Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
der Stadt angerichtet wurden, gingen weit über das hinaus, was der Krieg erforderte. In Minas Anor und Ithilien wurde dies nicht vergessen; und noch weniger begeistert war man dort, als deutlich wurde, dass Castamir nur an die Flotten und wenig an das Land dachte und dass er vorhatte, den Sitz des Königs nach Pelargir zu verlegen.
So war er erst seit zehn Jahren König, als Eldacar seine Stunde gekommen sah und mit einem großen Heer von Norden heranzog; und aus Calenardhon, Anórien und Ithilien lief ihm das Volk zu. In Lebennin, an den Übergängen über den Erui, kam es zur Entscheidungsschlacht, in der viel von Gondors bestem Blut vergossen wurde. Eldacar selbst erschlug Castamir im Zweikampf, und Ornendil war gerächt; Castamirs Söhne aber entkamen, und mit anderen von ihrer Sippe und vielen Gefolgsleuten von der Flotte hielten sie sich lange in Pelargir.
Als sie dort alle verfügbaren Kräfte um sich gesammelt hatten (denn Eldacar hatte keine Schiffe, mit denen er ihnen die Seewege hätte abschneiden können), fuhren sie davon und ließen sich in Umbar nieder. Dort schufen sie eine Zuflucht für alle Feinde des Königs und gründeten ein von Gondor unabhängiges Reich. Über viele Menschenleben hin lag Umbar nun im Krieg mit Gondor, bedrohte Gondors Küstengebiete und seine Seewege. Bis zur Zeit Elessars wurde es nie wieder völlig unterworfen; und der Süden von Gondor, zwischen den Korsaren und den Königen, wurde ein umstrittenes Gebiet.«
»Der Verlust von Umbar war bitter für Gondor, nicht nur, weil das Reich im Süden an Boden und an Macht über die Völker von Harad verlor, sondern auch, weil an diesem Ort Ar-Pharazôn der Goldene gelandet war, Númenors letzter König, der Sauron gedemütigthatte. Trotz allen Unheils, das später daraus erwachsen war, gedachten auch Elendils Anhänger voll Stolz der großen Flotte, mit der Ar-Pharazôn aus den Tiefen des Meeres gekommen war; und auf der höchsten Erhebung des Vorgebirges über dem Hafen hatten sie eine hohe weiße Säule als Denkmal aufgestellt. Zuoberst trug sie eine Kristallkugel, die Sonnen- und Mondstrahlen auffing und wie ein heller Stern leuchtete, sodass sie bei klarem Wetter bis an die Küsten von Gondor oder von weit draußen auf dem Westmeer zu sehen war. Dort stand sie, bis Umbar nach Saurons zweiter Erhebung, die nun näher rückte, unter die Macht seiner Diener fiel und das Andenken seiner Erniedrigung umgestürzt wurde.«
Nach Eldacars Rückkehr vermischte sich das Blut der Könige und der anderen Dúnedain-Sippen mehr und mehr mit dem geringerer Menschen. Denn viele der Großen waren während des Sippenstreits umgekommen; und zugleich förderte Eldacar die Zuwanderung der Nordmenschen, die ihm geholfen hatten, die Krone wiederzugewinnen, und das Volk von Gondor vermehrte sich um die vielen, die aus Rhovanion kamen.
Diese Vermischung beschleunigte zunächst nicht, wie man befürchtet hatte, den Niedergang der Dúnedain; und dennoch setzte sich die Verkürzung der Lebensdauer, die schon zuvor begonnen hatte, nach und nach fort. Ohne Zweifel lag dies vor allem daran, dass sie sich nun in Mittelerde aufhielten und dass ihnen die Gaben der Númenórer nach dem Untergang der Sterneninsel langsam entzogen wurden. Eldacar wurde zweihundertfünfunddreißig Jahre alt und war achtundfünfzig Jahre König, davon zehn im Exil.
Das zweite und größte Unglück befiel Gondor während der Herrschaft Telemnars, des sechsundzwanzigsten Königs, dessen Vater Minardil, Eldacars Sohn, bei Pelargir im Kampf mit den Korsaren von Umbar fiel. (Ihre Führer waren Angamaite und Sangahyando,Castamirs Urenkel.) Bald darauf trugen dunkle Winde von Osten eine tödliche Seuche heran. Der König und alle seine Kinder erlagen ihr, und ebenso viele Menschen in ganz Gondor, besonders in Osgiliath. Das erschöpfte und entvölkerte Reich gab die Wachen an den Grenzen nach Mordor auf, und die Festungen an den Pässen waren nicht mehr bemannt.
Später bemerkte man, dass dies alles geschah, während zugleich der Schatten auf dem Grünwald dichter wurde und vielerlei Unwesen wieder auftraten, Zeichen für Saurons neues Erstarken. Zwar hatten auch Gondors Feinde zu leiden, sonst hätten sie es in seiner Schwäche gleich überwältigt; doch Sauron konnte warten, und vielleicht ging es ihm vorerst auch nur darum, die Wege nach Mordor wieder zu öffnen.
Als König Telemnar starb, verdorrten und starben auch die Weißen Bäume in Minas Anor. Aber sein Neffe Tarondor, der
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