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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zerbrochenes Metall. »Damit wären wir am Punkt zwei, von dem ich vorhin gesprochen habe. Weil's damit zu Ende ist. Und nicht nur damit, mit Ihnen und mit mir wahrscheinlich auch. Mit ziemlicher Sicherheit zu Ende … Omega wußte schon, warum er sich ständig auf Schiffen aufhielt und von dort seine Geschäfte leitete. Immer hübsch außerhalb aller Staatsgrenzen und Staatsgesetze. Doch wir sind an Land und haben hier unsere Köpfe hinzuhalten …«
    »Und hat das etwas mit Do Folkert zu tun?«
    »Ja. Hat es. Und wie!«
    Ein feines Singen wurde in Schmidt-Weimars Ohren wach. »Ihr Blutdruck, Herr Schmidt-Weimar«, hatte der Arzt gesagt, »gefällt mir in letzter Zeit überhaupt nicht …« Mir auch nicht, dachte er und sog tief die Luft ein. Mir auch nicht. Und dieser Arsch von Köschner noch weniger … Was sagt er da gerade?
    »Soll ich Ihnen sagen, warum? Weil sich auf den Disketten, die da in Lausanne geklaut worden sind, nicht nur unsere Namen befinden, einer nach dem anderen, mit Adresse, Position und Einflußnahmen, die für die GW geleistet worden sind, und …« Köschner hob die Hände, und als er die Fingerspitzen zusammenpreßte, wirkte es, als würde er beten. »Und mit all den Beträgen, die von der GW geflossen sind. Bei jedem. Und nun stellen Sie sich mal eine solche Liste in der Presse vor! Was glauben Sie, wie sich Ihre Kollegen freuen, einen derartigen Skandal loszutreten.«
    Da war es wieder, dieses Singen in seinem Kopf. Schmidt-Weimars Mund wurde trocken. »Das ist … das ist doch nicht möglich …«
    »Sie werden erleben, was möglich ist …«
    Um sieben Uhr vierzig wartete der Bus am Heumarkt. Franz Slezak, ein Neffe des Busbesitzers, der an diesem Donnerstag als Chauffeur eingeteilt war, verstaute die Rucksäcke in der Ladeluke.
    Noch war es dunkel, noch brannten die Scheinwerfer. Schwester Beate, die Klassenlehrerin in der Vierten der katholischen Mädchenschule zählte durch, verabschiedete die kleine Gruppe von Eltern, die fröstelnd herumstand, und scheuchte ihre verschlafenen Zehn-, Elf- und Zwölfjährigen in den Bus.
    Franz Slezak, ließ den Motor an, Schwester Beate griff zum Mikrophon und schrie: »Juhuu!« Slezak gab Gas, der Bus fuhr zum Heinrichsdamm, dann den Kanal entlang zur Autobahn.
    »So«, rief Schwester Beate, »und jetzt wird gesungen! Und zwar ›Hoch auf dem gelben Wagen‹. Und auch nicht leise und nicht verpennt – laut, kräftig und fröhlich.«
    Und so verließ ein Bus mit achtzehn singenden Mädchen die Stadt Bamberg. Er fuhr bis zum Autobahndreieck in Richtung Nordosten. In Schönwald würden sie aussteigen und sich umsehen, ob es genug Schnee für die mitgenommenen Skier gab. Wenn nicht, würden sie halt zur Körber-Mühle laufen, wo sie ein Essen erwartete. Als sich die Sonne über den Horizont schob, war zu erkennen, daß auch an diesem Tag der Himmel klar und wolkenfrei sein würde.
    Es gab keinen Schnee. So gingen sie zu Fuß den Berg hoch und durch den Wald. Es wurde Mittag, und die Kids meuterten.
    »Na gut«, entschied Schwester Beate, »hier in der Lichtung können wir ein Feuer machen. Da gibt's keine Bäume. Und dann halten wir halt eine Brotzeit ab.«
    Sie schleppten Holz heran. Das Feuer qualmte, und Schwester Beate brach tapfer weitere morsche Äste.
    Es wurde langweilig. Rosi Kaufinger sah ihre Freundin Inge an. Und Inge wußte sofort, was der Blick bedeutete: Komm, die Alte ist beschäftigt. Nur weg hier!
    Rosi war der Draufgänger der Klasse und Inge stolz auf diese Freundschaft. Manchmal, da war Rosi ein wenig unbequem und fing derartig an zu spinnen, daß sie einem richtig auf den Keks ging. Auch jetzt wieder … Was rannte sie da den Berg hinab?
    Inge rannte hinterher und rutschte. Sie suchte einen Halt, und Rosi war schon wieder weiter, mitten im Laub, immer den Abhang hinab, immer diesem Stausee entgegen, der von unten durch die Stämme blau glitzernd heraufleuchtete.
    »He, warte doch!« schrie Inge. Doch weil Rosi wieder nicht reagierte und sie auch nicht lauter brüllen wollte, zielte sie mit einem Aststück nach ihr und hätte sie auch getroffen, wäre Rosi nicht zur Seite gesprungen.
    »Guck mal!« Endlich, Rosi stand. Sie hatte den Arm gehoben. Doch was sie zeigte, hatte Inge schon zuvor beobachtet: Der Sturm mußte Bäume entwurzelt und in den See geworfen haben. Daß die sich dann an den Ufern wieder verfingen, war ja wohl nicht besonders aufregend.
    Doch was war mit Rosi? Sie ging noch näher zum Ufer, überquerte eine Straße,

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