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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich auch nur schwer an den G e danken gewöhnen, Niklas als Schwiegersohn zu beko m men.«
    »Aha, jetzt kommen wir der Sache schon näher. Wie la n ge ist das her, dass ich dich nass gespritzt habe?«
    »Meine Taufe? Ich bin am 2. April neunzehn geworden, falls es das ist, worauf Sie hinauswollen, Padre.«
    »Warte, bis du volljährig bist. Dann kannst du frei en t scheiden, wen du heiraten willst. Theoretisch.«
    »Don Massimiliano würde sie enterben«, brummte Nico, der sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, nur eine St a tistenrolle in dieser Szene zu spielen.
    »An Vaters Geld liegt mir nichts«, sagte Laura schni p pisch.
    »Und an seiner Gunst?«, konterte er. »Bisher hatte ich immer das Gefühl, du behandelst ihn wie einen Heiligen. Wenn ich mal etwas Kritisches über ihn gesagt habe …«
    »Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun«, u n terbrach sie ihn empört.
    »Hört, hört, der junge Bräutigam hat den Schwiegervater kritisiert. Das gefällt mir«, sagte der alte Giacomo vergnü g lich, wurde aber sogleich väterlich streng, als er das Wort wieder an Laura richtete. »Meine Tochter, höre auf deinen Niklas. Eure Ehe würde auf einem sehr morschen Fund a ment stehen, wenn du deinen Vater brüskierst. Sprich mit ihm. Momentan brauchst du zur Heirat sowieso noch seine Zustimmung. Der junge Mann da an deiner Seite scheint Rückgrat, ein gutes Herz und auch Verstand zu besitzen, was heutzutage eher die Ausnahme als die Regel ist. Gesteh deinem Vater die Liebe zu Niklas. Sag ihm, nur er könne dich glücklich machen. Dann wird der sture Bock … Ve r zeihung, dann wird Don Massimiliano nicht nein sagen.«
    »Und Sie, Padre?«
    »Euch beide zu trauen wäre mir ein Feuerwerk am Ende meines oft so bewölkten Lebens.«
     
    Die Prozession bewegte sich wie ein bunter Lindwurm durch die Gassen von Genzano di Roma. An dessen Kop f ende trugen vier Männer einen Baldachin mit goldener Fransenborte, unter dem die wichtigsten geistlichen Wü r denträger der Stadt dahinschritten. Padre Giacomo Lo Bello gehörte nicht dazu.
    Nico kam sich vor wie eine Schuppe, die am Schwanze n de des Drachen festhing, obwohl sie lieber irgendwo anders gewesen wäre. Lauras zweite Überraschung war mehr als nur gelungen. Sie lastete auf seiner Brust wie ein schwerer Stein.
    Der Festzug strebte einer Plattform entgegen, von der die heilige Messe verlesen werden sollte. Es war praktisch u n möglich, das Motorrad zu erreichen; am Kopf der Riese n schlange kam niemand vorbei, dafür sorgten schon die P o lizisten. Schließlich gelang es Nico aber doch, von dem Ungetüm abzuspringen. Er zog Laura in eine Seitengasse. Dann endlich entlud sich sein ganzer Unmut.
    »Warum hast du mich nicht vorher gefragt?«
    Sie hatte seine Stimmung längst gespürt und wirkte de m entsprechend verstört. »Willst du mich denn nicht?«
    »Darum geht es nicht, Laura.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Doch, Niklas. Ganz allein darauf kommt es an.«
    »Du hast ja keine Ahnung!«
    » Wovon, Niklas? Natürlich fühle ich, dass es da etwas zwischen uns gibt. Aber wir können doch über alles spr e chen … Oder etwa nicht?«
    Nicos Herz drohte zu zerspringen. Sein Hals war wie z u geschnürt. Am liebsten hätte er ihr das Weinen abgeno m men und sich von ihr trösten lassen. Es tat so weh, ihr we h zutun. Er musste ihr die Wahrheit sagen.
    Aber er konnte es nicht.
    Verzweifelt schüttelte er den Kopf. »Eher fließt das Wa s ser den Berg hinauf, als dass du mich heiraten würdest.«
    Sie riss sich von seiner Hand los. »Fängt das jetzt wieder an? Bruno muss dich hypnotisiert haben, sonst würdest du seinen dämlichen Spruch nicht pausenlos herunterleiern. Was immer uns entzweien mag, wir können es aus der Welt schaffen.«
    Nico ließ den Kopf hängen. Er wünschte es sich so sehr, aber er wusste auch, wie Laura reagieren würde, wenn er ihren Vater einen Mörder nannte. Erschöpft fragte er: »Weißt du, was Mauschelbete ist?«
    »Was …? Nein, keine Ahnung.«
    »Das Wort ist jiddisch. Diese jüdischen Begriffe aus dem Osten hörst du in Wien tagtäglich. Mauschelbete ist ein Kartenspiel.«
    »Ja, und?«
    »Es gibt dabei eine Hauptregel: Derjenige, der beim Schummeln erwischt wird, erhält die doppelte Strafe.«
     
    Sie ließen sich von Albino durch die Dämmerung tragen, aneinander geschmiegt und doch unerreichbar fern. Nico setzte Laura bei ihrem Fahrrad ab und verfolgte sie in s i cherem Abstand, bis sie wohlbehalten im Palazzo

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