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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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es sofort wiedererkannt. Vor Ja h ren waren in dieser Kladde alle Aufträge seines Vaters vermerkt worden, auch der letzte, dessen Rechnung immer noch offen stand.
    Erst der starrende Blick seines Mitarbeiters schien Ma n zini an den unverschlossenen Safe zu erinnern. Er sprang überraschend behände aus seinem Stuhl auf, eilte zum Schrank und warf die Tür ins Schloss. Sichtbar gemächl i cher kehrte er anschließend zum Schreibtisch zurück und nahm wieder seine ursprüngliche Haltung ein. Ohne e r kennbare Regung beobachteten seine dunkel funkelnden Äuglein den jungen Mann beim Herbeischaffen und Abste l len des Stuhls. Ab und zu zuckte sein schwarzer Schnur r bart.
    »Ich muss mit Ihnen reden, Signor Michel«, eröffnete er endlich das Gespräch. Nico hatte sich inzwischen gesetzt. Noch immer ein bisschen benommen, nickte er.
    »Ihre Tochter hat schon so etwas angedeutet. Es geht um gestern Abend, wenn ich mich nicht irre.«
    »Sie beide sind vor dem Lichtspielhaus gesehen worden.«
    »Das will ich nicht abstreiten.«
    »Lieben Sie meine Tochter?«
    Nico schluckte. Wenn das keine direkte Frage war! Es fiel ihm schwer, Manzinis Blick standzuhalten. »Sie ist ein li e benswertes Mädchen, Don Massimiliano.«
    »Das ist nicht die Antwort, die ich erwartet habe.«
    »Ich mag Laura sehr. In Nettuno und Anzio kenne ich Hunderte von Leuten, aber meine Freunde kann ich an einer Hand abzählen. Ich glaube, Ihre Tochter gehört dazu.«
    »Sie glauben es?«
    »Ich würde es mir wünschen, Don Massimiliano, aber wer kann schon in das Herz einer Frau sehen?« Nico wagte ein kleines Lächeln.
    Manzini schien auf diesem Gebiet ja einige Erfahrungen zu haben. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Dann sa g te er sehr langsam und sehr betont: »Mein lieber Michel, ich schätze Ihre Arbeit und Ihre Zuverlässigkeit überaus – auf der Verspätung letzten Sonntag will ich jetzt nicht h e rumreiten.«
    »Sie sind sehr großzügig, Don Massimiliano.«
    »Gleichwohl weiß ich auch, dass Sie ein junger Mann sind und Laura eine bildhübsche und zudem vermögende junge Frau. Um es kurz zu machen: Konzentrieren Sie sich auf die Dinge, die ich Ihnen anbefohlen habe, Signor M i chel. Meine Tochter gehört nicht dazu …«
    »Das ist mir klar«, erklärte Nico rasch.
    »Lassen Sie mich ausreden.«
    »Bitte entschuldigen Sie.«
    »Ich wollte noch eine zweite Sache hinzufügen. Mir wu r de berichtet, dass Sie am Sonntag vor meinem Arbeitszi m mer herumspaziert sind.«
    »Na ja … das stimmt wohl. Ich war längst über der Zeit und hörte hier drinnen Stimmen. Da wollte ich Sie nicht stören.«
    »Was haben Sie von dem Gespräch mitbekommen?«
    »Praktisch gar nichts. Ich war ja …« Nico schluckte.
    »In einer Türnische am Ende der Galerie. Das weiß ich bereits. Wieso haben Sie sich dort versteckt, als ich mit meinem Gast den Raum verließ?«
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    Manzini beugte sich vor und ließ die Hände, immer noch gefaltet, auf die Tischplatte sinken. »Bitte erklären Sie es mir.«
    »Ich … ich kenne Ihren Sinn für Pünktlichkeit. Wie Sie eben selbst sagten, schätzen Sie zuverlässige Mitarbeiter. Was ich mir am Sonntag geleistet habe, war ja wohl eher das Gegenteil davon. Ich hatte einfach Angst. Angst, meine Stelle zu verlieren.«
    Der Stadtvorsteher lehnte sich langsam zurück. Sein Blick bohrte sich in den des jungen Mannes. Nico wünschte, er könnte hinter die Stirn seines Gegenspielers sehen.
    Unvermittelt lächelte Manzini. »Ich schätze es, dass Sie den Vorfall nicht abstreiten. Hätten Sie das versucht, müs s te ich nämlich … disziplinarische Maßnahmen ergreifen. Aber Ihre entwaffnende Offenheit …« Manzini lachte. »Vergessen wir die Sache.«
    Nico sehnte sich danach, den Knopf am Hemdkragen zu öffnet. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Don …«
    »Nein, Sie haben mich schon wieder falsch verstanden, Michel.« Erneut beugte sich der Stadtvorsteher nach vorn und bekam wieder diesen stechenden Blick. »Was immer Sie glauben, gesehen oder gehört zu haben, ich möchte, dass Sie es vergessen. Das schließt auch den Stahlschrank in der Säule da hinter Ihnen ein. Habe ich mich klar ausg e drückt?«
    »Natürlich, Don Massimiliano.«
    Einige Atemzüge lang schien der Stadtvorsteher seinen Gemeindemechaniker noch hypnotisieren zu wollen, dann erhob er sich. Er lief zum Tresor, verstellte das Zahle n schloss und klappte die Holzverblendung vor die Stahltür. Während er hiernach zum Ausgang

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