arzt mit einem dankbaren Nicken das Tuch zurückgab. »Die Frage ist, ob Ihr die echte Marinae aus dem Sklavenlager befreit habt oder diese.« Sie sah mich direkt an. »Ich hörte von meinem Sohn, was geschehen war. Es ist nie klug, den Gegner zu unterschätzen, genauso falsch ist es, ihn zu überschätzen. Welche verteufelte Weitsicht müsste unser Gegner besitzen, wenn er solche Winkelzüge planen könnte … Habt Ihr bei der Marinae, die Ihr aus dem Lager der Sklavenhändler befreit habt, eine Erinnerung an Narben an ihrem linken Fußgelenk?«
Ich versuchte mich zu erinnern, schüttelte dann aber den Kopf. Ich sah Serafine fragend an. »Kannst du dich an etwas erinnern?«
Sie lächelte leicht. »An nicht viel. Ich erinnere mich nur vage an eine schreckliche Furie, die mir mein Kind entriss«, antwortete sie. »Ich war nicht ganz bei Sinnen, wisst Ihr?«, erklärte sie der Essera Falah mit einem verlegenen Lächeln.
»Ich bin froh, dass Ihr es heute seid«, antwortete die Essera. Sie wandte sich wieder mir zu. »Vielleicht könnt Ihr Eure anderen Gefährten im Vertrauen befragen.«
»Das wird nicht nötig sein«, gab ich zerknirscht Antwort. »Ich verstehe auch nicht, wie ich so unachtsam sein konnte! Seht Ihr, als Marinae Helis ihre Tochter entriss, hörte diese sofort auf zu schreien«, sagte ich mit einem Lächeln in Essera Falahs Richtung. »Eure Großenkelin verfügt über gute Lungen und übte sie bei jeder Gelegenheit, bis wir Eure Enkeltochter fanden. Kaum hielt Marinae Faraisa in ihren Armen, verstummte sie, und wenig später lachte sie glücklich, denn als Erstes stillte Eure Enkelin sie.« Ich sah zu der Toten unter dem Laken. »Damit dürfte es klar sein, dass es nicht diese Frau war. Keine Zauberkunst der Weltenscheibe könnte eine stillende Mutter vortäuschen.«
»Und was war Eure Unachtsamkeit, wenn sie Euch doch nicht täuschte?«, fragte Essera Falah mit einem seltsamen Glanz in den Augen.
»Wir brachten Marinae während einer Nacht an einen sicheren Ort, weil wir sie nicht gefährden wollten. Als wir sie dort abholten, nahm Marinae Faraisa aus Helis’ Armen entgegen, doch Faraisa fing sofort an zu schreien, wehrte sich und strampelte, woraufhin Marinae sie kommentarlos wieder Helis zurückgab.«
»Ich erinnere mich, dass Helis froh war, dass Faraisa die böse Mama nicht mochte.« Serafine sah
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