Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
Westen an dem Bergbach entlang. Nicht weit von Nimrodels Wasserfall fanden sie eine Gruppe Bäume, von denen manche ihre Äste über den Bach streckten. Die grauen Stämme waren von mächtigem Umfang, aber wie hoch sie waren, konnte man nur ahnen.
    »Ich klettere hinauf«, sagte Legolas. »Unter Bäumen bin ich heimisch, von der Wurzel bis zum Gezweig, doch diese hier sind von einer Art, die mir nur dem Namen nach aus Liedern bekannt ist. Mellyrn werden sie genannt; und sie sind es, welche die gelben Blüten tragen; doch habe ich noch nie einen Mallorn erstiegen. Nun werde ich erfahren, welcher Art ihre Gestalt und ihr Wuchs sind.«
    »Welcher Art sie auch seien«, sagte Pippin, »es müssten schon Wunderbäume sein, um jemandem, der kein Vogel ist, ein Nachtlager zu bieten. Ich kann nun mal nicht auf einer Stange sitzen und schlafen!«
    »Dann grabe dir ein Loch in den Boden«, sagte Legolas, »wenn das deiner Art gemäßer ist. Aber du wirst schnell und tief graben müssen, um dich vor den Orks zu verbergen.« Er sprang federleicht in die Höhe und bekam einen Ast zu fassen, der weit über seinem Kopf aus dem Stamm hervorwuchs. Aber während er dort noch einen Augenblick hing, wurde er plötzlich aus dem Schatten des Baumes über ihm angesprochen.
    »Daro!«, sagte die Stimme in befehlendem Ton. Vor Schreck ließ sich Legolas wieder zu Boden fallen. Er drückte sich an den Baumstamm.
    »Steht still!« flüsterte er den anderen zu. »Nicht rühren oder reden!« Über ihren Köpfen hörten sie ein leises Auflachen. Dann wurde eine andere helle Stimme elbischer Zunge laut. Frodo verstand nicht viel, denn die Sprache des Waldvolkes östlich des Gebirges war dem westlichen Elbisch wenig ähnlich. Legolas blickte hoch und antwortete in derselben Sprache. 9
    »Wer sind die, und was sagen sie?«, fragte Merry.
    »Es sind Elben«, sagte Sam. »Merkst du’s nicht an den Stimmen?«
    »Ja, Elben sind es«, sagte Legolas, »und sie sagen, ihr schnauft so laut, dass sie euch im Dunkeln erschießen könnten.« Sam hielt sich schleunigst die Hand vor den Mund. »Aber sie sagen auch, dass ihr euch nicht zu fürchten braucht. Schon seit einer ganzen Weile haben sie uns bemerkt. Über die Nimrodel hinweg hörten sie meine Stimme und begriffen, dass ich einer ihrer Verwandten aus dem Norden bin; darum haben sie uns den Bach ungehindert überschreiten lassen, und nachher haben sie mein Lied gehört. Nun heißen sie mich, mit Frodo hinaufzusteigen; denn sie scheinen über ihn und unsere Fahrt unterrichtet zu sein. Die anderen bitten sie ein wenig zu warten und unter dem Baume zu wachen, bis sie beschlossen haben, was zu tun ist.«
    Aus dem Schatten wurde eine Leiter herabgelassen. Sie bestand aus einem silbergrauen, im Dunkeln schimmernden Seil, das sehr dünn aussah, sich aber als stark genug erwies, mehrere von ihnen zu tragen. Legolas glitt behänd hinauf, und Frodo folgte langsamer; dahinter kam Sam, der sich alle Mühe gab, unhörbar zu schnaufen. Die Äste des Mallornbaums wuchsen fast waagerecht aus dem Stamm hervor und bogen sich dann aufwärts; doch dicht unter dem Wipfel teilte sich der Stamm in eine Krone aus mehreren Ästen, und zwischen diese war eine hölzerne Plattform eingesetzt worden: ein Flett, wie man das zu jener Zeit nannte, oder, wie es bei den Elben hieß, ein Talan. Den Einstieg bildete ein rundes Loch in der Mitte, durch das die Leiter hindurchführte.
    Als Frodo endlich oben ankam, saß Legolas schon mit drei anderen Elben zusammen. Sie waren in Schattengrau gekleidet und zwischen den Baumstämmen nur zu sehen, wenn sie sich rasch bewegten. Sie standen auf, und einer von ihnen enthüllte ein Lämpchen, das einen dünnen, silbrigen Schein abgab. Er hielt es hoch und blickte erst Frodo, dann Sam ins Gesicht. Dann verdeckte er das Licht wieder und sprach Begrüßungsworte in seiner elbischen Sprache. Frodo antwortete stockend, so gut er konnte.
    »Willkommen!«, sagte der Elb dann noch einmal in der Gemeinsprache, die er seinerseits nur stockend sprach. »Selten bedienen wir uns einer anderen als der eigenen Zunge; denn im Herzen des Waldes wohnen wir nun, und abgeneigt sind wir dem Umgang mit fremdem Volk. Selbst unsere Verwandten im Norden leben von uns gesondert. Doch gehen noch manche von uns außer Landes, um Neuigkeiten zu erfahren und unsere Feinde zu beobachten, und diese verstehen in anderer Länder Zungen zu reden. Deren bin ich einer. Haldir ist mein Name. Meine Brüder Rúmil und Orophin sprechen

Weitere Kostenlose Bücher