Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
Gehöften. Mein armes Volk!«
»Wenn es doch nur Tag wäre, und wir könnten wie ein Gewitter aus den Bergen auf sie herabstoßen!«, sagte Aragorn. »Es geht mir gegen den Strich, vor denen zu fliehen.«
»Viel weiter brauchen wir nicht zu fliehen«, sagte Éomer. »Bald kommen wir zu Helms Damm, einem alten Graben und Erdwall, quer durchs ganze Tal, eine Viertelmeile vor Helms Tor. Dort können wir kehrtmachen und ihnen eine Schlacht liefern.«
»Nein, wir sind zu wenige, um den Damm zu verteidigen«, sagte Théoden. »Er ist über eine Meile lang, und die Bresche darin ist breit.«
»An der Bresche wird unsere Nachhut standhalten müssen, wenn wir bedrängt werden«, sagte Éomer.
Weder Mond noch Sterne schienen, als die Reiter die Bresche im Damm erreichten, wo der Bach von oben herabfloss und der Weg am Ufer entlang zur Hornburg hinaufführte. Der Wall ragte plötzlich vor ihnen auf, ein hoher Schatten hinter einem dunklen Graben. Als sie herankamen, rief ein Wachtposten sie an.
»Der Herr der Mark reitet zu Helms Tor«, antwortete Éomer. »Ich bin Éomer, Éomunds Sohn.«
»Unverhofft gute Nachricht!«, sagte der Posten. »Beeilt euch, der Feind ist euch auf den Fersen!«
Das Heer ritt durch die Bresche und machte dahinter auf dem Wiesenhang halt. Zu ihrer Freude erfuhren sie nun, dass Erkenbrand viele Männer zur Verteidigung von Helms Tor zurückgelassen hatte und dass noch andere hierher entkommen waren.
»Etwa tausend kampffähige Männer zu Fuß haben wir«, sagte Gamling, ein alter Mann, der die Wachen am Damm befehligte. »Aber die meisten von ihnen haben schon zu viele Winter auf dem Buckel, wie ich selbst, oder zu wenige, wie mein Enkel hier. Was gibt es Neues von Erkenbrand? Gestern kam Meldung, er ziehe sich hierher zurück, mit allem, was von den besten Reitern der Westfold noch übrig ist. Aber er ist nicht gekommen.«
»Ich befürchte, jetzt wird er nicht kommen«, sagte Éomer. »Unsere Kundschafter haben nichts von ihm gemeldet, und das ganze Tal hinter uns ist voller Feinde.«
»Ich wünschte, er wäre entkommen«, sagte Théoden. »Er ist ein gewaltiger Krieger. In ihm ist Helm Hammerhands Stärke wieder erstanden. Aber hier können wir nicht auf ihn warten. Wir müssen alle Kräfte nun hinter den Mauern sammeln. Habt ihr genug Vorräte eingelagert? Wir bringen wenig mit, denn wir sind zu einer offenen Feldschlacht ausgeritten und nicht zu einer Belagerung.«
»Hinter uns in den Höhlen der Klamm sind drei Viertel der Bewohner der Westfold, Alte und Junge, Kinder und Frauen«, sagte Gamling. »Aber auch viel an Nahrungsvorräten, Tieren und Futter wurde dort hingeschafft.«
»Gut so«, sagte Éomer. »Denn alles, was im Tal geblieben ist, das verbrennen oder rauben sie.«
»Wenn sie an Helms Tor kommen, um noch mehr zu holen, werden sie es teuer bezahlen müssen«, sagte Gamling.
Der König und sein Heer ritten weiter. Vor der Rampe, die den Bach überquerte, saßen sie ab. In langer Reihe führten sie ihre Pferde hinauf und durchs Tor der Hornburg. Dort wurden sie abermals hoffnungsfroh begrüßt, denn nun waren sie zahlreich genug, um sowohl die Burg als auch den Klammwall zu bemannen.
Schnell teilte Éomer seine Leute ein. Der König und die Männer seines Hausvolks besetzten die Hornburg, zusammen mit vielen von der Westfold. Auf dem Klammwall, seinem Turm, und dahinter aber stellte Éomer den größten Teil seiner Streitmacht auf, denn hier schien die Verteidigung am schwierigsten, wenn der Angriff entschlossen und mit starken Kräften unternommen würde. Die Pferde wurden weit die Klamm hinaufgeführt, bewacht von einigen wenigen, die man entbehren konnte.
Der Klammwall war zwanzig Fuß hoch und so dick, dass vier Mann darauf nebeneinander gehen konnten, gedeckt von einer Brustwehr, über die nur ein großer Mann hinwegsehen konnte. Hier und da waren Schießscharten in den Stein eingelassen. Auf den Wall gelangte man über eine Treppe, die von einer Tür in der Außenmauer der Hornburg herabführte; und drei andere Treppen führten von hinten aus der Klamm herauf. An der Frontseite war der Wall glatt, und die großen Steinblöcke, aus denen er bestand, waren so geschickt verfugt, dass kein Fuß daran Halt finden konnte. Am oberen Rand hingen sie über wie vom Meer unterhöhlte Klippen.
Gimli stand auf dem Wall, an die Brustwehr gelehnt, während Legolas oben auf der Mauer saß, den Bogen in der Hand und in die Dunkelheit hinausspähend.
»Das hier ist eher nach meinem
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