Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
prallte und starb. Er war erst zweiundvierzig Jahre alt und sein Sohn ein sechzehnjähriger Jüngling.
Eorl gelobte, seinen Vater zu rächen. Lange stellte er dem Hengst nach, und endlich bekam er ihn zu Gesicht. Seine Begleiter erwarteten, dass er versuchen werde, sich ihm bis auf Bogenschussweite zu nähern und ihn zu töten. Doch als sie nah heran waren, stand Eorl auf und rief mit lauter Stimme: ›Komm her, Menschenfluch, und empfange einen neuen Namen!‹ Zu ihrem Erstaunen blickte das Pferd zu Eorl hin, kam herbei und blieb vor ihm stehen. Eorl sagte: ›Felaróf nenn ich dich. Du liebtest deine Freiheit, und daraus mach ich dir keinen Vorwurf. Aber nun schuldest du mir Wergeld, und dafür sollst du mir bis an dein Lebensende deine Freiheit preisgeben.‹
Dann saß Eorl auf, und Felaróf ließ es sich gefallen; und ohne Zaum und Zügel ritt Eorl auf ihm heim; und so ritt er ihn von da an immer. Der Hengst verstand alles, was Menschen sagten, ließ aber niemanden aufsitzen außer Eorl. Auf Felaróf ritt Eorl zum Feld des Celebrant; denn das Pferd erwies sich als ebenso langlebig wie die Menschen, und das galt auch für seine Nachkommen. Dies warendie mearas , die bis zur Zeit Schattenfells niemanden trugen außer dem König der Mark und seinen Söhnen. Von ihnen sagten die Menschen, Béma (den die Eldar Orome nennen) müsse ihren Stammvater aus dem Westen übers Meer gebracht haben.
Von den Königen der Mark zwischen Eorl und Théoden wird am meisten über Helm Hammerhand berichtet. Er war ein grimmiger Recke von großer Körperkraft. Zu seiner Zeit lebte ein Mann namens Freca, der sich rühmte, von König Fréawine abzustammen, obwohl er, wie es hieß, viel dunländisches Blut in den Adern hatte und dunkelhaarig war. Er wurde reich und mächtig, denn er besaß viel Land beiderseits des Adorn 30 . Nah an der Quelle des Flusses baute er sich eine Burg und schenkte dem König wenig Beachtung. Helm misstraute ihm, berief ihn aber zu seinen Ratsversammlungen; und Freca kam, wenn es ihm passte.
Zu einer dieser Versammlungen kam Freca mit vielen Männern und hielt für seinen Sohn Wulf um die Hand von Helms Tochter an. Doch Helm sagte: ›Du bist groß geworden, seit du zuletzt hier warst; aber das meiste ist Fett, nehme ich an.‹ Und die Männer lachten, denn Freca war von stattlichem Leibesumfang.
Da wurde Freca wütend, beschimpfte den König und sagte schließlich: ›Alte Könige, die eine angebotene Stütze abweisen, fallen am Ende auf die Knie.‹ Helm antwortete: ›Hör auf! Die Heirat deines Sohnes ist Nebensache. Damit können Helm und Freca sich später befassen. Einstweilen haben der König und seine Ratsherren Wichtigeres zu besprechen.‹
Als die Beratung vorüber war, stand Helm auf, legte Freca seine schwere Pranke auf die Schulter und sagte: ›In seinem Hause duldet der König keinen Streit, aber draußen ist man freier‹; und er zwang Freca, vor ihm herzugehen, aus Edoras hinaus aufs freie Feld. Zu Frecas Gefolgsmännern, die herbeieilten, sagte er: ›Bleibt fort! Wir brauchen keine Zuhörer. Wir haben eine rein persönliche Angelegenheitzu besprechen. Geht und redet mit meinen Männern!‹ Und sie schauten sich um und sahen, dass die Männer des Königs und seine Freunde weit in der Überzahl waren, und sie zogen sich zurück.
›Nun, Dunländer‹, sagte der König, ›jetzt hast du es nur mit Helm zu tun, allein und unbewaffnet. Doch du hast schon viel geredet, und nun habe ich das Wort. Freca, deine Narrheit ist mit deinem Bauch gewachsen. Du sprachst von einer Stütze. Wenn Helm die Krücke nicht mag, die man ihm aufdrängen will, dann zerbricht er sie. Und zwar so!‹ Und damit versetzte er Freca einen solchen Faustschlag, dass er betäubt umfiel und bald darauf starb.
Dann erklärte Helm Frecas Sohn und seine näheren Anverwandten zu Feinden des Königs; und sie machten, dass sie fortkamen, denn Helm schickte sogleich viele Reiter zu den Westgrenzen.«
Vier Jahre später (2758) kam Rohan in höchste Not, und Gondor konnte keine Hilfe entsenden, denn es wurde von drei Flotten der Korsaren angegriffen und lag an allen Küsten im Krieg. Zugleich hatte Rohan mit Eindringlingen von Osten zu kämpfen, und nun sahen die Dunländer ihre Gelegenheit und kamen über den Isen und von Isengard herunter. Bald wurde bekannt, dass Wulf ihr Führer war. Ihr Heer war sehr stark, denn die Feinde Gondors, die an den Mündungen des Isen und des Lefnui gelandet waren, stießen zu ihnen.
Die
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