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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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Um sein Bankkonto aufzustocken? Das passt doch nicht zusammen.«
    »Du denkst in zu kleinem Maßstab«, erwiderte Celia. »Wenn sie die Kinder geopfert haben, wäre die Energie, die ihnen zur Verfügung steht, praktisch unbegrenzt. Beaconfield könnte einen Dreckhaufen in Gold verwandeln. Er könnte sogar die fundamentale Struktur des Seins neu gestalten. Willst du, dass ein Mann wie die Lächelnde Klinge eine solche Macht besitzt?«
    Ich massierte mir die Schläfen. Die Wirkung von Celias Behandlung ließ nach, allmählich machten sich Kopfschmerzen bemerkbar. »Die Seherin hat mir noch etwas gezeigt. Selbst wenn Caristiona nicht ermordet worden wäre, hätte sie nicht mehr lange gelebt. Sie hatte die Seuche.«
    »Das ist … unwahrscheinlich«, sagte Celia.
    »Ich habe den Ausschlag gesehen.«
    »Ein Ausschlag kann ein Symptom für allerlei sein.«
    »Es war die Seuche«, entgegnete ich unwirsch, um dann sanfter fortzufahren: »Ich habe die Symptome schließlich oft genug gesehen. Könnte es sein, dass Blaureihers Schutzzauber nachlassen?«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich jetzt selbst für sie verantwortlich bin«, erwiderte sie und führte ihre Tasse zum Mund. Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
    »Davon hast du mir gar nichts erzählt«, sagte ich.
    »Die Einwohner der Stadt haben einen ruhigen Schlaf, weil sie wissen, dass der Meister über ihnen wacht. Es ist besser, diese Gewissheit nicht zu erschüttern. Nur ein paar Leute an der Spitze des Amts für magische Angelegenheiten wissen von diesem Wechsel. Deshalb wurde ich auch zur Zauberin Ersten Ranges ernannt – damit ich bereit bin, wenn der Meister seinen Pflichten nicht mehr nachkommen kann.« Das war ein Mordseuphemismus für den Tod ihres Ziehvaters, aber andererseits war es gut, dass Celia die Sache so nüchtern betrachtete. Schließlich würde das Schicksal von Rigus in Zukunft offenbar auf ihren schmalen Schultern ruhen. »Wenn die Abwehrzauber nachließen, wüsste ich es. Und sie lassen nicht nach.«
    »Du sagst, es sei unmöglich, dass Caristiona die Seuche hatte?«
    »Nein, das sage ich überhaupt nicht. Es ist zwar ausgeschlossen, dass die Seuche auf natürliche Weise auftritt, aber sie könnte absichtlich verbreitet werden. Wenn jemand sie auf die Bevölkerung losließe, sodass sich genügend Leute anstecken … der Schutzwall, den der Meister errichtet hat, ist nicht undurchlässig. Bei einer entsprechend großen Anzahl von Erkrankten könnte er zusammenbrechen.«
    »Du glaubst, der Herzog infiziere Kinder mit der Seuche? Zu welchem Zweck? Was hat er davon?«
    »Wer weiß, welchen Pakt der Herzog geschlossen hat, um Hilfe aus der Leere zu erhalten? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kreatur, die du gesehen hast, nichts für ihre Dienste verlangt. Vielleicht musste sich Beaconfield dazu verpflichten, das Fieber zu verbreiten.«
    »Du meinst also, das sei eine Art von … diabolischem Tauschgeschäft? Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Ich bin überhaupt nicht sicher, verdammt noch mal«, fuhr sie mich an. Dieser Fluch passte in keiner Weise zu ihr und bewies, wie groß ihre Angst war. »Ich kann schließlich nicht die Gedanken des Mannes lesen, ich kenne auch nicht jede Einzelheit seines kranken Plans. Aber ich weiß: Wenn er weitermacht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Abwehrzauber versagen. Während du im Kreis herumschnüffelst, liegt der Schatten des Todes über der Unterstadt.«
    Allmählich wurde ich sauer. »Ich werd das schon hinkriegen.«
    »Wie viele Kinder sollen denn noch sterben, bis du endlich was tust?«
    »Ich werd das schon hinkriegen«, wiederholte ich wütend, obwohl ich im tiefsten Innern wusste, dass Celia recht hatte, dass ich diese Sache zu lange hatte schleifen lassen. Dafür stand jedoch zu viel auf dem Spiel. Beaconfield war der Täter. Die Konsequenzen würde er sehr bald zu spüren bekommen.
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass das Werk des Meisters vergeblich war.«
    »Das wird auch nicht geschehen«, erwiderte ich. »Beim Erstgeborenen, dafür werde ich sorgen.«
    Das schien sie ein wenig zu beruhigen. Sie legte ihre weiche Hand auf die meine, und wir saßen eine Weile schweigend da.
    Allmählich wurde es spät, und mir stand ein langer Heimweg bevor. »Ich wollte dich noch etwas fragen. Ich habe mit der Mutter des letzten Kindes gesprochen. Sie sagte, er habe Dinge gewusst, die er gar nicht wissen konnte – das hat mich daran erinnert, wie

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