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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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was Celia mir erzählt hatte, genau mit dem Bild überein, das ich von dem Mann hatte.
    »Glaubst du, der Herzog und Brightfellow arbeiten zusammen?«, fragte Celia.
    »Sie führen etwas im Schilde. Ich weiß bloß noch nicht, was.«
    »Und weist der Talisman immer noch auf den Herzog hin?«
    »Ja.«
    »Welche Beweise brauchst du dann noch? Kannst du nicht einfach …« Sie machte eine Geste, die auszudrücken schien, dass ich die Lächelnde Klinge ins Gefängnis bringen solle. Vielleicht wollte sie damit aber auch sagen, man könne ihn genauso gut gleich abmurksen.
    Ich zog es vor, Ersteres anzunehmen. »Was hab ich denn in der Hand? Ein gestohlenes Beweisstück, das auf die Schuld eines Individuums hindeutet, das irgendwie mit einem mächtigen Adligen in Verbindung steht. Crispins Entdeckung hat meinen Verdacht weitgehend bestätigt, aber was das Schwarze Haus angeht …« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts vorzuweisen.«
    Sie kaute an ihrer Daumenkuppe herum. »Möglicherweise gibt es etwas, womit ich dir helfen kann.«
    »Du kennst mich. Ich bin zu stolz, um Hilfe zu bitten, aber nicht zu stolz, sie anzunehmen.«
    »Ich könnte eine Divination durchführen, die sich auf das Haus des Herzogs richtet – das dürfte etwas Licht in seine Aktivitäten bringen. Oder dir zumindest verraten, wo du nach weiteren Beweisen suchen musst.«
    »Ich kann jede Unterstützung brauchen«, erwiderte ich, fragte mich jedoch, warum sie nicht schon früher draufgekommen war.
    »Das wird ein oder zwei Tage dauern. Wenn ich etwas herausgefunden habe, schicke ich einen Boten zu dir.«
    »Danke«, sagte ich, was auch ehrlich gemeint war.
    Celia nickte. Dann schenkte sie sich eine weitere Tasse Tee ein, in die sie zwei Stück Zucker gab.
    »Ich habe neulich mit einer Seherin des Schwarzen Hauses gesprochen«, sagte ich.
    Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Zeigefinger. »Es überrascht mich, dass das Schwarze Haus dir das gestattet hat.«
    »Du meinst, weil ein Angehöriger des Schwarzen Hauses gerade versucht hat, mich umzubringen? Das Drollige an diesen Geheimorganisationen ist, dass da die eine Hand nicht weiß, was die andere tut, selbst wenn es um Mord geht.«
    »War sie denn in der Lage, der Leiche etwas zu entnehmen?«
    »Nichts, was auf den Mörder schließen ließe. Aber die Seherin hat Hinweise darauf gefunden, dass das Mädchen geopfert worden ist.«
    »Das haben wir doch befürchtet, nicht wahr? Wir wussten, dass sich der Herzog mit schwarzer Magie befasst. Da ist es nur logisch, dass er bis zum Äußersten geht.«
    »Vorausgesetzt, es war der Herzog.«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. Für sie war das Problem bereits geklärt.
    Dabei hätte ich es gern bewenden lassen, weil ich die weichherzige Celia nicht noch weiter in diese schmutzige Angelegenheit verwickeln wollte. Aber ich musste bestimmte Dinge wissen und hatte niemanden, den ich sonst hätte fragen können. »Was kannst du mir darüber erzählen?«
    »Über Menschenopfer? Leider nicht viel. Das gehörte an der Akademie nicht zum Lehrstoff.«
    Warum eigentlich nicht? Schließlich hatte man Adelweid doch beigebracht, wie man Dämonen aus der Finsternis des Alls heraufbeschwor, wie man Monster in unsere Welt lockte und sie auf seine Mitmenschen losließ. »Wie das im Einzelnen vor sich geht, interessiert mich nicht. Was mich interessiert, ist vielmehr das Motiv. Was hätte man denn von solch einem Akt?«
    Celia dachte eine Weile nach, bevor sie antwortete. »Die meisten Zauber basieren auf der Kraft des Magiers, werden durch seinen Willen gewirkt und gelenkt. Für größere Zauber kann man zusätzliche Energie abzapfen, aus Bereichen, die mit Macht aufgeladen sind, oder aus Gegenständen, die für diesen Zweck geschaffen wurden. In extremen Fällen könnte ein Magier sogar einer niederen Lebensform die Substanz entziehen und sie dazu verwenden, einen Zauber zu wirken. Theoretisch gilt das auch bei einem Menschenopfer, wenn auch in weit größerem Ausmaß.«
    Ich dachte nach und versuchte, mir ein stimmiges Gesamtbild zu machen. »Irgendwie passt das alles nicht zusammen. Die Lächelnde Klinge ist pleite, na schön – für einen Mann wie Beaconfield ist das ein zwingendes Motiv. Wenn er sein Geld verliert, verliert er alles – seinen Status, sogar seinen Namen. Er kann ja auch nicht einfach losziehen und sich einen Job suchen. Er tut sich also mit Brightfellow zusammen, zitiert Monster aus dem All herbei und schlachtet Kinder ab. Aber wozu?

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