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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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habe. Der Rivale in Lauras Zimmer war ein Radiosprecher.
    Nico verharrte atemlos vor dem Arbeitszimmer des P o destà. Nach einigen Minuten setzte oben die Musik wieder ein und wurde wenig später zu einem kaum noch hörbaren Klangnebel. Er atmete erleichtert auf. Jetzt war wohl der richtige Zeitpunkt für den Alternativplan. Er kratzte sich noch einmal an der linken Schulter, um hiernach an die Tür zu klopfen. Bevor er jedoch dazu kam, klingelte drinnen das Telefon.
    Rasch machte er zwei Schritte rückwärts, beugte sich in der Hüfte nach hinten und spähte im Gang nach beiden Se i ten. Niemand war zu sehen. Drei Sekunden später klebte sein Ohr am Schlüsselloch. Er spürte einen schwachen Luftzug, der Manzinis Stimme mit sich trug.
    »… Sie etwas herausgefunden? … Ja …. Was genau b e deutet das?« Die Stimme im Büro blieb längere Zeit still. Nico biss sich auf die Unterlippe. Nur die eine Seite eines Telefonats zu belauschen war ziemlich unbefriedigend. Endlich ergriff Manzini wieder das Wort. Jetzt klang er nicht mehr so hoffnungsvoll wie zuvor, sondern ziemlich missmutig.
    »Aber das steht doch alles in seinem Lebenslauf!« Es folgte eine kleine Stille und dann ein gespanntes »Ach, und was konnten Sie dort entdecken?« Erneut schien Don Ma s similiano zuzuhören, bis er ein wenig spöttisch bemerkte: »Sie sind Protestant, nehme ich an? … Wären Sie Katholik, dann wüssten Sie vermutlich, dass aus dem ersten Orden des heiligen Franz von Assisi drei Kongregationen hervo r gegangen sind: die Franziskaner, die Kapuziner und die Konventualen. Sonst haben Sie nichts herausgefunden? …«
    Die nächste Antwort Manzinis ließ Nicos Blut in den A dern stocken.
    »Damit haben Sie allerdings Recht. Andererseits kam der Junge ja schon 1932 nach Wien. Vielleicht war man seine r zeit dort noch duldsamer gegenüber den Juden als im Deu t schen Reich.«
    Die Kerle sprachen von ihm, Niklas Michel alias Nico dei Rossi! Obwohl sein Name nicht gefallen war, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Manzini musste also doch Verdacht geschöpft haben, nachdem er von der Lauschakt i on seines Lebensuhrhüters im letzten September erfahren hatte. Durch das Schlüsselloch drang ein bedrohliches Knurren.
    »Gleich zu gleich gesellt sich gern.« Und nach einer ku r zen Pause sagte der Hausherr: »Ich danke Ihnen.« Und le g te zwei oder drei Herzschläge später auf.
    Nico war wie gelähmt. Hätte sich in diesem Moment die Tür geöffnet, wäre er mit dem Ohr am Schlüsselloch e r tappt worden. Was sollte er jetzt tun? Eine Stimme in se i nem Kopf sagte, er könne sich irren. Selbst wenn Don Ma s similiano Erkundigungen über ihn einziehe, hieß das noch lange nicht, dass er ihn für den Sohn von Emanuele dei Rossi hielt. Du musst feststellen, was Hass gesagt hat. Ein vages Gefühl verriet ihm, dass der Anrufer Karl Hass war, der SS-Spion mit dem Decknamen »Amore«, der in der deutschen Botschaft …
    Plötzlich hörte Nico stampfende Schritte, die sich rasch näherten. Wie von einer Nadel gestochen, richtete er sich auf und klopfte kraftvoll an die Tür. Sie öffnete sich.
    Manzinis sauber gezupfte Augenbrauen gingen in die H ö he. Der glimmende Zigarrenstummel in seinem Mundwi n kel drohte abzustürzen. »Sie?«
    Nico lächelte verlegen. »Hatte ich nicht gesagt, dass ich noch vorbeischauen werde? Ich weiß, es ist reichlich spät geworden …«
    »Schon gut, Michel. Sie haben ja nicht auf der faulen Haut gelegen.«
    »Allerdings nicht.«
    »Der Podestà von Pontinia hat mich angerufen, um sich bei mir zu bedanken.«
    War es nicht andersherum? Hast du mir nicht bei deinem Kollegen hinterherspioniert, weil du mir nicht traust? »Dann war er mit meiner Arbeit zufrieden?«
    »Sehr. Und ich bin es auch, weil Sie sich nicht in den Vordergrund gespielt haben. Anscheinend halten Sie sich an unsere Abmachung.«
    Anscheinend? »Ich tue, was ich kann. Soll ich dann gleich mal nach der Lebensuhr …?« Nico spürte die Hand des Stadtvorstehers auf seiner Brust.
    »Sie warten schön hier draußen, bis ich Laura zu Ihnen geschickt habe. Ausnahmsweise können Sie heute ja nur das Nötigste für meinen kleinen Schatz tun?«
    »Wie bitte?«
    »Ziehen Sie die Uhr auf und schauen Sie, ob ihr nichts fehlt. Danach gehen Sie nach Hause und legen sich aufs Ohr. Ich würde Ja selbst die Aufsicht übernehmen, aber Sie stinken mir zu sehr, Signor Michel.« Manzini grinste.
    »Ein altes Hausrezept gegen die Mücken«, entschuldigte sich

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