Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
zu Lande ihre Macht und ihren Reichtum, bis zur Regierungszeit Atanatars II., der den Beinamen Alcarin, der Prächtige, erhielt. Doch die Vorzeichen ihres Niedergangs waren da schon zu erkennen, denn die hohen Herren des Südens heirateten spät und hatten wenige Kinder. Der erste kinderlose König war Falastur, der zweite Narmacil I., Atanatar Alcarins Sohn.
Ostoher, der siebente König, ließ Minas Anor erneuern, dem die Könige dann als Sommersitz den Vorzug vor Osgiliath gaben. Zu dieser Zeit wurde Gondor zum ersten Mal von wilden Menschenvölkern aus dem Osten angegriffen. Ostohers Sohn Tarostar besiegte und vertrieb sie; er legte sich den Namen Rómendacil, »Ost-Sieger«, bei. Später jedoch fiel er im Kampf mit neu herandrängendenScharen von Ostlingen. Sein Sohn Turambar rächte ihn und gewann im Osten große Gebiete.
Mit Tarannon, dem zwölften König, begann die Folge der Schiffskönige, die Flotten bauten und Gondors Macht an den Küsten westlich und südlich der Anduin-Mündungen ausweiteten. Um seiner Siege als Feldherr zu gedenken, nahm Tarannon bei seiner Krönung den Namen Falastur an, »Herr der Küsten«.
Sein Neffe Earnil I., der ihm folgte, ließ den alten Hafen Pelargir ausbessern und baute eine starke Flotte auf. Dann belagerte er Umbar von der See und vom Land aus und nahm es ein. Es wurde ein großer Hafen und eine Festung im Dienste Gondors. 26 Earnil aber konnte sich seines Sieges nicht lange freuen. Mit vielen Schiffen und Menschen ging er unter in einem großen Sturm vor Umbar. Sein Sohn Ciryandil setzte den Flottenbau fort; doch die Menschen von Harad, angeführt von den aus Umbar vertriebenen Fürsten, rückten mit einem großen Heer gegen die Festung an, und Ciryandil fiel in einer Schlacht in Haradwaith.
Viele Jahre lang blieb Umbar zu Lande eingeschlossen, konnte aber dank Gondors Seemacht nicht erobert werden. Ciryandils Sohn Ciryaher wartete ab, bis er genug Streitkräfte gesammelt hatte, und rückte dann zugleich zur See und zu Lande von Norden heran. Sein Heer überschritt den Fluss Harnen und besiegte die Menschen von Harad vollständig, sodass ihre Könige die Oberhoheit Gondors anerkennen mussten (1050). Ciryaher legte sich den Namen Hyarmendacil, »Südsieger«, bei.
Während Hyarmendacils langer Regierungszeit wagte es kein Feind mehr, seine Macht anzufechten. HundertvierunddreißigJahre war er König, länger als alle anderen Nachkommen Anárions, bis auf einen. Zu seiner Zeit erreichte Gondor den Gipfel seiner Macht. Das Reich erstreckte sich nun nach Norden bis zum Celebrant und zum Südrand des Düsterwalds, nach Westen bis zur Grauflut, nach Osten bis zum Binnenmeer von Rhûn, nach Süden bis zum Harnen und am Küstenstreifen weiter bis zur Halbinsel von Umbar und ihrem Hafen. Die Menschen in den Anduin-Tälern erkannten seine Hoheit an; die Könige von Harad leisteten Gondor Gefolgschaft, und ihre Söhne lebten als Leibbürgen am Hof des Königs. Mordor war verödet, wurde aber überwacht von den starken Festungen an den Pässen.
Damit endete die Zeit der Schiffskönige. Hyarmendacils Sohn Atanatar Alcarin entfaltete viel Prunk, und man sagte, in Gondor lägen die Edelsteine als Spielzeug für die Kinder herum. Doch Atanatar machte es sich zu bequem und tat nichts, um die ererbte Macht zu wahren; und seine beiden Söhne hielten es ebenso. Gondors Niedergang hatte schon begonnen, bevor er starb, was ohne Zweifel auch den Feinden nicht entgangen war. Die Überwachung Mordors wurde vernachlässigt. Dennoch brach das erste große Unheil nicht vor der Zeit Valacars über Gondor herein: der Bürgerkrieg im Sippenstreit, der schwere Schäden und Verluste brachte, die nie ganz wiedergutgemacht wurden.
Minalcar, Calmacils Sohn, war ein Mann von großer Stärke, und 1240 setzte ihn Narmacil, um sich selbst aller Sorgen zu entledigen, als Regenten ein. Schon von da an regierte er Gondor im Namen der Könige, bis er seinem Vater Calmacil auf den Thron folgte. Ihn beschäftigte vor allem das Verhältnis zu den Nordmenschen.
Diese hatten sich während des durch Gondors Macht erhaltenen Friedens kräftig vermehrt. Die Könige erwiesen ihnen viel Gunst, weil sie von den geringeren Menschenvölkern den Dúnedain am nächsten verwandt waren (denn sie stammten zumeist von denselben Völkern ab wie die Edain der alten Zeiten), und überließen ihnen weite Gebiete jenseits des Anduin und südlich des Großen Grünwalds,als Bollwerk gegen die Menschen des Ostens. Denn die Angreifer
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