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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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kommenden Straßen zusammen. Auf allen Straßen marschierten Truppen, denn die Heerführer des Westens rückten heran, und der Dunkle Herrscher warf seine Streitkräfte nach Norden. So ergab es sich, dass mehrere Kompanien gleichzeitig den Treffpunkt der Straßen erreichten, der im Dunkeln lag, außerhalb des Lichtscheins der Wachtfeuer auf der Mauer. Sofort gab es ein wildes Gedränge und Gefluche, weil jeder Trupp als Erster ans Tor und ans Ziel des Marschs kommen wollte. Obwohl die Treiber brüllten und ihre Peitschen gebrauchten, setzten Schlägereien ein, und ein paarmal wurden auch Schwerter gezogen. Ein Trupp schwer bewaffneter Uruks aus Barad-dûr stürmte mitten in die Kolonne aus Durthang hinein und stiftete einiges Durcheinander.
    Obwohl er vor Schmerz und Erschöpfung benommen war, wurde Sam hellwach und erkannte sofort die Gelegenheit. Er warf sich zu Boden und riss Frodo mit. Orks fielen über sie, fluchten und wetterten. Auf Händen und Knien krochen die Hobbits durch das Gewühl. Niemand beachtete sie. Auf der andern Straßenseite ließen sie sich über den Rand fallen. Die Straße war ein paar Fuß über das umliegende Land aufgeschüttet und hatte eine hohe Kante, an der sich die Truppführer bei Nacht oder Nebel orientieren konnten.
    Für einen Moment lagen sie still. Es war zu dunkel, um Deckung zu finden, sofern es sie gab; aber Sam hatte das Gefühl, dass sie zumindest weiter von den Straßen und vom Fackelschein wegkommen müssten.
    »Los, Herr Frodo!«, flüsterte er. »Noch ein Stück krabbeln, dann hast du Ruhe!«
    Mit letzter Kraft stützte sich Frodo auf die Hände und schleppte sich etwa zwanzig Schritt weiter. Dann fiel er der Länge nach in eine flache Grube, die sich unversehens vor ihnen auftat, und blieb wie tot liegen.

DRITTES KAPITEL

    DER SCHICKSALSBERG
    S am legte Frodo seinen zerfetzten Orkumhang unter den Kopf und breitete den grauen Mantel aus Lórien über sie beide. Dabei schweiften seine Gedanken zu jenem schönen Land und seinen Bewohnern hin, und er hatte die Hoffnung, dass das von der Hand der Elben gewobene Tuch die Kraft habe, sie mitten in dieser Wildnis voller Greuel verborgen zu halten. Er hörte das Geschrei und Getobe verhallen, als die Truppen durchs Isenmaul zogen. Anscheinend hatte man sie in dem Gewirr und Gemenge von vielerlei Truppen nicht vermisst, wenigstens bis jetzt nicht.
    Sam trank einen Schluck Wasser, doch Frodo musste er es einflößen; und als sein Master sich etwas erholt hatte, fütterte er ihn mit einer ganzen Waffel von ihrem kostbaren Wegbrot. Dann, zu erschöpft, auch nur Angst zu spüren, streckten sie sich lang aus. Sie schliefen in kurzen, unruhigen Schüben, denn ihr Schweiß wurde kalt, die kantigen Steine drückten sie, und sie froren. Vom Schwarzen Tor im Norden durch die Cirith Gorgor wisperte ein dünner, kalter Luftzug über den Boden.
    Der Morgen brachte wieder graues Licht, denn in den hohen Lüften wehte noch immer der Westwind, doch hier unten, auf den Steinen hinter den Gebirgswällen des Schwarzen Landes, war die Luft bleiern, kalt und dennoch stickig. Sam blickte über den Rand der Grube. Das Land war öd, platt, schmutzig braun. Auf den Straßen in ihrer Nähe bewegte sich jetzt nichts, aber er befürchtete, dass von der Mauer am Isenmaul, nur eine Achtelmeile weit nördlich, wachsame Augen herabspähten. Fern im Südosten sah er den Berg, einen dunklen, hoch aufragenden Schatten. Rauchwolken quollenaus ihm hervor; und während diejenigen, die in die oberen Lüfte aufstiegen, nach Osten abtrieben, wälzten andere sich die Hänge herab und breiteten sich flach übers Land aus. Im Nordosten, wenige Meilen weit entfernt, standen die vordersten Ausläufer des Aschengebirges wie düstere graue Gespenster, und hinter ihnen die nebelverhangenen Nordhöhen, wie eine ferne Wolkenbank, kaum dunkler als der tiefhängende Himmel.
    Sam versuchte, die Entfernungen zu schätzen und sich zu entscheiden, welchen Weg sie nehmen sollten. »Nach fünfzig Meilen sieht mir das aus, kein Schritt weniger«, brummte er und schaute verdrossen zu dem unheimlichen Berg hinüber, »und dafür brauchen wir eine Woche, wenn wir’s überhaupt schaffen, so wie es Herrn Frodo jetzt geht.« Er schüttelte den Kopf, und während er sich alles überlegte, ging ihm ein neuer düsterer Gedanke im Kopf herum. Niemals war die Hoffnung in seinem tapferen Herzen ganz erloschen, und bis jetzt hatte er sich immer auch über ihren Rückweg Gedanken gemacht. Aber nun

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