Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Zwillinge … Nicht übel, das wird Köschner gefallen … Als Banker verkörperte er nicht nur das Geld, sondern auch die Macht. Und genau da lag der Haken.
    Ernst Schmidt-Weimar seufzte, stand auf und trat an das große Panoramafenster, das den lichtüberfluteten Vorbau von dem parkähnlichen Garten trennte. In der Nacht war leichter Schnee gefallen, doch schon wieder war die Sonne gekommen, um ihn aufzutauen. Amseln flogen …
    Schmidt-Weimar wünschte Köschner zum Teufel. Er wünschte, er könnte das Haus verriegeln.
    Ramon, Schmidt-Weimars philippinischer Butler, klopfte und streckte diskret den Kopf durch die Tür. »Mr. Köschner, Herr Doktor.«
    Fünf Minuten zu früh. Auch das noch! Scheint reichlich nervös, der Köschner.
    »Lassen Sie ihn rein.«
    Und da stand er nun: dunkelgrauer Anzug, blau-weiß gestreiftes Hemd, die Nase so rot wie die Krawatte – ganz offensichtlich im Hochstreß.
    Sie gaben sich die Hände. Schmidt-Weimar deutete auf einen der beiden Sessel am Frühstückstisch, doch Köschner schüttelte den massigen Kopf. »Im Moment ist mir nicht danach, nehmen Sie's mir nicht übel.«
    »Keinen Kaffee?«
    »Um Gottes willen, bloß nicht.«
    »Aber was ist denn los, mein Lieber? Ich denke, Sie wollen mit mir über die GW reden … Was ist daran so aufregend?«
    Köschner machte drei Schritte vor, dann drei Schritte zurück, blieb schließlich stehen, setzte sich doch in den Sessel und starrte Schmidt-Weimar an. »Es geht nicht allein um die GW. Es geht vor allem um einen ihrer Mitarbeiter.«
    »Einen Mitarbeiter? Und um wen?«
    »Diese Reporterin. Diese Folkert.«
    »Do? – Aber wieso denn?«
    »Wieso? – In Genf stehen sie kopf. In Lausanne, wo sich das Archiv der GW befindet, genauso. Sie behaupten, die Folkert hätte sich einer Anzahl lebenswichtiger, vertraulicher Unterlagen bemächtigt. Und sie denke daran, die zu veröffentlichen.«
    »Hören Sie, das traue ich ihr nicht zu. Und ich glaube es auch nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil sie gerade noch gestern bei mir war. Und sie hat diese Geschichte, die Sie da erzählen, mit keinem einzigen Wort erwähnt.«
    Nein, dachte Schmidt-Weimar, hat sie nicht. Aber sie hat sich nicht nur sonderbar, sie hat sich richtig hysterisch aufgeführt … Und dann noch die Sache mit den dringenden Familienangelegenheiten?
    »Sie braucht sie ja nicht bei Ihnen zu veröffentlichen, sie kann das auch woanders. Oder sie anderen zuspielen.«
    »Dann müßte ich sie rauswerfen. Schließlich steht sie bei mir unter Vertrag.« Schmidt-Weimar sagte es leichthin, mit einem halben überlegenen Lächeln, aber es wurde ihm immer beklommener zumute. Was, zum Teufel, lief da eigentlich?
    Eine Pause entstand. Köschner rieb sich mit dem Handrücken den feinen Schweißfilm weg, der sich auf seiner Stirn gebildet hatte. Was war bloß mit dem Mann? Geriet er völlig aus den Fugen?
    »Ernst! Sie müssen der GW helfen. Daran kommen Sie gar nicht vorbei. Sie müssen das herausbekommen, hören Sie? Schließlich sind Sie Partner.«
    »Von wem?« Wenn Schmidt-Weimar die Brauen hochzog wie jetzt, hatte das noch jeden beeindruckt. Nicht Köschner.
    »Etwa nicht? Wem haben Sie denn Ihren hübschen Verlagsausbau zu verdanken? Sie haben ihn mit Conradis Hilfe von der Züricher Zentralbank durchgezogen. Und wen Conradi in der ZZB vertritt, weiß man schließlich: nämlich die GW. Und außerdem, außerdem stehen Sie auf der Liste der Förderer. Und nicht mit Kleckerbeträgen …«
    Das kam überraschend aggressiv, vor allem überraschend bei einem Mann wie Köschner, den Schmidt-Weimar eher als einen auf Form bedachten Erbsenzähler eingeschätzt hatte. Sieh mal an! Und zum Teufel, auf was will er hinaus?
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Köschner, »für Sie ist die GW die zuverlässigste Maschine der wunderbaren Geldvermehrung, die je erfunden wurde. Und genauso sehen es vermutlich Conradi und Dutzende von anderen supercleveren Köpfen, einschließlich mir selber. So sieht es vermutlich auch der Oberchef, dieser merkwürdige Monsieur Legrand. Und warum auch nicht? Gibt es ein idealeres Produkt als Glauben? Der Rohstoff ist kostenlos, die Arbeitskräfte sind gratis – und der Rest ist nichts als Organisation und Marketing.«
    Schmidt-Weimar schlug die Beine übereinander. »Auf diesen Trick kamen schon einige andere, mein Lieber.«
    »Richtig. Und die meisten gingen baden. Weil sie nichts waren als dämliche Ignoranten.«
    »Und Moon? Und die Scientologen?«
    »Was gehen die mich

Weitere Kostenlose Bücher