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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Gipfeln der Thrihyrne entzündeten: Ganz nahe waren sie ihnen nun schon, am nördlichsten Arm des Weißen Gebirges, den drei gezackten Hörnern, die in denSonnenuntergang ragten. Und im letzten Abendrot sahen die Männer in der Vorhut einen schwarzen Punkt in der Ferne, einen Reiter, der ihnen entgegenkam. Sie hielten an und erwarteten ihn.
    Er kam, ein müder Krieger mit zerbeultem Helm und gespaltenem Schild. Langsam stieg er vom Pferd und stand eine Weile nur keuchend da. Als er wieder sprechen konnte, fragte er: »Ist Éomer da? Endlich kommt ihr, aber zu spät und mit zu schwachen Kräften. Alles ist schiefgegangen, seit Théodred gefallen ist. Gestern wurden wir unter schweren Verlusten über den Isen zurückgedrängt; viele kamen beim Übergang um. Dann setzten in der Nacht frische Kräfte über den Fluss und griffen unser Lager an. Ganz Isengard muss auf den Beinen sein; und Saruman hat auch noch die wilden Hirtenvölker aus den Hügeln von Dunland jenseits der Flüsse ausgerüstet und auf uns losgelassen. Wir wurden überwältigt. Unser Schildwall brach. Erkenbrand von der Westfold hat sich mit allen, die er um sich sammeln konnte, in Richtung auf seine Festung in Helms Klamm zurückgezogen. Der Rest ist versprengt.
    Wo ist Éomer? Sagt ihm, da vorn ist nichts mehr zu hoffen. Er soll umkehren nach Edoras, ehe die Wölfe von Isengard dort sind.«
    Théoden, der bisher hinter seiner Leibwache geblieben war, wo ihn der Mann nicht sehen konnte, trieb sein Pferd vorwärts. »Komm, tritt vor mich her, Ceorl!«, sagte er. »Ich bin da. Das letzte Aufgebot der Eorlingas ist ausgeritten. Es kehrt nicht ohne Schlacht um.«
    Das Gesicht des Mannes hellte sich auf vor Freude und Staunen. Er nahm Haltung an. Dann kniete er nieder und bot dem König sein schartiges Schwert dar. »Zu Befehl, Gebieter!«, rief er. »Und verzeiht mir, ich dachte …«
    »Du dachtest, ich bleibe in Meduseld, krumm wie ein alter Baum unterm Winterschnee! So war es auch, als du zuletzt da warst. Aber ein Westwind hat die Zweige freigeschüttelt«, sagte Théoden. »Gebt dem Mann ein frisches Pferd! Reiten wir Erkenbrand zu Hilfe!«
    Während Théoden noch sprach, war Gandalf allein ein kleines Stück vorausgeritten. Er hielt an, schaute nordwärts nach Isengard und westwärts in die sinkende Sonne. Nun kam er zurück.
    »Reite, Théoden!«, sagte er. »Reite nach Helms Klamm! Nicht zu den Isenfurten! Und haltet euch nicht auf in der Ebene! Ich muss euch für eine Weile verlassen. Eine dringende Aufgabe; Schattenfell wird zeigen müssen, was er kann.« Zu Aragorn, Éomer und dem Gefolge des Königs gewandt, rief er: »Behütet mir den Herrn der Mark gut, bis ich zurück bin! Erwartet mich an Helms Tor! Lebt wohl!«
    Er sagte ein Wort zu Schattenfell, und der Hengst schoss davon wie ein Pfeil von der Sehne. Im Handumdrehen war er fort: ein silberner Schimmer im Sonnenuntergang, ein Wind, der übers Gras fährt, ein aus dem Blickfeld flüchtender Schatten. Schneemähne schnaubte und bäumte sich auf; er wäre gern gefolgt, doch nur ein Vogel mit starken Schwingen hätte Schattenfell noch einholen können.
    »Was das wohl zu bedeuten hat?«, sagte einer von der Leibwache zu Háma.
    »Dass Gandalf Graumantel es eilig hat«, antwortete Háma. »Immer kommt und geht er unerwartet.«
    »Was Schlangenzunge dazu sagen würde, wenn er hier wäre, kann man sich denken«, sagte der andere.
    »Stimmt schon«, sagte Háma, »aber ich für mein Teil warte lieber ab, bis wir Gandalf wiedersehen.«
    »Da kannst du vielleicht lange warten«, sagte der andere.
    Von der Straße zu den Isenfurten bog das Heer nun ab und wandte sich nach Süden. Nacht brach herein, und immer noch ritten sie weiter. Die Berge kamen näher, aber die hohen Gipfel der Thrihyrne standen nur noch trüb am dunkelnden Himmel. Einige Meilen weiter, am äußersten Ende des Westfoldtals, lag eine grüne Talmulde, eine große Einbuchtung ins Gebirge, von der eine Schlucht in diehöheren Lagen hinaufführte. Helms Klamm nannten die Bewohner des Landes diese Schlucht, nach einem Helden aus alter Zeit, der dort Zuflucht genommen hatte. Immer schmaler und steiler werdend, zog sie sich von Norden her im Schatten der Thrihyrne in die Berge hinein, bis die krähenumflogenen Klippen zu beiden Seiten wie riesige Türme aufragten und das Licht aussperrten.
    Bei Helms Tor, dem Eingang in die Schlucht, sprang ein Felsabsatz aus der Wand an der Nordseite vor, und auf dessen Rand standen mächtige alte

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